Hamburger SV Darmstadt 98Getty Images

Jovanovs HSV: Darmstadt wird das schwierigste Spiel der Rückrunde


KOLUMNE

Ich kann mich noch sehr gut an die Stimmung nach dem zehnten Spieltag und der 2:5-Klatsche gegen Borussia Dortmund erinnern. Diese Niederlage fühlte sich beinahe wie ein Abstieg an. Nur die beiden Ehrentreffer von Nicolai Müller verhinderten damals einen Platzsturm der Fans. Der Hamburger SV hatte damals einen absoluten Tiefpunkt erreicht: kein Sieg, zwei magere Unentschieden, acht Niederlagen, 4:23 Tore, zwei Punkte, Tabellenplatz 18. Die Rettung? Kaum noch möglich. Denn dazu hätten die Hamburger ab diesen Zeitpunkt punkten müssen wie ein Champions-League-Teilnehmer. Und wie hätte das dieser völlig instabilen Mannschaft gelingen sollen? Nicht nur mir fehlte die Vorstellungskraft.

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HSV erfolgreich als Underdog

Aber es kam bekanntlich anders als erwartet. Der HSV startete durch und kämpfte sich hoch bis auf Rang 13, vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Die Rolle des Jägers hatte Markus Gisdols Mannschaft erfolgreich angenommen und mit der Art und Weise, wie sie Siege und Unentschieden erkämpfte, viele enttäuschte Fans zurückgewonnen. Die Erwartungshaltung war ohnehin auf ein Minimum gesunken. Und so gab es in meiner Wahrnehmung auch kein einziges Spiel, in das der HSV als Favorit ging. Wer hatte denn ernsthaft Siege gegen Leipzig, Leverkusen, Gladbach, Hertha oder Köln erwartet?

Ich bin mir sicher: Die Rolle des Underdogs hat viele der seit dem zehnten Spieltag gesammelten 31 Punkte möglich gemacht. Doch nach der verdienten Niederlage im Nordderby gegen Werder Bremen steckt Gisdols Mannschaft psychologisch in einer für sie völlig neuen und bisher unbekannten Situation. Sie ist nicht nur erstmals in dieser Saison in der Rolle des Gejagten, sondern auch in der Rolle des Favoriten. Denn mit dem SV Darmstadt 98 kommt das Tabellenschlusslicht und der auswärtsschwächste Klub der Liga in den Volkspark. Zum ersten Mal seit langer Zeit empfinde ich vor diesem Duell diesen besonderen Druck, dass ein Sieg Pflicht ist. Der Abstand auf den Relegationsplatz ist schließlich wieder auf einen Zähler geschmolzen.

Sieg gegen Darmstadt Pflicht

Selbst ein hart umkämpftes Unentschieden würde sich in den Köpfen der Spieler sicher wie eine Niederlage anfühlen. Zumal es gleichbedeutend wäre mit dem Ende einer sehr erfolgreichen Serie von vier Heimsiegen in Folge. Ausgerechnet gegen Darmstadt. Ein Remis oder eine Niederlage muss daher mit aller Macht verhindert werden, weil das Ergebnis des Spiels womöglich weitreichende Folgen für die restlichen Partien haben könnte. Allerdings muss ich gestehen, dass ich eine Punkteteilung für das wahrscheinlichste Ergebnis halte. Aus einem einfachen Grund: Die Spielart beider Mannschaften ähnelt sich sehr stark. Und immer dann, wenn ein Gegner spielte wie der HSV, gab es mehr Probleme als gegen die vermeintlich spielstärkeren Teams. Das wissen auch die Spieler.

Deshalb halte ich das Duell gegen Darmstadt psychologisch für das schwierigste Spiel der Rückrunde, vielleicht ist es bisher sogar das schwierigste Spiel der Saison. Entschieden wird es im Kopf. Gemessen an der individuellen Qualität ist der HSV im Vorteil, ganz klar. Nur: Findet Gisdol in dieser Trainingswoche die richtige Mischung aus Konzentration, Anspannung und Leichtigkeit? Oder macht sich ein Gefühl von Angst breit? Immerhin haben die Darmstädter jüngst bewiesen, dass man sie nicht komplett abschreiben darf.

Bis jetzt hielt ich den HSV für stabil genug, mit der Herausforderung Abstiegskampf zurechtzukommen und nicht auseinander zu brechen. Der Auftritt in Bremen fühlte sich aufgrund der Art des Auftretens jedoch wie ein Rückfall in alte Zeiten an. Zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt in der Saison.

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