Mit den Statistiken ist es so eine Sache: Nur eins von acht Pflichtspielen hat Jürgen Klopp in seiner Trainerkarriere gegen ein von Jose Mourinho gecoachtes Team verloren. Und doch dürfte sich der Deutsche sowohl in der vergangenen Saison als auch am Samstag nicht darüber gefreut haben, dass er diese Serie im Heimspiel an der Anfield Road ausbauen konnte. Denn die beiden Duelle zwischen dem von Klopp trainierten FC Liverpool und dem von Mourinho betreuten Manchester United endeten 0:0 – und damit genau mit dem Ergebnis, das sich der Portugiese gewünscht hatte.
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Vom Ruf des Angstgegners, der Klopp zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund noch für Mourinho war, als der noch für Real Madrid zuständig war, ist nicht mehr viel übrig. Vielmehr hat das Pendel nun in die andere Richtung ausgeschlagen: Klopps Team verzweifelt schon seit einigen Partien an den Red Devils, die mit einem klaren Matchplan auftreten und den, wie am Samstag, konsequent-defensiv bis zum Ende durchziehen.
Dabei strebt der englische Rekordmeister gar nicht einmal den Sieg beim großen Rivalen an, sondern macht vom Anpfiff an den Eindruck, dass er gerne das torlose Unentschieden über die Zeit bringen möchte. Und das gelingt – zum Ärger von Klopp und seiner Mannschaft. "Manchester United ist hierhin gekommen, um einen Punkt zu holen. Und den haben sie jetzt", meinte Klopp hinterher und legte süffisant nach: "Als Liverpool kann man so mit Sicherheit nicht spielen, aber für Manchester United ist es okay", ergänzte er.
Giftpfeile von Klopp Richtung Mourinho
Bei den Reds kommt der Ärger über die Spielweise des Gegners zum Frust, dass mit der eigenen Spielweise zwar viel Dominanz, aber nichts Zählbares herausspringt. 19 Torschüsse feuerten die Gastgeber in den 90 Minuten ab, doch richtig gefährliche Aktionen waren eigentlich nur der Einsatz von Joel Matip, der eine Glanzparade von United-Keeper David de Gea erforderte, der anschließende Nachschuss von Mohamed Salah (34.) und ein Versuch des durchstartenden Emre Can (56.). "Wenn ein Gegner solch einen defensiven Ansatz wählt, spielt man sich keine 20 Chancen heraus", feuerte Pool-Trainer Klopp nach dem Schlusspfiff eine Spitze in Richtung Mourinho ab.
GOALDie Werte sprachen für Liverpool, das Ergebnis aber am Ende für United, das sich in der Abwehr nur äußerst selten aus der Ruhe bringen ließ. Mehr Torschüsse, mehr Flanken, mehr Ecken für Pool – all das ertrugen die Red Devils gelassen, solange sie in der Zentrale rund um den eigenen Sechzehner kompakt stehen konnten. Da die Hausherren in der Offensive mit Mohamed Salah, Philippe Coutinho und Roberto Firmino auf schnelle und quirlige Akteure setzten, machte Manchester einfach die Mitte zu und ließ Liverpool auf den Außen Platz – in der Annahme, dass die Klopp-Truppe ohne bulligen Stürmer im Strafraum ohnehin bei Flanken wenig Erfolg haben würde.
Und mit dieser Annahme lagen die Gäste richtig: Die vielen Aktionen, die Doppelpässe, die kurzen Zuspiele und der Ballbesitz von mehr als 60 Prozent brachten Liverpool nichts ein. "Das war eine gute Vorstellung, die meiner Meinung nach drei Punkte verdient gehabt hätte", meinte Klopp. Das was zählt, ist aber das Endergebnis – und über das freute sich Jose Mourinho mit Sicherheit deutlich mehr als der Deutsche.



