Pep Guardiola, Trainer von Manchester City, hat vor der Partie beim BVB leichte Kritik am medizinischen Stab von Borussia Dortmund geübt. Grund: Der Gesundheitszustand von City-Neuzugang Erling Haaland.
"Dank unserer großartigen Physios und Ärzte ist er gesund und kann alle drei bis vier Tage spielen", schwärmte Guardiola auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sowohl von seinem Staff wie auch vom Spieler selbst und schob nach: "In Dortmund war er in der letzten Saison oft verletzt."
Haaland verpasst in Dortmund zahlreiche Spiele
In der Tat: Während der norwegische Stürmer in der aktuellen Spielzeit noch keine Ausfallzeiten zu beklagen hat und nach 15 Einsätzen bereits bei unfassbaren 22 Toren und drei Vorlagen steht, musste er in der Vorsaison beim BVB mehrfach aussetzen - unter anderem wegen Problemen im Hüftbeuger und muskulären Beschwerden. Haaland verpasste insgesamt 16 Spiele in 2021/22 (29 Tore in 30 Einsätzen).
Generell häuften sich beim BVB in den vergangenen Jahren die Verletzungen der Spieler, insbesondere im muskulären Bereich. Im März erklärte der jetzige Sportdirektor Sebastian Kehl in der Sport Bild: "Die große Zahl von Verletzungen hat uns in diesem Jahr natürlich sehr beschäftigt. Im Wissen, dass jeder Fall individuell zu betrachten ist, versuchen wir dennoch, Muster zu erkennen, befinden uns fachübergreifend inmitten der Analyse und werden anschließend Ableitungen treffen." Nach der abgelaufenen Spielzeit trennte sich der Klub vom langjährigen Physio Thomas Zetzmann.
Guardiola: Haaland? "Hätte ein Blinder erkannt"
Die aktuellen Ausfälle sind derweil vor allem mit unglücklichen Umständen zu erklären: Mahmoud Dahoud und Jamie Bynoe-Gittens fehlen mit Schulterverletzungen, Sébastien Haller nach seiner Krebserkrankung, Thomas Meunier aufgrund eines Jochbeinbruchs, Mateu Morey nach einer Knie-Operation.
Besser sieht es bei City und Haaland aus, der aufgrund seiner Fähigkeiten bei Guardiola ein hohes Ansehen genießt: "Ein Blinder auf dem Sofa hätte das erkannt, egal ob bei Spielen von Norwegen, Salzburg, dem BVB. Selbst ein Blinder hätte das sofort erkannt", sagte er beim norwegischen Sender Viaplay. "Was vielleicht so überraschend ist, ist, wie gut er sich in engen Räumen bewegt. Die Leute sagen, er ist eine Maschine auf die lange Strecke, er kann 20, 30 Meter mit Tempo machen. Ja, das kann er mit seiner natürlichen Gabe." Haaland bewege sich aber auch "im engen Raum unglaublich gut".
Haaland sei glücklich, wenn er Tore macht, wie das bei Stürmer eben so ist, aber: "Was bei Erling überrascht, ist wie glücklich er auch ist, wenn seine Kollegen ein Tor erzielen. Selbst wenn wir im Trainingsspiel sind, hat er ein riesiges Lächeln auf den Lippen, wenn ein Kumpel trifft. Das zeigt, wie großzügig er ist und welche Empathie er hat."
Guardiola und Verletzungen: Schon bei Bayern gab es Probleme
Guardiola und Verletzungen - bei diesem Thema dürften auch bei den damaligen Verantwortlichen des FC Bayern München noch sämtliche Alarmglocken schrillen. Guardiola trainierte den deutschen Rekordmeister von 2013 bis 2016 und musste dabei regelmäßig auf seine wertvollsten Spieler verzichten. Arjen Robben, Franck Ribéry und Pep Guardiolas Lieblingsspieler Thiago hüteten das FCB-Lazarett regelmäßig - um nur ein paar Namen zu nennen.
Der damalige Mannschaftsarzt des FC Bayern, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, erinnerte sich an die teils schwierige Zusammenarbeit mit Guardiola. "Zum ersten Mal in all den Jahren beim FC Bayern bin ich laut geworden" - in einem Gespräch mit Guardiola. Doch was war passiert?
Der FCB-Coach war unzufrieden mit den vielen Verletzten beim FC Bayern, im Frühjahr 2015 sollte daher eine Aussprache zwischen Coach und Mannschaftsarzt stattfinden. "Guardiola und ich setzten uns an den großen Tisch, an dem die Spieler morgens frühstücken, das Geschirr stand noch darauf. Es sollte eine Aussprache werden - und es wurde ein Eklat. Ich habe völlig die Beherrschung verloren, Guardiola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben", sagte Müller-Wohlfahrt.
Kurz darauf verkündete der damals 72-jährige Müller-Wohlfahrt seinen Rücktritt beim FC Bayern - mit sofortiger Wirkung, ohne mit den Klubverantwortlichen gesprochen zu haben.



