Mimmo Giampà mit 147 Stichen genäht: Absolute Horrorverletzung in Italien

Von Marco Trombetta

Schlimme Verletzungen gehören zum Fußball - leider- dazu. Schockierende Verletzungen, bei denen man sich die Hände vor die Augen hält, wenn man die Bilder sieht gab es in der Vergangenheit einige. Aber die Verletzung von Domenico "Mimmo" Giampà .... nun, die ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer.

Es war der 24. Oktober 2004. Aufsteiger FC Messina empfing in der Serie A am siebten Spieltag US Lecce. Die Sizilianer waren mit elf Punkten aus den ersten sechs Spielen und nur einer Niederlage gegen Juventus hervorragend in die Meisterschaft gestartet. Zu den absoluten Protagonisten dieses Superstarts gehörte Giampà, der sowohl beim 4:3-Sieg gegen die Roma, als auch beim historischen 2:1-Sieg im San Siro gegen die AC Mailand traf.

Der damals 24 Jahre alte Giampà gehörte in den 90er-Jahren mit einer Größe von 1,68 Metern zu einer Art von Fußballern, die es heute kaum noch gibt. Er schaffte es, durch seine Technik einen Unterschied zu machen.

Giampà kracht gegen Werbebande

Das Spiel gegen Lecce hatte für Messina und Giampà vom Anpfiff weg einen Haken. Messina lag zur Halbzeit deutlich mit 1:3 zurück. Giampà versuchte gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit mit seinem gewohnt unermüdlichen Laufpensum auf der rechten Seite zum Angriff zu blasen. Er sprintete los, verlor sein Laufduell an der Grundlinie gegen Lecces Erminio Rullo und wurde von diesem aus dem Spielfeld gedrängt. Giampà prallte gegen die Werbebande und stand sofort wieder auf. Er wollte sofort auf das Spielfeld zurückkehren - obwohl er sich eine 40 Zentimeter lange Wunde am linken Oberschenkel zugezogen hatte.

Lecces Torhüter Vincenzo Sicignano erkannte schnell, dass die Situation ernster war, als man hätte denken könnte. Er hielt Giampà fest, ließ ihn sich hinlegen und verhinderte, dass er sich die schreckliche Wunde ansah um Panikattacken oder eine Ohnmacht zu vermeiden. "Sicignano hielt mir die Hände vor die Augen damit ich die Wunde nicht sehen musste. Aber die schockierten Blicke meiner Mitspieler bestätigten meinen Eindruck. Es war alles schrecklich", sagte Giampà später.

Giampà mit 147 Stichen genäht

Giampà wurde ins Krankenhaus gebracht und einer Notoperation unterzogen. Das Blech der Werbebande hatte um ein Haar seine Oberschenkelarterie durchbohrt und einige Bruchstücke steckten in seinem Oberschenkel. Die Ärzte nähten die Wunde mit 147 Stichen. Giampà hatte aber nur einen Gedanken im Kopf: mit Messina wieder auf dem Platz zu stehen. "Im Operationssaal habe ich die Ärzte immer wieder gefragt, ob ich wieder spielen kann. Fußball ist die große Liebe meines Lebens. Wenn man mir diese Möglichkeit nähme, wäre das eine Tragödie. Aber sie versicherten mir, dass das nicht passieren würde", erzählte Giampà.

Er brauchte nur zwei Monate, um sich von einer Verletzung zu erholen, die man getrost als die schlimmste im italienischen Fußball bezeichnen kann. Es folgte eine Untersuchung, die mit rechtlichen Schritten und einer Schadensersatzforderung von Giampà an die Herstellerfirma der Werbebande einherging. Das Wichtigste war jedoch, dass er am 6. Januar 2005 gegen Cagliari auf den Platz zurückkehrte - weniger als drei Monate nach seiner schrecklichen Verletzung. Und dass er zwei Wochen später beim Auswärtsspiel in Livorno sogar wieder ein Tor erzielte.

In acht Spielen ohne Giampà hatte Messina davor nur einen einzigen Erfolg errungen. Mit seiner Rückkehr hatten die Sizilianer aber wieder den Anführer, der ihnen gefehlt hatte. In der Endabrechnung der Serie A 2004/05 stand Messina auf Platz sieben. Nur wegen des Sieges der Roma in der Coppa Italia qualifizierte sich Messina nicht für einen europäischen Wettbewerb.

2006 verließ Giampà den FC Messina, bis 2016 spielte er noch als Profi. Dem Fußball ist er bis heute treu geblieben. Seit 2021 arbeitet er wieder auf Sizilien. Als Trainer des Viertligisten Città di Sant'Agata.