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FC Bayern - Der "Scheißdreck" mit Uli Hoeneß: Warum Juan Bernat keine Rachegelüste verspürt

Juan Bernat ist dieser Tage nicht zu erreichen. "Unmöglich" lautet das Wort, das seine Berater auf jede noch so freundlich formulierte Interviewanfrage entgegnen.

Bernat habe sich auf das Champions-League-Finale am Sonntag (21 Uhr LIVE auf DAZN), "das bisher größte Spiel seiner Karriere", zu konzentrieren, da sei keine Zeit für ausgiebige Gespräche. Schon gar nicht, wenn es dabei um den 19. Oktober 2018 gehen könnte, jenen schon jetzt legendären Tag der Pressebeschimpfungskonferenz der Bayern-Bosse.

Uli Hoeneß bescheinigte da unter anderem dem zu jenem Zeitpunkt bereits bei Paris Saint-Germain aktiven Linksverteidiger, bei einem Champions-League-Spiel sechs Monate zuvor in Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt zu haben. Wohlgemerkt nur wenige Minuten, nachdem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Artikel 1 des Grundgesetzes zitiert hatte ("Die Würde des Menschen ist unantastbar").

"Scheißdreck"-Aussage: Juan Bernat hat Uli Hoeneß verziehen

"Das Wohl und Wehe des FC Bayern", keifte der vor Wut kochende Hoeneß also, "hängt nicht von Juan Bernat ab. Nach dem Spiel in Sevilla haben wir uns entschieden, ihn zu verkaufen. Er hätte uns fast den Erfolg in der Champions League gekostet."

Es war selbst für Hoeneß' Verhältnisse einer der denkwürdigeren Angriffe in der Geschichte der "Abteilung Attacke". Ein Angriff, für den sich Hoeneß wenige Wochen später aber öffentlich entschuldigen sollte.

Juan Bernat FC BayernGetty
Bild: Getty Images

"Die Aussagen von Herrn Hoeneß waren überaus unglücklich", befand damals Vicente Fores, einer von Bernats Vertretern, und warf dem Bayern-Patron einen Bayern-unwürdigen Umgang mit seinem Schützling vor. Der Spieler selbst, so ist fast zwei Jahre später aus seinem Umfeld deutlich zu hören, nahm die Worte von Hoeneß jedoch schon damals ohne Groll zur Kenntnis und verzieh ihm schnell.

Anders als beim FC Bayern: Juan Bernat ist bei PSG gesetzt

"Nicht jeder von uns ist ein Trainer, fühlt sich aber manchmal als solcher. Wenn Herr Hoeneß der Meinung ist, Juan sei nicht gut genug für Bayern gewesen, dann ist das so. Ich sehe das anders. Am Ende ist jede Meinung zu respektieren", sagt Jose Jimenez nun im Gespräch mit Goal und SPOX.

Der langjährige Talentscout des FC Valencia kennt Bernat seit dessen siebtem Lebensjahr und glaubt, dass der PSG-Profi ohne auch nur den Anflug von Rachegelüsten ins Duell mit seinem Ex-Klub am Sonntag geht. "Es war ja nicht so, dass es ihm in München besonders schlecht erging und er dort keine Freunde hatte. Die Leistung eines Spielers hängt natürlich auch von anderen Faktoren ab, die der Spieler selbst nicht voll kontrollieren kann. Hat der Spieler einen Trainer, der ihm komplett vertraut oder einen, der ihn nur gelegentlich spielen lässt? Ist der Spieler körperlich bereit oder plagen ihn Verletzungen?"

Bernat, 2014 für zehn Millionen Euro auf Geheiß von Pep Guardiola zu den Bayern gekommen, verpasste während seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister allein 42 Partien verletzungsbedingt. In seinen insgesamt 113 Einsätzen wusste er nur selten zu überzeugen, kam hinten links nie an dem sowohl unter Guardiola als auch unter dessen Nachfolgern Carlo Ancelotti und Jupp Heynckes gesetzten David Alaba vorbei. In Paris hingegen etablierte er sich unter Thomas Tuchel schnell und brachte vor allem seine Stärken im Spiel nach vorne besser zur Geltung als in München. Nach 72 Einsätzen stehen im 16 Torbeteiligungen zu Buche - eine mehr als in München.

Juan Bernats Entdecker: "Ein Top-Kollege und Freund für jeden"

"Als wir Juan mit sieben Jahren zu Valencia geholt haben, war er eigentlich Außenstürmer", erinnert sich sein Entdecker Jimenez. "Er war schnell, technisch beschlagen und mit einer hohen Spielintelligenz ausgestattet, körperlich und taktisch aber immer etwas unterlegen. Dann haben wir ihn etwas weiter hinten spielen lassen und er hat sich auch in diesen Bereichen stark entwickelt", berichtet Jimenez.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Last step. Champions league final 🔴🔵

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Dass sich Bernat in allen Jugendmannschaften Valencias durchsetzte und später im Mestalla in die Fußstapfen des 2012 zum FC Barcelona transferierten Jordi Alba trat, sei aber nicht einzig seinen fußballerischen Fähigkeiten geschuldet gewesen. "Talent haben viele, Kampfgeist nicht", meint Jimenez. "Juan hatte beides und blieb immer auf dem Boden. Er war abseits des Platzes immer sehr freundlich, ruhig und demütig. Ein Top-Kollege und Freund für jeden."

Daran scheint sich bis heute nichts geändert zu haben, sonst hätte Bernat wohl anders auf die "Scheißdreck"-Aussage reagiert. Kontern kann er sie theoretisch aber immer noch. Am Sonntagabend. Auf dem Rasen.

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