Real Madrids Transferkandidat: Darum kann "Naturgewalt" Endrick auf Vinícius Junior und Rodrygo folgen

Dass das Debüt eines erst 16-Jährigen schon seit Jahren in einem ganzen Land bewundernd erwartet wird, kennen wir in Deutschland bereits aus dem November 2020 von Youssoufa Moukoko bei Borussia Dortmund. Bei Endrick Felipe Moreira de Sousa (16) in Brasilien hingegen sieht wohl nun die gesamte Fußballwelt hin.

170 Tore in 167 Jugendspielen. Und das in fünf Jahren gegen stets deutlich ältere Gegner. Dazu die Auszeichnung als bester Spieler inklusive Fallrückzieher-Tor in Brasiliens wichtigstem Nachwuchsturnier "Copinha". Bereits vor seinem Profidebüt hatte sich Endrick seinen Ruf als "Next Big Thing" im Weltfußball eindrucksvoll erarbeitet. Anfang Oktober betrat der Mittelstürmer nun erstmals die große Profibühne.

Beim 4:0-Sieg für Palmeiras gegen Coritiba durfte Endrick für 20 Minuten seine schon bemerkenswert ausgereiften Dribbling- und Schusskünste präsentieren. Ganz nebenbei schrieb er als jüngster Spieler des Vereins mit 16 Jahren, zwei Monaten und 16 Tagen Geschichte.

Endrick Brazil Getty Images

"Dieses Publikum ist wunderbar. Das ist das Publikum, das ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht habe, ich bin Palmeiras-Fan", schwärmte Endrick hinterher beim brasilianischen Fernsehsender Premiere: "Ich wollte unbedingt hören, wie das Publikum meinen Namen schreit - es fühlt sich sehr gut an. Ich werde alles für sie tun und ich weiß, dass ich Höhen und Tiefen haben werde."

Endrick: Früher Armut und Förderung, nun eine "Naturgewalt"

Diese kennt der Teenager bereits aus seiner eigenen Kindheit. Seine Familie musste mit geringem Einkommen auskommen, als Kind wurde er von der Gol-de-Letra-Stiftung gefördert. Seine fußballerischen Fähigkeiten hinterließen schon früh Eindruck. Auch Neymars Ex-Klub FC Santos buhlte um Endricks Dienste, das Rennen machte jedoch Palmeiras: Sie boten ihm und seiner Familie ein Haus nahe der Alviverde-Nachwuchsabteilung und gaben seinem Vater Douglas eine Arbeit als Platzwart.

Palmeiras-Jugendkoordinator Joao Paulo Sampaio bezeichnete Endrick bei UOL als eine "Naturgewalt" und ergänzte: "So wie Wasser bergab fließt, kann man ihn nicht aufhalten." Der Stürmer selbst beschreibt seinen Stil so: "Wenn das Spiel knapp ist, wie bei einem 1:1, frage ich meine Kollegen nach einem Pass, weil ich diesen Sinn habe, Tore schießen zu wollen. Ich werde immer mehr wollen."

Nicht nur Ronaldo: Endricks Indizien für Real Madrid

Extra zu seinem Debüt reisten Vertreter von Real Madrid nach São Paulo. Das hinterließ Eindruck beim Spieler und zeigt klar das große Interesse des Vereins. Endrick selbst war bereits im Februar 2022 erstmals im Estadio Santiago Bernabéu, beim 3:0-Sieg gegen Alavés als Zuschauer.

Wird er der "nächste" Vinicius Junior oder Rodrygo, die 2018 und 2019 für je 45 Millionen Euro von Flamengo und Santos kamen? Oder wird es doch eher wie bei Reinier verlaufen, der Anfang 2020 für 30 Millionen Euro kam, aber weder bei seiner vergangenen Leihe zum BVB noch aktuell bei Girona überzeugte?

Zu einem Wechsel nach Europa und Real Madrid könnte es frühestens im Jahr 2024 kommen. Denn erst mit 18 Jahren dürfen nicht-europäische Spieler gemäß FIFA-Statuten den Kontinent wechseln. Am 21. Juli 2024 wird Endrick volljährig, mitten im Sommertransferfenster. Erste Gespräche mit den "Blancos" sollen bereits stattgefunden haben, womöglich als das Juwel nach Madrid flog, um sich das Spiel gegen Alavés anzusehen.

Darum hat Real Madrid gute Karten bei Endrick

Real Madrid scheint siegessicher, schließlich haben die Königlichen im Poker um das begehrte Juwel wohl die besten Karten: Endrick soll laut Defensa Central von der gleichen Agentur beraten werden wie Vini Jr. Zu besagter TFM Agency soll auch Real-Präsident Florentino Pérez eine großartige Beziehung haben. Rodrygo wurde damals zwar von anderen Vertretern in die spanische Hauptstadt gelotst, doch er selbst könnte es nun sein, der seinen Landsmann auch von einem Wechsel überzeugt - denn die beiden sind privat sehr dicke Freunde.

Auch Endrick deutete bereits an, dass Real Madrid sein Wunschverein sei, wie er der Marca erklärte: "Ich verspüre eine große Zuneigung zu Real." Der Grund? "Cristiano Ronaldo." Es sei "schön zu wissen, dass sie mich beobachten und sich meine Spiele ansehen. Ich muss noch mehr leisten, ich bin noch nicht gut", meinte Endrick und formulierte sein überaus ehrgeiziges Ziel: "Ich muss in Ronaldos Fußstapfen treten." Zudem verriet er, dass auch Ronaldo Nazario ein Lieblingsspieler sei. "Ich versuche, ihrem Beispiel zu folgen."

Real Madrid: Vinícius Jr. und Rodrygo als Paradebeispiele

Und Endrick würde perfekt ins Beuteschema von Real Madrid passen. Schließlich änderten die Königlichen in den vergangenen Jahren ihre Transferstrategie. Statt galaktischen Stareinkäufen standen brasilianische Rohdiamanten auf der Shoppingliste. Und Real gab ihnen Zeit, geschliffen zu werden - was abgesehen von Reinier bisher ganz gut gelang: Vini Jr. startete 2018 in Reals Nachwuchsteam Castilla und steigerte sich vor allem im Abschluss.

Vinicius Junior Real madrid 2022-23Getty Images

In seiner Debütsaison 2018/19 durfte er zunächst vorwiegend in der Copa del Rey ran, mit sieben Vorlagen und zwei Toren in acht Spielen lief es direkt großartig. Den Lehrjahren folgte ein rasanter Aufstieg. Mittlerweile ist Vinícius in Reals Offensive gesetzt, beim Ballon d'Or landete der Brasilianer auf dem achten Platz.

Auch Rodrygo musste seine ersten Schritte im weißen Trikot bei der Castilla gehen und traf bei den Profis in La Liga anfangs nur zweimal - doch auch er deutete in der Champions League schon früh seine Qualitäten an, mit vier Toren und drei Assists in fünf Spielen. Im Gegensatz zu Vinicius kommt Rodrygo jedoch auch heute noch nicht in den Genuss eines Stammplatzes, weil auf seiner Position der gelernte zentrale Mittelfeldspieler Fede Valverde Spitzenleistungen abruft und beispielsweise Vinicius' CL-Siegtreffer genial vorbereitete.

Nicht nur Real Madrid buhlt um Endricks Dienste

Bevor Endrick eventuell in die Fußstapfen seiner beiden immer noch jungen Landsmänner tritt, bräuchte Real einen endgültigen Zuschlag. Und die Konkurrenz ist offenbar groß. Palmeiras-Präsidentin Leila Pereira (57) verriet der spanischen AS, dass der Transferpoker noch nicht entschieden ist. Offizielle Anfragen habe es bisher nicht gegeben - bis dann vor wenigen Tagen die Sport darüber berichtete, dass PSG 20 Millionen Euro geboten habe. Auch ein Treffen mit Klub-Verantwortlichen soll bereits vor Wochen stattgefunden haben. Die AS handelt zudem den FC Barcelona als einen Favoriten auf den "Fang", auch hier sollen bereits Gespräche stattgefunden haben.

Damit ein Transfer in fast zwei Jahren unter Dach und Fach gebracht werden kann, hat ihm Kumpel Gabriel Jesus zudem einen Tipp mitgegeben: "Er hat mir gesagt, dass ich weiterhin Tore schießen, auf dem Boden bleiben, demütigt bleiben und mich weiterhin verbessern soll", verriet Endrick TV Palmeiras.

Auch ihn selbst beschäftigt ein künftiger Transfer bereits, selbst wenn er versuche, nicht an die Zukunft zu denken: "Ich werde nicht lügen, aber nachts liege ich im Bett und denke darüber nach. Doch das vergeht und ich denke an die Gegenwart. Wenn ich mich darauf fokussiere, wird die Zukunft schneller kommen."

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