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Paulinho für 40 Millionen zu Barcelona: Fußball, was ist los mit dir?


KOMMENTAR

Jetzt mal ehrlich, Fußballwelt: Was ist los mit dir? Da nimmt der FC Barcelona schwindelerregende 222 Millionen Euro für Neymar, einen seiner unangefochtenen Leistungsträger ein und reinvestiert ein Fünftel der genannten Summe in Paulinho, einen 29-jährigen Mittelfeldspieler vom chinesischen "Fußballschwergewicht" Guangzhou Evergrande.

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"Der hohe Preis, den Barcelona gezahlt hat, um ihn zu verpflichten, ist eine große Anerkennung für die Arbeit von Evergrande", frohlockte Guangzhou-Coach und Paulinho-Landsmann Felipe Scolari nach dem abgewickelten Deal. Dass es sich bei den 40 Millionen Euro, die für den Brasilianer über den eurasischen Tisch wandern, tatsächlich um einen Ausdruck großer Wertschätzung handelt, darf natürlich bezweifelt werden. Vielmehr zeigt die Summe abermals, wohin der Weg des Profi-Fußballs führt: in die Bodenlosigkeit.

"Das ist eben heute so"

Ja, es ist die alte Leier eines Fußballromantikers, der sich längst mit einem Glas Chardonnay in seinen mintgrünen Samt-Ohrensessel hätte verziehen sollen, um sich wahlweise alte Dias von Ferenc Puskas und Helmut Rahn oder eine VHS-Kassette mit den Bundesliga-Highlights der Saison 1995/96 anzuschauen. "Das ist eben heute so", "der ganz normale Lauf der Dinge: Angebot und Nachfrage", bekommt man dann gesagt. Na denn.

40 Millionen für einen Spieler zu zahlen, ist mittlerweile gang und gäbe, kaum noch eine Eilmeldung wert, sofern man nicht bei einem fußballspezifischen Medium arbeitet. Die restliche Presse konzentriert sich ja schon seit geraumer Zeit nur noch auf die ganz großen Fische, auf die Neymars, die Pogbas, diejenigen, die für einen dreistelligen Millionenbetrag den Arbeitgeber wechseln.

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Welche Rolle soll Paulinho bei Barca einnehmen?

Nun kommt bei Paulinho aber eine weitere Variable ins Spiel: Auf der einen Seite steht das Preisschild, andererseits stellt sich aber die Frage, was man im Gegenzug bekommt, sollte man tatsächlich bereit sein, den auf dem Schild angeschlagenen Preis zu zahlen. Was erwarten sich die Barca-Verantwortlichen, die ja augenscheinlich folgsam in die millionengeschwängerte Geldschatulle greifen, und damit kollektives Händereiben bei den Bossen von Guangzhou auslösen, von ihrem Neuen?

Will man mit einem nicht unbedingt für seine grenzenlose Spritzigkeit bekannten Endzwanziger der drohenden Mittelfeld-Behäbigkeit entgegensteuern? Glaubt man, dass Paulinho, dessen einziges nachhaltiges Bewerbungsschreiben der letzten Jahre aus einer unbedeutenden Liga stammt, den Blaugrana-Altgedienten Andres Iniesta, Sergio Busquets oder auch Ivan Rakitic die Stirn bieten kann? Fragen, die es zu beantworten gilt.

Die Verpflichtung mutet wie ein Panikkauf an, wie ein Transfer, den man einem Verein wie Crystal Palace zum fortgeschrittenen Zeitpunkt einer Transferperiode zutrauen würde, aber doch beim besten Willen nicht Barca. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber – Stand jetzt – entbehrt der Transfer sportlich sowie wirtschaftlich jeglicher Logik.

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