HINTERGRUND
Eine flinke Bewegung, ein schneller Doppelpass, dann führt er den Ball lässig im Sechzehner mit der Sohle um den Gegenspieler herum und wird gefällt - Elfmeter. Der Gefoulte tritt selbst an, schickt den Keeper in die andere Ecke und netzt souverän links unten ein.
Was sich wie die Aktion eines routinierten Edeltechnikers anhört, war in Wahrheit das Profidebüt samt Premierentreffer des gerade einmal 16-jährigen Ajax-Juwels Naci Ünüvar. Der Niederländer mit türkischen Wurzeln feierte im Januar im Pokalspiel gegen den Drittligisten SV Spakenburg seinen Einstand in der ersten Mannschaft des Eredivisie-Rekordmeisters.
Das Tor in der 86. Minute zum 7:0 war nicht nur gleichbedeutend mit dem Endstand. Nein, es war auch gleichbedeutend mit einer Rekordmarke für den trickreichen Linksaußen: Damit avancierte Ünüvar, der zehn Minuten zuvor das Feld betreten hatte, zum jüngsten Ajax-Spieler aller Zeiten, der bei seinem Debüt traf.
"Mit 16 Jahren habe ich mein erstes Tor gemacht. Noch besser hätte der Abend nicht verlaufen können", frohlockte der Youngster nach der Partie. Dieser Abend könnte der nächste Schritt auf einer steilen Karriereleiter für den mittlerweile 17-Jährigen gewesen sein. Der Offensivspieler gilt als eines der größten Talente seines Landes und könnte bei Ajax bald in die Fußstapfen seiner berühmten Vorgänger wie Frenkie de Jong, Matthijs de Ligt oder Donny van de Beek treten.
Ajax-Talent Naci Ünüvar: Seiner Altersklasse voraus
Doch von vorne. Ünüvar kam als Sohn türkischer Eltern in Zandaam im Norden der Niederlande zur Welt, wo er beim OFC Zandaam seine ersten Schritte im Fußball absolvierte. Bereits mit acht Jahren folgte er dem Ruf der prestigeträchtigen Nachwuchsakademie von Ajax Amsterdam.




Schnell wurde klar, was für ein vielversprechendes Talent der niederländische Rekordmeister da an Land gezogen hatte. Ünüvar sorgte auf Anhieb für Furore, wurde schnell in höhere Altersklassen integriert und lief 2018 bereits mit 15 Jahren für die U19 in der UEFA Youth League auf.
Im Mai des darauffolgenden Jahres setzte er sich bei der U17-EM mit dem niederländischen Nachwuchs die europäische Krone auf und wurde bei Ajax mit seinem ersten Profivertrag belohnt - und das noch vor seinem 16. Lebensjahr.
Ünüvar: Zidane-Parallelen und Barcas Wunschobjekt
Im August 2019 setzte er seinen eindrucksvollen Höhenflug fort, als er mit der A-Jugend von Ajax bei der Eröffnung des Estadi Johan Cruyff [Spielstätte von Barca B, A-Jugend und Frauenmannschaft, Anm. d. Red.] in Barcelona unter den Augen von Lionel Messi gegen die gleichaltrige Truppe der Katalanen antrat und doppelt traf.
Die Presse überschüttete den Rechtsfuß folglich mit Lob. "Mit diesem Doppelpack zeigte er, dass Ajax einen neuen Stern für die Zukunft in seinen Reihen hat. Er hätte Johan Cruyff ohne Zweifel beeindruckt", schrieb etwa die spanische Sport. Tuttosport ging sogar einen Schritt weiter und verglich Ünüvar aufgrund seiner Spielweise später mit Ex-Weltfußballer Zinedine Zidane.
Auch bei Barca selbst scheint die Leistung des Ausnahmekönners einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. So sollen die Blaugrana bereits mehrfach Interesse an Ünüvar bekundet haben. Doch das Top-Talent winkte ab, will sich bei Ajax durchsetzen und verlängerte erst im Juli seinen bis 2022 datierten Vertrag vorzeitig um ein Jahr.
Ajax-Juwel Ünüvar: Hakim Ziyech 2.0?
Dort verfolgt das Wunderkind, das die vergangene Saison hauptsächlich bei der Zweitvertretung Jong Ajax verbrachte, bereits einen klaren Karriereplan und hat hohe Ansprüche an sich selbst.
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"Ich habe immer gesagt, dass ich mit 17 Jahren Teil der Ajax-Profis sein will“, betonte Ünüvar im Gespräch mit dem niederländischen Magazin ELF Voetbal: "Das ist immer noch mein Ziel. Ich möchte in jedem Spiel, das ich spiele, wichtig sein und meinem Team dabei helfen.
Im Juni nächsten Jahres feiert Ünüvar seinen 17. Geburtstag. Sein Ziel, zum Profikader zu zählen, könnte er sich allerdings bereits zum Start der neuen Spielzeit erfüllen. Denn Ünüvar wird beim vierfachen Königsklassen-Sieger als designierter Nachfolger für den zu Chelsea abgewanderten Hakim Ziyech gehandelt. Ähnlich wie der Marokkaner kann der ebenfalls trickreiche Ünüver mehrere Positionen in der Offensive bekleiden.
Dass er direkt in Ziyechs Fußstapfen treten wird, ist zu bezweifeln. Aber sein Kurzeinsatz im Pokal bot zumindest schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was folgen könnte.
