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Als Kroatien Frankreich beinahe den WM-Titel 1998 versaute


HINTERGRUND

Wir schreiben den 15. Juli 2018, als die ganze Fußballwelt gespannt nach Moskau blickt, genauer gesagt ins Olympiastadion Luschniki. Dort fand das Finale der Weltmeisterschaft statt, Frankreich und Kroatien standen sich gegenüber. Schon der Einzug ins Endspiel war für die Kicker von der Adriaküste eine Sensation, doch wer so dicht vor dem Triumph steht, will dann natürlich auch den Titel.

Der Ausgang dürfte noch bekannt sein. Die Equipe Tricolore um Kylian Mbappe, Paul Pogba und Co. wurden ihrer Favoritenrolle gerecht, besiegten die Kockasti mit 4:2 und kürten sich zum zweiten Mal zum Weltmeister.

Das packende Duell in Russland sollte nicht das erste zwischen den beiden Nationen auf dem Weg zu einem WM-Titel sein. Schon 20 Jahre vorher traf Kroatien, damals im Halbfinale, auf Frankreich, Gastgeber der Endrunde, und war drauf und dran, den Traum von knapp 60 Millionen Franzosen zu zerstören. Aber der Reihe nach:

Das Turnier 1998 stellte Kroatiens erste WM-Teilnahme als unabhängige Nation dar. Bereits zwei Jahre vorher nahm man an der Europameisterschaft in England teil. Dort erreichte man die K.o.-Phase, im Viertelfinale war dann allerdings gegen Deutschland Schluss.

Kroatien wirft bei der WM 1998 Deutschland aus dem Turnier

Bei der WM in Frankreich waren die Kroaten in einer Gruppe mit Argentinien, Japan und Jamaika. Zum Auftakt besiegte man den Gegner aus der Karibik mit 3:1, auch Japan schlug man mit 1:0 und stand somit als Neuling bereits nach zwei Spielen im Achtelfinale. Das letzte Gruppenspiel gegen Argentinien ging dagegen verloren.

Das Achtelfinale gegen Rumänien entschied man nach einem schwachen Spiel mit 1:0 für sich, ehe im Viertelfinale, wie bei der EM 1996, Deutschland wartete.

"Es ist ein schwarzer Tag für den deutschen Fußball und ein großer Tag für den kroatischen Fußball", fasste Reporter Jürgen Emig bei der ARD die Geschehnisse seinerzeit unmittelbar nach dem Schlusspfiff zusammen. "Wir sind alle traurig."

3:0 hieß es am Ende für die Kroaten, dabei zeigte die deutsche Nationalmannschaft wohl ihre stärkste Turnierleistung. Doch bereits in der ersten Halbzeit musste Christian Wörns nach einem katastrophalen Fehlpass von Lothar Matthäus zur Notbremse greifen und flog folgerichtig vom Platz.

Die numerische Überlegenheit nutzte die Mannschaft von Trainer Miroslav Blazevic erstmals mit dem Pausenpfiff aus. In der zweiten Halbzeit rannte Deutschland vergeblich an, ehe Goran Vlaovic und Davor Suker mit einem Doppelschlag kurz vor Schluss den Deckel draufmachten.

WM 1998: Frankreich braucht gegen Kroatien Thuram-Doppelpack

Der Jubel am Balkan war grenzenlos - und vier Tage später stand bereits das nächste Highlight an. Es ging gegen den Gastgeber mit fast 80.000 euphorischen Fans im Rücken. Torlos ging es in die Halbzeitpause, der zweite Durchgang begann in Saint-Denis mit einem Paukenschlag.

Kroatiens Torjäger Suker machte einen Lauf hinter die Abwehrkette von Les Bleus und wurde perfekt bedient. Der spätere Bundesligaspieler blieb eiskalt und verwandelte zum 0:1. Die favorisierten Franzosen um Zinedine Zidane und Co. waren geschockt.

Eine Reaktion ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Nach einer Unachtsamkeit im Spielaufbau stand plötzlich Abwehrspieler Lilian Thuram goldrichtig und traf zum Ausgleich. Von nun an übernahm Frankreich das Kommando, doch mehrere gute Möglichkeiten ließ man liegen.

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Quelle: Getty Images

Es brauchte schließlich einen Doppelpack von Thuram, um die tapfer kämpfenden Kroaten in der Vorschlussrunde zu schlagen. In der 70. Spielminute traf er vom Strafraumrand mit links in die lange Ecke und ließ das Stadion explodieren. Es sollten seine einzigen beiden Treffer für die Nationalmannschaft bleiben.

Kroatien konnte den Platz nichtsdestotrotz erhobenen Hauptes verlassen, niemand konnte mit dieser Leistung rechnen. Bis zur letzten WM 2018 sollte es das beste Resultat bei einer Endrunde bleiben. Während Frankreich sich wenige Tage später gegen Brasilien den Titel sicherte, stand für Suker und Co. vorher das Spiel um Platz drei aus. Diesen sicherte man sich gegen die Niederlande – und Suker schnappte sich mit seinem sechsten Turniertreffer die Torjägerkanone.

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