Die Karriere von Adrian Mutu war von Anfang bis Ende ein Auf und Ab: Kokainkonsum, spektakuläre Transfers und enorme Torjäger-Qualitäten waren nur einige wenige Schlagzeilen in seiner aktiven Zeit.
Besonders kurios wurde die Profilaufbahn des Rumänen aber, als sich der FC Chelsea von ihm trennte. Die Konsequenz: Juventus Turin wurde auf den Angreifer heiß - und sollte den Transfer mehr als bereuen.
Kokainmissbrauch bei Mutu nachgewiesen - Chelsea zieht die Reißleine
Aber von vorne. Nachdem sich Mutu in Rumänien als torgefährlicher Mittelstürmer einen Namen gemacht hatte, zog es den Rechtsfuß vorerst nach Italien. Dort stand er unter anderem bei Inter Mailand und in Parma unter Vertrag, bis sich der FC Chelsea seine Dienste sicherte.
Bei den Blues zeigte er eine durchschnittliche erste Saison, in der er in 25 Einsätzen auf sechs Tore kam. In der zweiten Saison folgte dann der Leistungsabfall, Mutu konnte in den ersten Monaten keinen einzigen Treffer erzielen. Aber das war nicht das größte Problem, denn dann wurden bei einer Dopingkontrolle Spuren von Kokain bei ihm nachgewiesen.
Die Folge: Einen Monat nach diesem Vorfall entließ ihn der FC Chelsea. Der Fußballverband bestrafte ihn zusätzlich noch mit einer siebenmonatigen Disqualifikation und einer Geldstrafe von 20.000 Pfund.
Die darauffolgenden Monate war Mutu vereinslos. Kein Klub zeigte Interesse an dem rumänischen Nationalspieler, die einst glorreiche Zeit in der Serie A war inzwischen nicht mehr vorstellbar. Oder etwa doch? Denn plötzlich rief der italienische Rekordmeister beim Berater von Adrian Mutu an ...
Juventus Turin holt Mutu - ein Transfer mit Folgen
Es meldete sich Ioan Becali, der Berater von Mutu, bei seinem Agenten. Juventus Turin soll sich nach dem Angreifer erkundigt haben, für Mutu kam der Anruf genau zum richtigen Zeitpunkt.
Schnell sagte er den Bianconeri zu. Es gab lediglich ein Problem: Trainer Fabio Capello hatte mit Igor Tudor, Marcelo Zalayeta und Stephen Appiah bereits drei Nicht-EU-Spieler im Kader, und die Aufnahme eines vierten Spielers war aufgrund der Regeln und Vorschriften nicht möglich.
Getty Es gab jedoch eine (vermeintliche) Lösung: Die Regeln verboten Transfers aus dem Ausland, nicht den Kauf von Spielern aus der Serie A. Und da kamen die Juve-Verantwortlichen auf die geniale Idee, Mutu bei einem anderen italienischen Verein unterzubringen und ihn dann von dort zu übernehmen, um so die Regeln zu umgehen.
Der ausgewählte Verein hieß Livorno. Dessen Präsident war Aldo Spinelli, der eng mit Luciano Moggi, dem ehemaligen Sportdirektor von Juve befreundet war. Livorno war gerade 54 Jahre nach seinem letzten Auftritt in der obersten italienischen Spielklasse in die Serie A zurückgekehrt.
Livorno war somit nur die Brücke, um den Ex-Chelsea-Stürmer nach Turin zu bringen. Mitte Januar 2005 wurde die Sache dann konkret: Mutu wurde von den Toskanern verpflichtet, die ihn sofort auf Leihbasis zu Juve transferierten, wo der Spieler einen Fünfjahresvertrag unterzeichnete. Einige Monate später wechselte Raffaele Palladino als "Dank" nach Livorno. Einen ähnlichen Trick nutzte Inter mit Chievo, als "Ersatz" für Julio Cesar im selben Transferfenster, nachdem man einige Jahre zuvor dasselbe mit Gamarra getan hatte. Das Prozedere war somit nicht ganz unbekannt in Italien.
Mutu war also ein Juventus-Spieler. Aber nur gewissermaßen. Denn der Transfer aus England kam nicht zustande: Die Londoner gingen hart ins Gericht und forderten eine Entschädigung von rund fünfzehn Millionen Pfund. Mutu durfte einige Wochen lang keine Interviews als Juventus-Spieler geben und auf Anweisung von Capello nicht einmal im offiziellen Mannschafts-Dress trainieren.
Der 19. Januar wurde als Termin für die Präsentation vor Journalisten und Fans vorgesehen, wurde aber verschoben. Und am nächsten Tag war zur Enttäuschung der rumänischen Reporter nur Moggi im Pressesaal zu sehen.
"Alles ist geregelt und im grünen Bereich", erklärte der Generaldirektor, wie in der Gazzetta dello Sport zu lesen war. "Mutu wird nicht vorgestellt und trainiert nicht mit der Mannschaft, bis der Transfer aus England durchgeht. Wo er jetzt ist? Es ist eine Frage von Tagen - sobald der englische Verband grünes Licht gibt, wird Adrian mit uns trainieren und er wird bei Juve bleiben."
"Adrian habe ich persönlich verfolgt, seit er nach Italien gekommen ist", fuhr Moggi fort, "und ich habe schon einige Male versucht, ihn zu Juve zu holen. Das Kokain? Irren ist menschlich, Ausharren ist teuflisch: Ich kenne den Spieler und weiß, dass er nicht rückfällig wird. Bevor wir ihn mitgenommen haben, haben wir alle notwendigen Kontrollen durchgeführt".
Der lang erwartete Transfer aus England sollte also durchgehen. Mutu durfte endlich wieder auf dem Platz stehen, als Juventus-Spieler auf Torejagd gehen. Während der Saison hatte der Ex-Inter-Spieler bereits die Gelegenheit, sich in eine Mannschaft voller Champions zu integrieren und Tag für Tag um die größten Titel mitzuspielen.
Mutu trainierte mit Ibrahimovic, Del Piero und Co.
"Sie haben mich immer beschützt", sagte Mutu auf die Frage nach dieser emotionalen Zeit. "Es war die Zeit der Sperre, in der ich keine offiziellen Spiele bestreiten konnte, aber sie haben mich fit gehalten und mich Spiele mit Ibrahimovic, Del Piero und Trezeguet bestreiten lassen. Diese Trainingseinheiten waren aufgrund ihrer Qualität und Intensität ein echter Wettkampf. Sie ließen mich jede Woche ein Freundschaftsspiel bestreiten, sodass ich nie meinen Spielrhythmus verlor."
GettyIn der folgenden Saison wurde es besser. 32 Einsätze in der Liga, acht in der Champions League, vier in der Coppa Italia mit insgesamt elf Toren. Dann folgte der Calciopoli-Skandal, der automatische Abstieg in die Serie B. Es folgte ein neuer Vorstand, der gezwungen war, die Hälfte der Mannschaft zu entlassen. Zu den Abgängen gehörten Zlatan Ibrahimovic, Patrick Vieira, Fabio Cannavaro und Lilian Thuram. Und dann war da noch Mutu, der im Tausch gegen Valeri Bojinov nach Florenz wechselte.
Später wurde er erneut bei der Dopingprobe positiv getestet, wechselte 2011 zu Cesena, stieg mit den Italienern aber in die Serie B ab und sammelte einige weitere unglückliche Erfahrungen, bevor er fünf Jahre später seine Karriere beendete.
2009 forderten die Blues offiziell eine Entschädigung von 17,7 Millionen Euro, die später mit Zinsen auf mehr als 21 Millionen anwuchs. Ein jahrzehntelanger Rechtsstreit ging vonstatten, bis die Engländer 2018 vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Recht bekamen. Eine kuriose Profikarriere - mit einem bitteren Ausgang für Juventus Turin.



