Lionel Messi Barcelona Real Madrid 23042017

Real kann Messis Karriere-Ende kaum erwarten


KOMMENTAR

Es war ein Jubel, der in die Geschichte eingehen wird. Lionel Messi hatte mit seinem 500. Pflichtspieltreffer für den FC Barcelona in den letzten Sekunden der Nachspielzeit gerade den Clasico gegen Real Madrid entschieden und streckte den Fans im Santiago Bernabeu sein Trikot entgegen.

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Während dies bei den Anhängern der Königlichen für wutentbrannte Gesichter sorgte, gerieten die Barca-Fans regelrecht in Ekstase. Für sie war es die Bestätigung dessen, was sie schon lange wussten - Messi ist für sie da, wenn es am meisten darauf ankommt. Und auch Real Madrid bekam die Genialität des Argentiniers bereits das ein oder andere Mal zu spüren - wohl öfter, als ihnen lieb sein dürfte.

Ronaldinho, Iniesta und Maradona wurden bejubelt

Nach einer überragenden Vorstellung im Jahr 2005 im Bernabeu (und Messis Clasico-Debüt in dieser Partie) würdigten die Madrid-Fans Barcelonas Ronaldinho mit Standing Ovations. Und auch Andres Iniesta durfte das Feld unter dem Applaus der Madridista verlassen, als er in der vergangenen Saison beim 4:0 der Katalanen vorzeitig runter durfte.

Wenn man noch weiter in der Geschichte zurückgeht, kommt man zu Diego Maradona, der nach einem Weltklasse-Tor im Clasico 1983 von den Real-Fans bejubelt wurde. Warum geschieht das aber nie mit Messi?

Lionel Messi Barcelona Real MadridGetty Images

Vielleicht, weil er den Real-Fans so oft wehgetan hat. In seinem ersten Clasico im Camp Nou erzielte der Argentinier einen Hattrick und sorgte dafür, dass Barcelona nach einem 0:3-Rückstand noch ein 3:3 erreichte. Am Ende der Saison wurde zwar Real Meister, doch seitdem hat Messi den Blancos bei zahlreichen Gelegenheiten in die Suppe gespuckt - in der Liga, der Champions League und der Supercoppa.

Verletzende Sprechchöre

Anstatt seine Brillanz anzuerkennen, verstecken sich viele Madrid-Fans hinter billigen Beleidigungen, wenn es um den fünfmaligen Ballon-d'Or-Sieger geht. "Er sieht blöd aus", sagen manche. "Er kann nicht mal vernünftig sprechen", sagen andere. Diese Fans sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, Messi mit verletzenden Sprechchören zu ärgern. "Messi, Messi, subnormal", rufen sie.

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"Subnormal" bedeutet "zurückgeblieben" oder "behindert" - und ist damit etwas, was in keinem Fußball-Stadion der Welt geäußert werden sollte. Es ist ein unwürdiger Umgang mit einem Fußballspieler - und mit einem der Größten aller Zeiten sowieso.

Natürlich muss sich Cristiano Ronaldo ähnliche Dinge anhören, wenn er im Camp Nou aufläuft. Die Rivalität mit dem Portugiesen wird dabei von den kontroversen und deutlich in zwei Lager verteilten spanischen Medien geschürt, vor allem vor dem Clasico und der Vergabe des Ballon d'Or. Das alles hat dazu geführt, dass die Real-Fans ihren Superstar lieben und seinen Widersacher hassen - und in Barcelona ist es genau umgekehrt.

Lionel Messi Real Madrid Barcelona LaLiga 23042017GettyLionel Messi Real Madrid Barcelona LaLiga 23042017Getty

Dazu kommt dann noch, dass die Spiele zwischen Barcelona und Real Madrid besonders umkämpft und hart waren, als noch Jose Mourinho die Regie bei den Madrilenen führte. Ein Vorfall in einem dieser Clasicos sorgte dafür, dass Messi in Madrid noch unbeliebter wurde.

In den letzten Sekunden des Clasicos im April 2011 rannte Messi beim Spielstand von 1:1 einem zu weit geratenen Pass im Bernabeu hinterher, der ins Seitenaus ging. Frustriert nach einer unscheinbaren Vorstellung drosch der Argentinier die Kugel in die Menge. Das rief wütende Reaktionen der Real-Fans hervor und auch Pepe stellte Messi zur Rede und tippte sich an die Stirn: "Bist du verrückt oder was?"

In der spanischen Fußball-TV-Show Punto Pelota (jetzt: El Chiringuito), die Real Madrid immer sehr wohlgesonnen ist, begannen hinterher die Analysen: "Hat Messi den Ball absichtlich in die Madrid-Fans geschossen? Was denkt er, wer er eigentlich ist?"

Warten auf den Rücktritt

Ein paar Tage später schlug Madrid Barcelona im Mestalla im Pokalfinale. Genau eine Woche später brachte Messi mit zwei tollen Toren Barcelona auf den Weg ins Champions-League-Finale, in einem Spiel, in dem Reals Pepe vom Platz flog. Es war einfach undenkbar, dass die Madrid-Anhänger für den Argentinier klatschen würden.

Top-Stürmer zurück nach München?

Vor dem Clasico am Sonntag hatten die Real-Fans oft darauf hingewiesen, dass Messi in den vorherigen sechs Duellen mit den Madrilenen nicht getroffen hatte. Sie hätten es aber wissen können, dass sie einen Spieler wie den Argentinier nicht hätten abschreiben dürfen, denn schließlich hat Messi in dem berühmtesten aller Duelle mehr Tore als jeder andere Spieler erzielt. Und weil die Niederlage durch das entscheidende Gegentor in der 92. Minute besonders bitter war, waren die Real-Fans erneut nicht in der Stimmung, Messi zu bejubeln.

Das ist eigentlich schade, denn Messis Status verdient nun einmal Anerkennung - auch von den gegnerischen Fans. Dass er in Madrid gewürdigt wird, dürfte aber auch in Zukunft nicht passieren. Die meisten Real-Fans geben nach einigen beharrlichen Worten zu, dass er ein toller Spieler ist, aber es ist eher eine Anerkennung, die sie ihm nicht gerne zukommen lassen. Weil sie in all den Jahren zu oft das Opfer seiner Klasse geworden sind, können sie es kaum erwarten, dass er irgendwann seine Karriere beendet.

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