Real Sociedad 112020Getty Images / Ander Gillenea

Real Sociedad San Sebastian mischt La Liga auf: Die Jungspunde lernen von Xabi Alonso


HINTERGRUND

In San Sebastian malen sie sich bereits aus, dass am Ende alles so wird wie 1981 oder 1982. Wie zu den ganz großen Zeiten von Real Sociedad, als die bis heute einzigen beiden Meisterschaften gefeiert wurden. Der Klub aus der Stadt am Golf von Biskaya liegt in Spanien nämlich nicht nur auf der Landkarte ganz oben, sondern schon seit Mitte Oktober auch in der Tabelle von La Liga.

Und das nicht zufällig. "La Real" hat vor dem Heimspiel gegen Villarreal am Sonntag (21 Uhr live auf DAZN) die meisten Siege eingefahren (sieben), die meisten Tore erzielt (21) und nach Atletico (zwei) die wenigsten Gegentreffer kassiert (vier). All das nach zehn Spieltagen, wo sich die Tabelle einer Saison in der Regel schon einigermaßen reguliert.

Will heißen: Real Sociedad ist etwas zuzutrauen. Vielleicht sogar tatsächlich ein Eingriff in den Titelkampf? "Es ist schwer, sich 'la Real' als Meister vorzustellen, aber wir haben Hoffnung", sagte Roberto Lopez Ufarte, der die zwei Liga-Titel als Spieler miterlebt hatte, dem TV-Sender La Sexta.

Träumen dürfen sie, die Basken, für die eine andere Trophäe zwar noch zeitlich weit weg ist, aber bereits zum Greifen nahe: Das ursprünglich für den 18. April angesetzte Pokalfinale 2019/20 gegen Athletic Bilbao steht wegen der Corona-Pandemie immer noch aus. Das rein baskische Pokalfinale 2020 wurde nun für den 4. April 2021 angesetzt.

Real Sociedad: Für Ödegaard kam David Silva

Doch wo kommt der Aufwärtstrend von San Sebastian her? Verlor die Mannschaft doch im Sommer auch noch den zwar nicht besten, aber bekanntesten Spieler: Martin Ödegaard kehrte zurück zu Real Madrid.

In San Sebastian ersetzte man ihn in einem Transfersommer ohne auch nur einen Euro an Ausgaben mit einem Routinier: David Silva. Der mittlerweile 34-jährige Spanier stand nach seinem Vertragsende bei Manchester City schon bei Lazio Rom im Wort, die Wahl fiel dann aber doch auf "la Real" .

Januzaj Oyarzabal Real SociedadGettyBild: Getty Images

Silva brachte mit stolzen 761 Karrierespielen jede Menge Erfahrung und Leader-Qualitäten mit. Ein Puzzleteil, das sich für die mit einem Altersschnitt von 24,81 ligaweit jüngste Mannschaft über eine Saison hinweg bezahlt machen kann. Das Mittelfeld-Ass ist nur einer von vier Akteuren, die 30 Jahre oder älter sind. 16 Spieler stammen sogar aus der eigenen Jugend, womit Sociedad auch das Ensemble mit den meisten Eigengewächsen aufweist.

Real Sociedad: Mikel Oyarzabal ist Kapitän mit 23

Einer dieser selbst geschliffenen Diamanten: Mikel Oyarzabal, den zuletzt auch die deutschen Nationalspieler beim 0:6-Debakel gegen Spanien näher kennenlernten. Der 23 Jahre alte Linksaußen genießt innerhalb der Kabine einen hohen Stellenwert. Zum einen führt er das Team in Abwesenheit des eigentlichen Spielführers Asier Illarramendi, schon seit September 2019 verletzt und ohne Einsatz, als Kapitän an. Mit sechs Treffern ist er in der Liga gegenwärtig der beste Angreifer.

Oyarzabal und Co. stehen in Spanien für attraktiven Fußball. Schnell, erfrischend, offensiv, direkt - ob in einem 4-3-3, einem 4-2-3-1 oder dem meist praktizierten 4-1-4-1. Für Trainer Imanol Alguacil war es keine allzu große Aufgabe, der Mannschaft seine Spielphilosophie zu vermitteln. Zahlreiche Akteure betreute der 49-Jährige nämlich schon als Trainer in Sociedads Jugendbereich.

Er begann seine Laufbahn als Coach dort im Jahr 2011, wurde 2013 Assistent der zweiten Mannschaft, dann für vier Spielzeiten ihr Verantwortlicher. Im März 2018 sprang Alguacil interimsmäßig für zwei Monate bei den Profis ein, Ende Dezember 2018 startete dann seine bis heute währende Amtszeit.

Real Sociedad: Mit Xabi Alonso 2003 auf Platz 2

Die zweite Mannschaft wird übrigens seit 2019 von Xabi Alonso trainiert, dem Ex-Bayern, den FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge irgendwann gerne auch als Coach der Münchner sehen würde. Alonso, 39, startete seine Weltkarriere als Spieler einst in San Sebastian, er stand auch beim letzten richtigen Höhenflug von La Real auf dem Platz: 2003 beendeten die Basken die Liga auf Rang zwei. Momentan scheint wenig dagegen zu sprechen, dass ihm das auch als Trainer gelingen könnte. Einstweilen wirkt er aber erst mal gerne als Talenteschmied.

Alonso und Alguacil eint, dass sie beide nicht das Rampenlicht suchen. "Ich mag keine Pressekonferenzen, bin weder auf Twitter noch auf Instagram aktiv. Ich bin Trainer und versuche, mich so gut es geht zu isolieren. Es gefällt mir nicht, für Schlagzeilen zu sorgen", beschreibt Alguacil sich selbst.

Demut führt nicht selten zum Erfolg. Der Schlüssel ist aber auch der Spirit in der Kabine, in der sich gerade mal vier Akteure befinden, deren Nationalität nicht die spanische ist. "Wir sind mehr als ein Team - eine Familie, eine echte Gang", so Stürmer Portu in einem Interview mit dem Liga-Verband.

Eine verschworene Einheit, die aber nicht allein guten Fußball spielen möchte. Er soll auch zu etwas führen. "Wir setzen uns kein Limit. Natürlich werden wir einen Titel in Angriff nehmen", sagte er sogar. Als ob er ein Spieler von Real oder Barca wäre.

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