ONLY GERMANY GFX Jose Mourinho Lionel Messi 2014imago images / Pedro Nunes / Cordon Press/Miguelez Sports

Charmeoffensive per FaceTime: Wie Jose Mourinho Lionel Messi von einem Wechsel zum FC Chelsea überzeugte

Superstar Lionel Messi vom FC Barcelona wollte 2014 zum FC Chelsea wechseln. Der Argentinier, der seine gesamte Profilaufbahn bisher bei den Blaugrana verbrachte, hegte konkrete Abschiedsgedanken und der englische Hauptstadtklub war sein erklärtes Wunschziel.

So schreibt es Sky-Journalist Gianluca Di Marzio in seinem neuen Buch Grand Hotel Calciomercato. Darin schildert er, wie Messis Entschluss reifte, ihn ein bemerkenswertes Gespräch mit dem damaligen Chelsea-Trainer Jose Mourinho darin bestärkte und warum der Deal schließlich doch platzte.

Dies ist Di Marzios Version von Chelseas Werben um Lionel Messi, Ursprung der Geschichte ist ausgerechnet eine Anfrage von Barcelonas Erzrivale Real Madrid:

Blancos-Boss Florentino Perez dachte 2013 darüber nach, das Aushängeschild der stolzen Katalanen nach Madrid zu holen. So, wie er es 13 Jahre zuvor mit Luis Figo getan hatte. Diesmal wollte er Messis festgeschriebene Ablöse von 250 Millionen Euro bezahlen. Perez klopfte bei Messis Entourage an und erkundigte sich nach dessen Verfügbarkeit. La Pulgas Antwort fiel kurz und deutlich aus: "Ich komme nicht zu Real, ihr verschwendet Eure Zeit."

Messis wenig höfliche Replik soll den mächtigen Perez gekränkt haben und kurz darauf gerieten das Barca-Ass und dessen Familie ins Visier der spanischen Steuerbehörden. Der Argentinier musste später vor Gericht, mehr als 50 Millionen Euro plus eine satte Strafe nachzahlen. Erstmals zweifelte er an seiner Zukunft in Spanien, verärgert über das Finanzamt und die schlechte Presse, die ihm der Prozess einbrachte.

FC Barcelona: Lionel Messi unterrichtet Deco von seinem Wechselwunsch

Es war Januar 2014, als die Ermittlungen gegen ihn auf Hochtouren liefen und bei Messi verfestigte sich der Gedanke, vielleicht doch nochmal etwas Anderes ausprobieren zu wollen. Ein mögliches Ziel hatte er dabei auch schon im Sinn: Chelsea. Dort hatte Startrainer Jose Mourinho seine zweite Amtszeit angetreten und Messi gefiel die Aussicht, in London zu leben. Er rief also seinen Ex-Mannschaftskameraden Deco an, der mittlerweile als Spielerberater arbeitete und der zu aktiven Zeiten zwei Jahre lang für die Blues gekickt hatte.

Messi schilderte dem portugiesischen Ex-Nationalspieler seine Gedanken und Deco versprach, demnächst Chelsea-Besitzer Roman Abramovich davon zu unterrichten. Ein weiterer Mittelsmann wurde eingeschaltet und schon bald stieg in Mourinhos Haus ein Treffen von The Special One und drei Unterhändlern, die fette Provisionen witterten. Mourinho wirkte da noch immer ungläubig. Aber der große Coup wurde in Angriff genommen – mit einem FaceTime-Anruf Mourinhos bei Messi.

Lionel Messi Chelsea compositeGetty
Bild: Getty Images

"Hi Leo, ich bin Jose", startete Mourinho das Gespräch und zwischen den beiden Ex-Clasico-Rivalen stimmt die Chemie auf Anhieb. Mou versuchte dabei nicht, Messi subtil zu einem Wechsel zu überreden. Vielmehr probiert er es mit einer Charmeoffensive, erkundigt sich zunächst nach Messis Wohlbefinden. Er sagte, er habe von Messis Wunsch gehört, und schmeichelte ihm, indem er verriet, er habe "unzählige schlaflose Nächte gehabt", als er einst darüber nachdachte, wie er den Dribbelkünstler auf dem Platz stoppen könnte. "Du bist der Beste, Punkt", schloss er.

Dann sagte Mourinho: "Weißt Du also, was ich Dir rate? Dass Du genau dort bleibst, wo Du jetzt bist." Messis Gesichtsausdruck ist daraufhin komplett überrascht.

"Wechsle nicht. Sie werden Dir in Barcelona eine Statue bauen, bleibe dort. Es ist der beste Ort für die Nummer eins", so Mourinho weiter: "Falls Du aber eines Morgens aufwachst und Dir der Kaffee auf dem Trainingsgelände nicht mehr so gut schmeckt und graue Wolken am Himmel aufziehen, falls Dir dein Auto nicht mehr gefällt, Du zuhause nicht mehr glücklich bist und Deine Familie sich nicht mehr wohlfühlt, falls es irgendwann diesen dunklen Moment in Deinem Leben gibt - dann solltest Du das Tor zum Glück wieder öffnen. Und hinter diesem Tor wirst Du mich finden, Jose Mourinho, der auf Dich wartet."

Lionel Messi vom Gespräch mit Jose Mourinho begeistert

Messi war begeistert. Seinen Vertrauten orderte er: "Mit Mourinho kann ich alles gewinnen, was ich will. Er ist ein Gewinner, schließt den Deal ab."

Es folgten weitere Gespräche mit diversen Unterhändlern, Chelseas Strippenzieherin Marina Granovskaia bereitete den Weltrekordtransfer vor. Die fixe Ablöse von 250 Millionen Euro wollte der Londoner Klub berappen, außerdem winkten Messi, der zudem 70 Prozent seiner Bildrechte behalten sollte, 50 Millionen Euro Gehalt - pro Jahr.

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Bild: Getty Images

Mourinho war im Frühjahr guter Dinge, dass der Deal über die Bühne geht. Und im Sommer platzte die ganze Sache. Ausschlaggebend dafür war Messis Vater Jorge. Er trat und tritt offiziell als Berater für seinen Sohn auf. Nun war an ihm vorbei alles eingestielt worden und darüber war er mehr oder weniger kurz vor dem Vollzug nicht happy. Zudem war er gegen einen Wechsel nach England.

Also rief er seinen Sohn an und wollte wissen, was es mit dem angeblichen Wechsel an die Stamford Bridge auf sich habe. Messi junior knickte ein. "Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", sagte er seinem Vater und dementierte seinen Wechselwunsch samt des Telefonats mit Mourinho.

Lionel Messi bestätigt, dass er Spanien verlassen wollte

Messi blieb am Ende bekanntlich in Barcelona und verlängerte mehrmals seinen Vertrag, ehe er in diesem Sommer erneut einen Abgang anstrebte. Diesmal aber öffentlich und ebenfalls nicht erfolgreich.

2019 bestätigte Messi bei RAC1, dass er 2014 über einen Wechsel nachgedachte hatte: "Ich hegte damals den Gedanken, zu gehen. Nicht weg aus Barcelona, sondern weg aus Spanien. Ich habe mich schlecht behandelt gefühlt und wollte nicht mehr hier sein."

Auch gab er damals zu, Gespräche mit anderen Klubs geführt zu haben, offizielle Angebote für ihn habe es aber nicht gegeben.

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