KOLUMNE
Es hat ein wenig gedauert, bis Filip Kostic nach dem 3:0-Sieg seines Hamburger SV gegen die TSG Hoffenheim 1899 für ein paar Sätze zur Verfügung gestellt wurde. Interviews sind seine Sache nämlich nicht. Was auch an seinem ausbaufähigem Deutsch liegt. Und da er sich nur rudimentär ausdrücken kann, lässt er es in der Regel gleich ganz bleiben. Nach einem Tor und zwei Vorbereitungen inklusive Traumpass auf Douglas Santos vor dem 1:0 gab es für den 25-Jährigen aber kein "Entkommen" - Kostic war der Mann des Tages und damit so gefragt wie lange nicht mehr.
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Ich muss gestehen, dass meine Meinung über seine Verpflichtung im Sommer 2016 von großer Skepsis geprägt war. Wie bei so vielen HSV-Transfers der letzten Jahre. In diesem Fall lag es aber weniger am Spieler als an den Konditionen. 14 Millionen Euro sollen die Hamburger für ihn nach Stuttgart überwiesen haben. So lautet zumindest die "offizielle" Version. Hinter vorgehaltener Hand wird aber auch eine andere erzählt. Kostic soll sogar ein wenig teurer gewesen sein als bekannt. Und: Mit knapp vier Millionen Euro für Berater und Vermittler sprengen die Nebenkosten dieses Transfers jeden Rahmen. Nie zuvor gab der HSV für einen Spieler mehr Geld aus.
HSV ging finanziell hohes Risiko
Logisch, dass vom Rekordtransfer der Klubgeschichte automatisch mehr erwartet werden darf, mehr erwartet werden muss. Nur hat Kostic diese Erwartungen lange Zeit nicht im Ansatz erfüllen können. Aufwand und Ertrag standen bisher in keinem Verhältnis - beim HSV eher Regel als Ausnahme. Zudem nicht die einzige teure Fehleinschätzung unter der Führung des Ex-Vorstandschefs Dietmar Beiersdorfer, der vor vielen Jahren als "Dukaten-Didi" für seine smarten Einkäufe gefeiert wurde. Übrig geblieben ist davon nichts.
Es ist schon ziemlich rätselhaft, warum der HSV für einen Spieler, der in Stuttgart keinesfalls als der alles überragende Leistungsträger galt, am meisten bezahlte, während der deutlich talentiertere Timo Werner (heute 50 Millionen wert) für nur zehn und Antonio Rüdiger (heute 25 Millionen wert) für nur neun Millionen verkauft wurden. Längst hat sich herum gesprochen, dass der HSV nicht nur maßgeblich von seinem Investor Klaus-Michael Kühne unterstützt wird, sondern sich in Verhandlungen auch alles andere als geschickt anstellt. Kein Wunder also, dass Stefan Reuter in diesem Sommer für Konstantinos Stafylidis eine Fantasiesumme aufrief. Ich würde es genau so machen.
Kostic flankt nicht mehr so häufig
Für all das kann Kostic allerdings nicht verantwortlich gemacht werden. Nur für seine Leistungen auf dem Platz. Und die waren häufig von Flanken geprägt, die selten einen Abnehmer fanden. Außerdem ist der schnelle Linksaußen auch ein wenig "Opfer" des HSV-Spiels gewesen. Viel Defensivarbeit, häufig nur lange Bälle nach vorne, kaum Torraumszenen - für jeden Offensiv-Spieler denkbar ungünstige Konstellationen. Trainer Markus Gisdol versucht es in letzter Zeit jedoch wieder mit mehr Fußball und weniger Gebolze. Scheint so, als würde auch Kostic davon profitieren.
Ich halte aber nichts davon, nach einem guten Spiel schon vom Durchbruch zu sprechen. Kostic muss Leistungen wie gegen Hoffenheim regelmäßig zeigen. Erst dann würde er endgültig zum Leistungsträger aufsteigen.
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