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Mexiko-Star Hector Herrera beweist: Frauen haben nicht immer Recht


HINTERGRUND

"Hector Herrera ist ein Monument", schrieb der italienische Corriere dello Sport am Montag gewohnt metaphorisch und lobte den mexikanischen Nationalspieler damit in den Himmel. Denn nicht nur für italienische Sportmedien galt der 28-Jährige als einer der Garanten für den 1:0-Auftaktsieg von El Tri gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland.

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Lauffreudig, zweikampfstark, intelligent und agil – Herrera war gegen das DFB-Team nahezu überall auf dem Rasen zu finden. In der Offensive leitete er mexikanische Angriffe ein und spielte geniale Pässe, während er gegen den Ball Lücken schloss und sich in jeden Zweikampf mit Kroos, Khedira. Özil und Co. warf. Nicht umsonst gilt er längst als nahezu kompletter Mittelfeldspieler und hat sich im Weltfußball einen Namen gemacht.

Doch beinahe wäre es nie so weit gekommen und die zahlreichen mexikanischen Fans, die seine Nummer 16 auf dem Rücken tragen, hätten sich einen anderen Liebling suchen müssen. Denn 2010 stand der damals 20-Jährige kurz davor, seinen Traum von der großen Karriere aufzugeben.

Zweite Mannschaft + schwangere Freundin = Karriereende?

Schuld an dem Drama, das sich in der 250.000-Einwohner-Stadt Pachuca de Soto zugetragen hat, war eine Frau – eine Frau, die er fünf Jahre später heiraten sollte. Denn damals wie heute liebte Herrera den Fußball mehr als alles andere auf der Welt. Auf dem Platz fühlte er sich wohl, dort war er zuhause. Anders als heute, da er beim FC Porto Millionen verdient, spielte er 2010 noch in Mexiko. Zweite Mannschaft von CF Pachuca hieß die Realität. Eine Bezahlung, die nur annähernd reichte, um seine Freundin und sich zu ernähren? Fehlanzeige.

Als seine Chantal ihm in dieser Zeit ihre Schwangerschaft gestand, wurde die junge Liebe auf die Probe gestellt. Wie sollte Hector das Geld auftreiben, um ein Kind zu ernähren, wenn er selbst kaum über die Runden kam? Zwar galt er als talentierter Spieler, doch nur vom Talent allein werden Frau und Kind nun mal nicht satt.  

"Ich habe so gut wie nichts verdient und ich wusste, dass ich einige Arztrechnungen bezahlen musste. Es war eine schwere Zeit für uns", gestand Herrera einst im Interview mit der mexikanischen Zeitung Record. "Wir haben uns viel unterhalten und meine Frau sagte mir, ich solle mit dem Fußball aufhören, um einer normalen Arbeit nachzugehen."

Hector Herrera Quote

Goldmedaille in London: Hector Herreras Mut wird belohnt

Obwohl auch der junge Fußballer um die Ängste seiner Partnerin und die schwierige Situation wusste, kam es für ihn nicht in Frage, seinen Traum aufzugeben. "Ich wusste, dass wir ein besseres Leben führen können, wenn ich weiter spiele. Denn wenn ich aufgehört hätte, hätten wir beide arbeiten müssen."

Trotz des Risikos, möglicherweise nicht gut für seinen Sohn sorgen zu können, spielte Herrera also weiter und schon einige Monate nach dieser wegweisenden Entscheidung zahlte sich der Mut des Mexikaners aus. 2011 schaffte er den Sprung in die Profimannschaft von Pachuca und entwickelte sich dort schnell zur Stammkraft. Schon damals zeichnete er sich durch eine schier unglaubliche Spielintelligenz aus, die auch international nicht unbemerkt blieb.

Es ist nicht vermessen, von einem raketenhaften Aufstieg zu sprechen, denn etwas mehr als zwölf Monate, nachdem ihm seine Frau ein Karriereende nahegelegt hatte, debütierte er für die Nationalmannschaft, fuhr mit Mexiko zu Olympia und holte in London 2012 die Goldmedaille.

Am Ende wird alles gut: Millionen-Transfer zum FC Porto

Nach dem Turnier wimmelte es an Interessenten aus Europa und Herrera wechselte für rund elf Millionen Euro zum FC Porto – zum damaligen Zeitpunkt eine Rekordsumme für einen mexikanischen Spieler. Selbst Volksheld Chicharito kostete Manchester United 2010 nur acht Millionen.

Allerspätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Seine Frau hatte falsch gelegen. Denn anstatt in Mexiko hart für ein durchschnittliches Gehalt arbeiten zu müssen, verdiente Herrera fortan siebenstellige Beträge und sein kleiner Sohn Hector David kann in einem behüteten Umfeld aufwachsen.  

Selbst die vielzitierte Partynacht mit zahlreichen Escort-Damen im Vorfeld der Weltmeisterschaft konnte Hector und Chantal Herrera nicht auseinanderbringen – auch, wenn der Nationalspieler kurzerhand aus dem Trainingslager abreisen musste, um daheim die Wogen bei seiner Frau zu glätten.

Sportlich beeinträchtigt hat ihn diese Aussprache mit seiner Frau mit Blick auf den jüngsten Auftritt gegen Deutschland allem Anschein nach nicht. "Hector ist glücklich", bestätigte Nationaltrainer Juan Carlos Osorio nach seiner Rückkehr zur Mannschaft. Dieser Herrera ist eben ein Monument – wie es der Corriere dello Sport passender nicht hätte ausdrücken können.

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