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Leroy Sane fliegt aus Löws WM-Kader: Überraschend nachvollziehbar


KOMMENTAR

Nachdem mit Bernd Leno, Jonathan Tah (beide Bayer Leverkusen) und Nils Petersen (SC Freiburg) bereits drei der vier Streichkandidaten Minuten vor der offiziellen Verkündung durch die deutsche Presselandschaft geisterten, hielt Bundestrainer Joachim Löw sie dann doch noch bereit, die große Überraschung: Leroy Sane von Manchester City wird neben den bereits genannten Spielern ebenfalls nicht mit nach Russland reisen.

Ausgerechnet Sane, der bei Manchester City in der frisch abgelaufenen Saison zum absoluten Leistungsträger avancierte, ganz England mit seinen Tempodribblings, Toren sowie Vorlagen verzückte, am Ende Meister mit den Citizens wurde – und für seine herausragende Spielzeit obendrein zum besten Nachwuchsspieler der Premier League gewählt wurde. Mutet die Entscheidung Löws zunächst wie ein echter Hammer an, ist sie auf den zweiten Blick gut nachvollziehbar. 

Leroy Sane: Bei ManCity überragend, im DFB-Team nur ein Schatten

Denn: Sanes Leistungen in der deutschen Nationalmannschaft hatten mit denen bei Pep Guardiolas Meister-Ensemble nichts gemein. Allein in den letzten drei Testspielen gegen Spanien, Brasilien und Österreich wirkte das City-Sternchen ungewohnt fahrig, nervös, bisweilen gar antriebslos. Die Leichtfüßigkeit und Risikobereitschaft, die den ehemaligen Schalker in Manchester so stark machen, schienen wie weggespült aus dem Repertoire.

"Er ist vielleicht in den Spielen der Nationalmannschaft noch nicht ganz angekommen", begründete Löw im Anschluss an die Bekanntgabe und fasste seinen endgültigen Entschluss recht treffend zusammen. Anders als bei den Skyblues, für die Sane in der vergangenen Runde insgesamt 14 Pflichtspiel-Tore und 19 Vorlagen beisteuerte, steht im DFB-Dress in zwölf Auftritten lediglich ein Assist zu Buche (beim 5:1 gegen Aserbaidschan). Löw – das belegt letztlich die Auswahl derer, die für die offensive Außenbahn berufen wurden – setzt auf Spieler, die mit größtmöglicher Flexibilität auf etwaige veränderte taktische Marschrouten reagieren können.

Thomas Müller, Julian Draxler, Marco Reus und Julian Brandt, der sich knapp gegen Sane durchgesetzt hatte, wie Löw beteuerte, sind keine "klassischen" Flügelflitzer, keine ausschließlich auf den Außen gebundene Spieler. Heißt letztlich: Sanes Spielweise passt nicht perfekt ins Löw'sche System, wobei die jüngsten Darbietungen des Youngsters den Weltmeister-Coach womöglich nur bestätigt haben.

Löws Entscheidung ist evident

Und so kam es zum – zugegebenermaßen – bemerkenswerten Verdikt, hatte Sane doch kaum jemand als Heimfahrer auf der Liste. Zu guter Letzt kann Löw aber nun mal nicht ausschließlich auf Basis des beim Verein Gezeigten entscheiden, sondern muss zwingend abwägen, wie sehr ein Spieler seiner Mannschaft weiterhelfen kann.

Dahingehend hat er bei Sane offensichtlich das wenigste Potenzial gesehen. Und das ist durchaus evident.

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