Englischer Rekordmeister, mehrfacher Europokalsieger, das berühmte Theater der Träume - wer es zum Stammspieler bei Manchester United bringt, hat es endgültig geschafft. Fast kein Klub hat weltweit mehr Fans als der Gigant aus der Premier League - und das gilt somit automatisch auch für die Spieler des Traditionsvereins. Die Stars der Red Devils sind quasi A-Promis, Millionen von Menschen kaufen ihre Trikots und eifern ihnen nach. Kann es für Fußballer solcher Sphären überhaupt noch Vorbilder geben?
Ja, die gibt es. Und manch ein Megastar löst nicht nur ein wenig Bewunderung aus, sondern lässt die Profis selbst zu staunenden Fans werden. Dies sieht man im Juni 2021 auch in den glänzenden Augen von Mittelfeldspieler Scott McTominay, als ESPN ihn in einem Video-Interview nach dem aktuell besten Spieler der Welt fragt. Nachdem er zuerst scherzhaft antwortet, sich selbst aus dieser Kategorie entfernen zu müssen, bricht es förmlich aus ihm heraus: "Messi, zu hundert Prozent. Messi, Messi."
Getty/GoalMessi will McTominay sein Trikot anfangs nicht geben
Nun könnte man augenzwinkernd darüber nachdenken, ob der Schotte auch so überzeugt antwortern würde, wenn er wüsste, dass nur wenige Monate später Cristiano Ronaldo zu seinen Mitspielern zählen sollte. Interessanter ist aber die Geschichte, die McTominay anschließend mit den folgenden Worten einleitet: "Ich habe sein Trikot, wisst ihr?"
Dass nach einem Spiel Trikots getauscht werden, ist Normalität. Hierbei ein Trikot von Lionel Messi überreicht zu bekommen, ist allerdings nichts Geringeres als das Entgegennehmen einer wertvollen Trophäe, die selbst in den Kollektionen erfahrener Weltstars einen besonderen Platz erhält. Und McTominay ist nicht einmal ein solcher: Als er 2019 Messis Trikot erhält, ist er zarte 22 Jahre alt und erst seit zwei Jahren fester Bestandteil der ersten Mannschaft.
Und der Weg zum Shirt des heutigen PSG-Stürmers war für McTominay steinig. Zum einen brauchte er einen Mittelsmann, zum anderen wollte der Argentinier ihm sein Trikot anfangs gar nicht geben. Messi war nämlich schlicht beleidigt - und um das zu verstehen, muss man einen genaueren Blick auf die Partie des Abends werfen.
Ersatzkeeper Romero wird zum Mittelsmann zwischen Messi und McTominay
Es ist der 10. April 2019, Champions-League-Viertelfinale im legendären Old Trafford. Der FC Barcelona ist zu Gast, und mit ihm Lionel Messi. Barca gewinnt mit 1:0, aber der Argentinier muss ordentlich einstecken: an der Mittellinie wird er von einem harten Ellenbogen-Check getroffen. Ein mehr als ruppiges Einsteigen, Messi muss behandelt werden - und das nimmt er persönlich.
Nach dem Spiel wendet sich McTominay an Uniteds argentinischen Ersatzkeeper Sergio Romero: "Kannst du Messi bitte fragen, ob ich sein Trikot bekommen kann?" Der Landsmann des Superstars soll praktisch als Mittelsmann fungieren und schafft es tatsächlich, mit La Pulga ins Gespräch zu kommen. Als er zu McTominay zurückkehrt, hat er allerdings schlechte Nachrichten: "Er denkt, du warst derjenige, der ihn an der Mittellinie mit dem Ellenbogen attackiert hat." Im Klartext: "Vergiss es."
Nach einer solchen Attacke verständlich, könnte man denken. Doch so einfach liegt der Fall nicht, denn: McTominay hatte mit der Aktion überhaupt nichts zu tun. Und der Youngster gibt daher auch keinesfalls auf: "Nein, nein, nein, nein! Sag ihm, dass ich das nicht war! Besorg' mir dieses Shirt, denn das hänge ich mir ins Schlafzimmer!" Bote Romero wird also direkt wieder zurückgeschickt - und bringt dem überglücklichen Schotten tatsächlich das ersehnte Messi-Trikot.
McTominay bekommt Messis Trikot, Smalling nicht
Bei ESPN resümiert der Schotte zwei Jahre später daher fast stolz: "Also ja, er weiß, dass ich das nicht war." Bleibt nur die Frage: Wer war es denn dann? Da die TV-Bilder heute alles einfangen, ist der Übeltäter nicht schwierig zu identifizieren: In den Wiederholungen ist deutlich zu sehen, wie Innenverteidiger Chris Smalling übermotiviert in einem Zweikampf springt und Messi dabei mit dem Ellenbogen und voller Wucht im Gesicht trifft.
Ironischerweise ist dies dem Barca-Star dank der Trikotgeschichte mit McTominay mittlerweile auch bekannt - was Smalling im Rückspiel wohl auch zu spüren bekommt. Nach dem 3:0-Sieg der Katalanen im Camp Nou fangen die Kameras nach Abpfiff eine kurze Sequenz ein, in der Engländer Messi etwas fragt - vermutlich möchte er nun auch ein Messi-Trikot bekommen.
Wie hart er allerdings abblitzt, ist fast schon tragisch mitanzusehen. La Pulga würdigt Smalling kaum eines Blickes und entfernt sich sofort. Der Ellenbogenchecker bekommt das Trikot eines der großen Idole der Fußballwelt aus Prinzip nicht. McTominay schon. Der war es nämlich nicht.




