GFX HSV Talente 21072017Getty Images

Kommentar: Der HSV wird zu seinem Glück gezwungen


KOMMENTAR

Schon am Tag vor dem sogennaten Deadline Day war klar, dass beim Hamburger SV in Sachen Neuzugänge nichts mehr passieren würde. Die PSV Eindhoven zog ihr Angebot für Douglas Santos zurück, Montpellier erklärte Jerome Roussillon für unverkäuflich und Konstantinos Stafylidis blieb weiterhin nicht finanzierbar. Die selbst gesteckten Transferziele konnte der HSV in diesem Sommer somit nicht erfüllen. Trotz wochenlanger Suche nach einem neuen Linksverteiger und einem Offensiv-Allrounder stand Sportchef Jens Todt am Ende des Deadline Days mit leeren Händen da. "Die Transferperiode hat gezeigt, dass wir nicht alles umsetzen konnten, was sportlich wünschenswert gewesen wäre", sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen nach Ablauf der Wechselfrist der Bild-Zeitung.

Einerseits ist das ein Eingeständnis schlechter Arbeit. Denn die Verantwortlichen hatten nach dem Ende der letzten Saison ausreichend Zeit, um sich nach bezahlbaren Spielern umzusehen und die offenen Baustellen zu schließen. Der Hamburger Schlingerkurs - erst sollte gespart und verkauft werden, dann gab es doch Geld von Investor Klaus-Michael Kühne für Neuzugänge, am Ende wiederum gab es keines mehr - hat mit Sicherheit wertvolle Zeit und Energie gekostet. Sportchef Todt war in seiner Rolle zwischen den Fronten nicht zu beneiden und wusste im Grunde nie so recht, über wie viel Geld er verfügt. Als Rechtfertigung dürfen die schwierigen Umstände aber nicht gelten. Der HSV hätte auf alle Szenarien besser vorbereitet sein müssen.

Die Jungen profitieren

Andererseits ergibt sich für die bereits vorhandenen Spieler im Kader dadurch eine neue Chance - speziell für die Jungen wie Luca Waldschmidt, Rick van Drongelen, Bakery Jatta oder Vasilije Janjicic. Anders als in den Jahren zuvor wurde ihnen diesmal kein weiterer teurer Neuzugang vor die Nase gesetzt. Ihre Aussicht auf Einsätze ist durch die nicht zustande gekommenen Verpflichtungen gleich hoch geblieben. Und das ist alles andere als schlecht. Versäumte es der HSV in den letzten Jahren seinem eigenen Nachwuchs und jungen Talenten genügend Spielzeit zu gewähren, hat Trainer Markus Gisdol in dieser Saison gar keine andere Wahl.

Weil Kühne keine neuen Millionen für weitere Transfers zur Verfügung stellte, erlag der HSV nicht erneut der Versuchung, Mondpreise für durchschnittliche Spieler zu zahlen, die spätestens in zwei Jahren wieder auf der Streichliste gelandet wären. Die Talente hingegen haben in dem relativ kleinen Kader eine realistische Chance, um einen Stammplatz zu kämpfen und sich in der Bundesliga zu etablieren. Umso häufiger sie spielen, desto schneller wird ihr Marktwert steigen. Das wäre bei Neuzugängen mit Top-Verträgen und hohen Ablösen nur schwer möglich. Mit diesem Weg wird sich der kriselnde Bundesliga-Dino irgendwann sanieren können. Er hätte nur viel früher damit anfangen müssen. Jetzt wird er zu seinem Glück gezwungen.

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