GERMANY ONLY: RAUL BOBADILLAimago images / Jan Huebner

Party, Pöbeleien, Prügel: Raul Bobadillas wilder Weg ins Profigeschäft


HINTERGRUND

166-mal ist Raul Bobadilla zwischen 2009 und 2018 in der Bundesliga aufgelaufen, 72-mal für Gladbach und 94-mal für den FC Augsburg. Ein gestandener Profi. Ein Stürmer, der mit viel Einsatz zu seinen durchaus starken 51 Scorerpunkten im deutschen Oberhaus kam. Ein Spieler, der mit seinen inzwischen 33 Jahren auf eine geglückte Karriere zurückblicken kann. Aber auch ein Profi, bei dem die Laufbahn schon vor dem ersten Erstliga-Kick zu Ende hätte sein können – wie er selbst zugibt.

Denn Bobadilla verbaute sich mit seiner Art, seinem Temperament und seinen Eskapaden beinahe schon als Teenager alles. Er wuchs in einem Armenviertel von Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires auf und begann dort früh mit dem Fußballspielen. Sein Talent fiel den Boca Juniors, einem der beiden Top-Klubs der Stadt, auf und er ergatterte einen der begehrten Plätze in der Jugend des Vereins. "Ich stand früh morgens auf, ging zur Schule. Um zwölf führ ich mit dem Bus drei Stunden zum Training, dann drei Stunden zurück", erinnerte sich Bobadilla im Blick. Alleine musste er diese kleine Reise aber nicht machen: "Immer mit Carlos Tevez", wie er anmerkte. "Um 7 Uhr zog ich los, um 22 Uhr kam ich nach Hause", berichtete Bobadilla.

Der gerade Weg zum Profi-Dasein war eingeschlagen – aber plötzlich für ihn zu Ende. "Mir würden die Anlagen fehlen, sagten sie mir mit 13", so Bobadilla, der von den Boca Juniors nicht mehr gebraucht wurde. Was tun? Bobadilla probierte, bei anderen größeren Vereinen unterzukommen, doch die Probetrainings brachten ihm keinen neuen Klub. Schließlich interessierte sich doch der Zweitligist Belgrano für ihn. "Der Zufall wollte es, dass es dort eine Kooperation mit River Plate gab", berichtete Bobadilla. Er landete schließlich dort, beim großen Rivalen der Boca Juniors.

GERMANY ONLY: RAUL BOBADILLAimago images / Geisser
Quelle: imago images / Geisser

Alles schien wieder in die Bahn geraten zu sein, aber Bobadilla hatte andere Pläne. Er beendete mit 15 die Schule, eigentlich, um sich ganz auf das Fußballspielen zu konzentrieren. "Aber ich hatte Disziplinarprobleme", gestand der Angreifer. Das Partyleben des Raul Bobadilla begann. "Manchmal trank ich mit einigen Freunden bis drei, vier Uhr morgens, machte Party fast jeden Tag, verpasste Trainings", blickte er zurück. Das blieb auch River Plate nicht verborgen. "Entweder du hörst auf mit der Scheiße oder wir schmeißen dich raus", lautete nach Angaben des Stürmer die Ansage des Vereins.

Bobadilla outet sich als Fan des Erzrivalen

Bobadilla riss sich für kurze Zeit zusammen – bis er im Derby gegen Boca das Siegtor schoss. Seinen extremen Jubel begründete er hinterher im Fernsehen: "Ich habe so gejubelt, weil Boca mich rausgeschmissen hat und weil ich ein Leben lang Boca-Fan war." Keine besonders schlaue Ansage vor einem Millionenpublikum. "Als ich zur Akademie kam, waren für mich alle Türen verschlossen", erinnerte sich Bobadilla. Erst nach Wochen glätteten sich die Wogen wieder und er durfte zurückkehren.

Der nächste Ärger folgte aber schon kurz darauf. "In der Nähe des Trainingsgeländes, auf dem Weg dorthin, war eine Frau, und ja, ich gebe es zu, sie war sehr hübsch und ich habe sie sehr lange angeschaut. Sie sagte 'Was schaust Du?' und ich antwortete, sie solle die Fresse halten", berichtete Bobadilla. "Auf dem Rückweg waren einige Typen da, einer davon ihr Freund. Sie haben mich windelweich geprügelt. Eine Woche später, als ich wieder an ihnen vorbeiging, kam es zur nächsten Schlägerei", fügte er hinzu.

GERMANY ONLY: RAUL BOBADILLAimago images / Sportfoto Rudel
Quelle: imago images / Sportfoto Rudel

Auch Bobadillas Verein wurde in die Sache reingezogen, denn seine neuen Feinde attackierten auch die Akademie von River Plate. "Sie warfen Steine gegen unsere Fenster. Da drehten wir durch", so Bobadilla. Mit den anderen Jugendspielern ging er zum Gegenangriff über: "Wir – etwa 30 von uns – jagten sie rund ums River-Stadion und prügelten auf sie ein. Bis der Sicherheitsdienst und die Polizei kamen", erinnerte sich der Ex-Bundesliga-Spieler.

Zur Strafe wurde Bobadilla in die dritte Mannschaft River Plates versetzt, die zu seinem großen Glück an einem Turnier in Mailand teilnehmen sollte. Genau dort wurde er dann vom Schweizer Manager Erich Vogel entdeckt – und die Karriere von Raul Bobadilla nahm richtig Fahrt auf. Trotz all der Party, Pöbeleien und Prügel zuvor.

Werbung

ENJOYED THIS STORY?

Add GOAL.com as a preferred source on Google to see more of our reporting

0