KOMMENTAR
80 Millionen Euro – diese Summe sorgte in der Premier League rund um den Jahreswechsel für reichlich Zündstoff. Auslöser war der FC Liverpool, der das Geld kurz vor Weihnachten für Virgil van Dijk an den FC Southampton überwiesen hatte.
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Die Reaktionen auf den Wechsel grenzten an Spott. Zahlreiche Medien, Ex-Profis und Experten hielten die Ablöse für maßlos überzogen und interpretierten den Transfer als reinen Verzweiflungskauf.
Keine vier Monate nach van Dijks erstem Spiel für die Reds sind die Kritiker verstummt. Statt weiter hämisch zu berichten, singen Experten wie Medien inzwischen Loblieder auf den 26-Jährigen – von einem Panik- oder Fehleinkauf ist plötzlich keine Rede mehr.
Klopp hat verstanden, wo der Schuh drückt
In Zeiten, in denen Neymar für 222 Millionen Euro den Verein wechselt, ist es ohnehin verwunderlich, dass sich so viele Menschen so sehr über die Transfersumme van Dijks entrüsten konnten. Ein Spieler, der für weniger als die Hälfte der Neymar-Ablöse den Verein wechselt, dürfte heutzutage ja eigentlich gar nicht mehr für Aufregung sorgen – eigentlich. Der feine Unterschied: Zumeist werden derart surreal anmutende Summen für Offensivspieler ausgegeben. Van Dijk ist Innenverteidiger, er ist der teuerste Defensivspieler der Welt.
Klopp hatte allerdings verstanden, dass es seinem Team nicht im Angriff, sondern in der Verteidigung an Qualität mangelte. Um dieses Defizit auszugleichen, waren die 80 Millionen Euro ein notwendiges Übel. Nur so konnte er sein Team auf das nächste Level bringen.
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Klar, Klopp hätte sich um eine günstigere Alternative bemühen können, bloß hätte er dann keinen kompletten, keinen fertigen Innenverteidiger bekommen. Van Dijk gehört zu dieser seltenen Spezies, er ist stark in der Luft und am Boden, er verfügt über Ruhe und Weitsicht im Aufbauspiel, er lässt seinen Nebenmann Dejan Lovren besser aussehen und überzeugt auch mit Führungsqualitäten.
Wie notwendig seine Verpflichtung war, zeigt allein ein Blick auf die Statistik. Während die Reds ohne den Niederländer in 24 Premier-League-Partien nur sechsmal zu Null spielten (25 Prozent), blieben sie mit ihm in 55 Prozent der Ligaspiele ohne Gegentreffer. Van Dijk hat die mitunter wacklige Defensive stabilisiert.
Van Dijk ist der beste Zweikämpfer der Champions League
Auch ist der 1,93-Meter-Hüne einer der Garanten für das Erreichen des Halbfinals der Champions League. Mit 80 Prozent gewonnenen Duellen ist er der beste Zweikämpfer der Königsklasse und somit ein ganz wesentlicher Faktor dafür, dass die Klopp-Truppe in den jüngsten drei Partien des Wettbewerbs nur einen Gegentreffer schlucken musste.
Wenn diejenigen, die anfangs noch hämisch über van Dijk schmunzelten, am Dienstagabend nun gebannt vor dem Fernseher sitzen, um das Halbfinale gegen die AS Rom zu schauen, werden sich van Dijk und sein Coach ein Schmunzeln kaum verkneifen können. Van Dijk hat längst bewiesen, dass er sein Geld wert ist – in nicht einmal vier Monaten.


