GER ONLY Jeremy Doku Belgium 2020Imago Images / Belga

Jeremy Doku: Einer wie Sancho, den Klopp zum Mane-Nachfolger machen wollte


HINTERGRUND

Unfassbar flinke Haken, höchste Ballkontrolle in enormem Tempo, Wendigkeit, Dynamik. Wenn Jeremy Doku, 18-jähriger Flügelspieler vom belgischen Topklub RSC Anderlecht, Fußball spielt, erinnert das sehr stark an einen, den wir aus der Bundesliga bestens kennen. An Jadon Sancho, Superstar von Borussia Dortmund.

Birkir Bjarnason, 86-facher Nationalspieler Islands, EM- und WM-Teilnehmer, musste das jüngst schmerzlich erfahren. Denn mit einem seiner so unglaublich dynamischen Haken ließ Doku den 32-Jährigen Anfang September aussehen wie einen Schuljungen, ehe er in seinem zweiten A-Länderspiel mit einem schönen Schlenzer sein erstes Tor für Belgien erzielte.

Es war das erste Mal, dass Doku auf der ganz großen Bühne auf sich aufmerksam machte. An der Seite gestandener Stars wie Kevin De Bruyne, Axel Witsel, Dries Mertens oder Thorgan Hazard stand der Teenager in Belgiens Startelf beim 5:1-Nations-League-Erfolg über die Isländer. Einem gewissen Jürgen Klopp war Doku aber schon weit vorher mehr als nur ein Begriff.

Jeremy Doku mit 15 zu Gesprächen beim FC Liverpool

2018, mit 15, wurde Doku vom FC Liverpool in dessen Trainingszentrum nach Melwood eingeladen. Die Reds hatten gerade Lazar Markovic an Anderlecht verliehen und als Teil des Deals ausgehandelt, mit Doku über einen möglichen Wechsel nach England sprechen zu dürfen.

"Klopp erläuterte uns, warum er in Jeremy einen möglichen Nachfolger für Sadio Mane sieht", sagte Dokus Vater David der belgischen Zeitung Het Nieuwsblad über den Besuch in Liverpool. "Sadio Mane kam sogar kurz, um mit mir zu sprechen", erzählte Jeremy selbst dem Sport/Foot Magazine.

Auch Klublegende Steven Gerrard, damals noch U18-Trainer bei den Reds, war in die Bemühungen um Doku involviert. "Er zeigte mir Videos von mir, sie hatten unglaublich viel Material. Er gab mir Feedeback, sagte zum Beispiel: 'Was du da machst, gefällt mir sehr gut'", sagt der flinke Angreifer mit ghanaischen Wurzeln.

GERMANY ONLY: JEREMY DOKU ANDERLECHTimago images / belgaBild: imago images / belga

Für Anderlecht, wo Doku rund ein halbes Jahr später, mit 16, in der ersten Mannschaft debütieren sollte, war das damals eine schwierige Situation. Keinesfalls wollte man eines der größten Juwele, das man je in den eigenen Reihen ausgebildet hat, lediglich für eine Ausbildungsentschädigung verlieren.

Jeremy Doku: Neben Liverpool waren auch Chelsea, ManCity und Co. dran

Zumal neben Liverpool noch etliche weitere namhafte Vereine um Doku buhlten, der mit zehn Jahren zu Anderlecht kam. "Auch Arsenal, Chelsea, Manchester City, Ajax und Eindhoven waren interessiert", sagt Vater David. "Liverpool und Ajax statteten wir dann einen Besuch ab. Mein Favorit war Liverpool."

Doch obwohl sich sogar Klopp höchstselbst um Doku bemühte, sagte jener den Reds ab, wollte erst in Anderlecht den Durchbruch schaffen. "Leute aus meiner Umgebung haben mir dazu geraten, zu Liverpool zu gehen, weil ich so eine Chance vielleicht nie mehr bekomme", erklärt Doku. "Aber ich sehe das anders: Wenn Liverpool Interesse an mir als 15-Jährigem zeigt, dann werden sie mich später auch holen wollen, wenn ich meine Leistungen auf höchstem Niveau bestätigt habe."

Anderlecht hatte indes auch die Hilfe eines ehemaligen Aushängeschilds des Vereins genutzt, um Doku zu überzeugen. Der heutige Inter-Star Romelu Lukaku, der fünf Jahre lang für Anderlecht spielte und mit 16 beim RSC in der ersten Liga debütiert hatte, schickte Doku ein Video. "Das war die Idee von Nachwuchskoordinator Jean Kindermans", erklärt Doku senior. "Romelu sagte in dem Video, dass es besser sei, sich zunächst in Belgien einen Namen zu machen und dann in großem Stil zu wechseln."

Ex-Trainer über Jeremy Doku: "... dann hat er höheres Potenzial als Eden Hazard"

Genau das hat Jeremy Doku in den vergangenen beiden Jahren getan. Nach und nach drängte er sich für die erste Mannschaft auf, ist seit Ende 2019 Stammspieler. "Ich habe kaum jemals einen Spieler gesehen, der auf den ersten Metern so explosiv ist, der so schnell beschleunigen und die Richtung wechseln kann und dabei auch noch stets die volle Kontrolle über Ball und Körper behält", lobte Anderlechts früherer Trainer Hein Vanhaezebrouck, unter dem Doku einst bei den Profis debütierte, im Interview mit Het Nieuwsblad

An seinem linken Fuß müsse Doku, der in Anderlecht noch Vertrag bis 2022 hat und in der laufenden Saison bereits bei zwei Toren und drei Vorlagen steht, indes noch arbeiten. Und dass er genau das tut, zeigte er gegen Island bei seiner Startelfpremiere für Belgien, schlug auch einige gute Flanken mit links. 

"Wenn er seinen linken Fuß perfektioniert", betont Vanhaezebrouck, "kann er es bis an die Spitze schaffen. Dann hat er sogar höheres Potenzial als Eden Hazard."

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