HINTERGRUND
Ein italienischer Aberglaube besagt, dass schwarze Katzen die Vorboten für Unheil sind. Die dunklen Haustiger, so der Mythos, bringen demnach Unglück, verkörpern das Böse und werden mit Hexen in Verbindung gebracht.
Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch zahlreiche Italiener, die davon überzeugt sind, dass schwarze Katzen, die einem den Weg kreuzen, Pech einläuten. Aus diesem Grund fallen in Italien laut der Tierschutzorganisation "Aidaa" jährlich rund 60.000 schwarze Katzen dem Aberglauben zum Opfer und werden getötet.
Im Jahr 2008 nahmen Tierschützer deshalb auch die portugiesische Ikone Luis Figo ins Visier und bezichtigten den damals bei Inter Mailand tätigen Mittelfeldspieler des Katzenmordes. "Figo, du hast eine schwarze Katze getötet, die ganze Welt ist angewidert von Dir", hieß es auf einem Plakat, das Aktivisten am Trainingsgelände anbrachten. Was war passiert?
Nach zwei Serie-A-Titeln in Folge waren die Nerazzurri auch in der Saison 2007/08 auf bestem Wege, den nächsten Scudetto einzuheimsen. Nach 25 Spielen war das Team von Roberto Mancini immer noch ungeschlagen, doch auf einmal mehrten sich die Punktverluste allmählich. Hinzu kamen verletzungsbedingte Ausfälle von Leistungsträgern sowie diverse Streitereien in der Kabine.
Getty ImagesBild: Getty ImagesInnerhalb der Mannschaft enstand der Eindruck, dass man das Unglück quasi gepachtet habe. Vittorio Feltri, Herausgeber der rechtskonservativen Boulevardzeitung Libero, erhob dann zwei Spieltage vor Saisonende den Vorwurf, der damals 35-jährige Figo hätte angesichts der anhaltenden Pechsträhne eine schwarze Katze, die sich regelmäßig in der Nähe des Trainingsgeländes aufhielt, überfahren und getötet.
Figo weist Katzenmord-Vorwürfe zurück: "Das ist völlig falsch"
Ein Auszug aus Feltris veröffentlichtem Artikel: "Ich werde Ihnen eine traurige Geschichte erzählen, die wie eine Fabel erscheint, aber wahr ist. Es war einmal eine schöne schwarze Katze. Die lebte bei Appiano Gentile (Inters Vereinsgelände, Anm. d. Red.). Sie liebte es, sich auf dem Rasen, auf dem die Inter-Spieler trainierten, zu strecken. Sie hatte noch nie jemanden verletzt. Sie döste, breitete sich aus und wusch sich mit der Pfote. Ihre Probleme begannen, als jemand es am Rande des Spielfelds bemerkte - oh nein, eine schwarze Katze..."
Figo wies die Vorwürfe vehement zurück: "Das ist völlig falsch. Ich möchte, dass sie sich entschuldigen, sonst bin ich verpflichtet, rechtliche Schritte einzuleiten." Zu einer Gerichtsverhandlung kam es allerdings nicht.
Während Feltri eine Entschuldigung zunächst verweigerte, folgte diese dann mit vier Jahren Verspätung. Ein Mitarbeiter, der den Vorfall recherchierte hatte, entpuppte sich laut Feltri als Betrüger - den Katzenmord hat es nie gegeben. "Die Lüge hat einer angesehenen Person wie Luis Figo Schaden zugefügt. Deshalb möchte ich mich öffentlich entschuldigen", ließ Feltri 2012 verlauten.
Trotz der turbulenten Wochen und den Katzenmord-Vorwürfen sicherten sich die Nerazzurri am letzten Spieltag doch noch die Meisterschaft - drei Punkte vor der AS Roma. Figo spielte anschließend noch eine Saison bei Inter, ehe er sich im Sommer 2009 von der großen Fußballbühne verabschiedete.


