Spätestens nach dem 2:1-Sieg am Sonntag gegen Nizza kann Maxime Lopez als der neue 'Petit Prince' des Stade Velodrome in Marseille bezeichnet werden.
Dabei gilt OM nicht gerade als Talentschmiede - neben den Ayew-Brüdern ist der bekannteste Absolvent von La Commanderie aber mit Sicherheit Samir Nasri.
Der ehemalige Arsenal- und ManCity-Star ist es auch, mit dem Lopez seit seinem Profidebüt im Herbst unter Coach Rudi Garcia am häufigsten verglichen wurde.
Der elegant anmutende Mittelfeldtechniker besticht vor allem durch sein variables Passspiel und seine Ballbehandlung, wobei er ein Spiel trotz seines jungen Alters schon diktieren kann und somit zurecht als Star der Zukunft gilt.
Oftmals gilt er als die perfekte Schnittstelle zwischen Abwehr und Angriff, weswegen er bisweilen an Marco Verratti von PSG erinnert. In Wahrheit ist er aber noch offensiver beheimatet, was auch seine sechs Vorlagen im Vergleich zu den vier Assists von Verratti untermauern.

Die letzte Vorlage steuerte er dabei gegen das Team aus Nizza bei, wobei die Situation vor dem Siegtreffer durch Patrice Evra das Spiel des Nachwuchsstars perfekt auf den Punkt bringt.
Zunächst fing er am Rande des Nizza-Strafraums einen Pass ab, ehe er sich nach einem Doppelpass mit Dimitri Payet schnell in den Sechzehner vorarbeitete, wo er Evra dann mustergültig bediente.
Es war eine Galavorstellung genau zum richtigen Zeitpunkt, wobei Lopez die perfekte Antwort auf die Kritik der letzten Wochen gab, nachdem man ihm ein kleines Formtief unterstellte - obwohl er bereits am 35. Spieltag einen Doppelpack gegen Caen erzielt hatte.
"Ich war entscheidend, das war die letzten Spiele nicht immer so", hatte er nach der Partie erklärt. "Meine Leistungen wurden zuletzt kritisiert und ich wollte eine Reaktion zeigen. Das war mein erster Doppelpack in der Ligue 1 und es hat mich glücklich gemacht, als die Fans meinen Namen skandiert haben."
Welchen Stellenwert er bereits in seiner Mannschaft genießt, beweist auch die Tatsache, dass OM seiner Nachwuchshoffnung keine Freigabe für die anstehende U-20-WM in Südkorea erteilt hat. Stattdessen soll er mithelfen, mit seinem Verein einen Europa-Startplatz zu erreichen.

"Für Rudi Garcia ist Maxime ein sehr wichtiger Spieler bei Marseille", weiß Cheftrainer Ludovic Batelli. "Er ist ein Teamplayer und unglaublich kreativ. Er weiß, wie er einfach mit dem Ball umgehen muss und kann den Gegner durch sein Passspiel und seine Vision einfach ausschalten. Außerdem gefällt er bei Standardsituationen."
Doch es ist die mentale Stärke, die den Jugendcoach am meisten beeindruckt. "Er hat sich emotional weiterentwickelt", fügt Batelli an. "Er hatte in der Jugend einige Flausen im Kopf, aber er hat sich gewandelt - er hat die Einstellung eines absoluten Profis."
Und auch Marseilles größter Sohn, Zinedine Zidane, ist von den Leistungen des Talents angetan. "Er ist Teil der Familie und ich kenne ihn schon sehr lange. Meine Kinder haben mit ihm zusammen in Aix-en-Provence gespielt", so der Coach von Real Madrid.
"Er hatte für sein Alter schon immer ein außergewöhnliches Talent. Er macht fantastische Dinge. Das hat gar nicht mal viel mit seinem Alter zu tun, das zählt heute ohnehin nicht mehr. Vielmehr ist es seine Persönlichkeit - er rennt viel, er spielt viel und er macht andere besser."
Wenngleich Marseille im Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden will, um wieder als Meisterschaftskandidat zu gelten, wird man alles daran setzen, das Talent zu halten. Nasri wurde in Marseille vom kleinen Prinz nie zum König - doch genau das hat man mit Lopez vor.


