HINTERGRUND
Wie viele andere 16-Jährige verbringt auch Leon Gissing in seinem Zimmer viel Zeit damit, über Fußball nachzudenken und bei WhatsApp zu chatten. Aber einen großen Unterschied zu den anderen gibt es dabei: Denn er bekommt Nachrichten von Personen, die andere Jungs in seinem Alter nur aus dem Fernsehen kennen.
Ob Ansu Fati vom FC Barcelona, Mason Greenwood von Manchester United, Jadon Sancho von Borussia Dortmund oder Bukayo Saka vom FC Arsenal - sie alle kontaktieren Leon täglich, weil sie etwas von ihm benötigen. Denn er ist ihr persönlicher Einkäufer und zählt die prominentesten Namen im Fußball zu seinen Kunden.
Es begann mit dem Wunsch nach neuen Sportschuhen
Bereits im Alter von 13 Jahren begann Leon in England mit seinem Business, damals verteilte er in Teamhotels oder nach Spielen seine Visitenkarte. Heute muss er kaum noch für sich Werbung machen, denn inzwischen hat er über 100 Kunden und ist Gesprächsthema in den Kabinen quer durch Fußball-Europa.
"Ich kannte Edimilson Fernandes, als er bei West Ham spielte. Er ging dann zu Mainz und ist Schweizer Nationalspieler. Ich bot ihm meine Dienste an und er brachte mich dann in Kontakt mit Breel Embolo, der mich dann wiederum mit der gesamten Mannschaft von Borussia Mönchengladbach bekannt machte", erzählt Gissing im Gespräch mit Goal und SPOX von seinen Anfängen.
Entstanden ist die Idee durch einen ganz natürlichen Wunsch eines 13-Jährigen, der sogleich jedoch lernte, dass es im Leben nichts geschenkt gibt. "Ich war ein 13-jähriger Junge, der Geld für neue Sportschuhe haben wollte. Ich wusste, dass mir meine Eltern nichts mehr dazugeben würden. Also musste ich mir Kapital besorgen", erklärt er.
Plug LeonMit dem Team von Manchester United kam er in Kontakt, als die Red Devils für ein Auswärtsspiel in London waren. "Ich hatte Kontakt zu jemandem, der mir verriet, dass der Zug von ManUnited am Bahnhof London Euston einfährt. Ich recherchierte ihr Hotel und ich händigte [Paul] Pogba und den Jungs meine Karte aus, damit sie mich kontaktieren", erzählt er, als ob es das Normalste der Welt wäre.
Leon Gissing: Die Fußballwelt ist klein
Leon legte sich ins Zeug, was den Spielern offenbar gefiel. "Die Fußballwelt ist klein und Informationen verbreiten sich sehr schnell. Die Spieler kommen mit ihren neuen Schuhen zum Training, ihre Mitspieler werden neidisch und finden dann heraus, dass ich sie ihnen besorgt habe", erklärt Gissing.
Der spätere Kurzzeit-Hoffenheimer Reiss Nelson war damals sein erster Kunde, heute hat Leons Instagram-Account bereits mehr als 35.000 Follower. Er weiß genau, wie er an die Sachen herankommt, die die Herzen seiner Kunden höher schlagen lassen, ganz egal, ob Jordans, Yeezys, Dior, Gucci, Louis Vuitton oder Chanel.
Sein Business läuft gut, die Finanzen stimmen. Doch für ihn geht es um mehr als nur Geld. Es sind die Erfahrungen, die er macht und das privilegierte Leben, Superstars zu seinen Bekannten zu zählen. "Ich habe T-Shirts von ihnen, spiele mit ihnen Zwei-Kontakt-Fußball oder FIFA bei ihnen zu Hause, oder auch Call of Duty oder Warzone. Es ist wie ein Traum für mich", schildert er begeistert.
Auch Einladungen ins Stadion oder zu Trainingseinheiten gehören zum Alltag des 16-Jährigen. "Ich arbeite mit Ansu Fati und Ilaix Moriba bei Barcelona oder bei PSG mit Mitchel Bakker, Thilo Kehrer und Timothee Pembele. Du lieferst etwas an Reece James von Chelsea und am nächsten Tag sitzt du an der Stamford Bridge und denkst: 'Was geht eigentlich ab?' Ich sehe die Spieler, wie sie meine Schuhe tragen, entweder im Training oder sogar im Fernsehen vor einem Spiel", sagt er.
Doch auch dieses Leben habe Schattenseiten, oftmals fehle die Zeit für seine Freunde, für Partys oder Fußballspiele. "Ich mache auch zeitgleich meine mittlere Reife, das ist hart", sagt er.
