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Jan Kirchhoffs Kolumne: "Gegen ihn zu trainieren bedeutete Schmerzen" - Das waren meine härtesten Gegenspieler


KOLUMNE

Liebe Fußballfans,

zum Start meiner neuen Kolumne möchte ich mit Euch über meine härtesten Gegenspieler sprechen – und in physischer Hinsicht war das mein ehemaliger Mitspieler Mario Mandzukic.

Gegen Mario zu trainieren bedeutete Schmerzen. Er hat stets den Körperkontakt gesucht und versucht, jeden langen Ball zu blocken. Mario ist oft in den Rücken der Verteidiger gelaufen und den Abwehrspielern bei hohen Bällen auch gerne mal in den Rücken gesprungen. Selbst im Training konnte er es nicht leiden zu verlieren.

Wenn wir ein Eckchen aufgemacht haben und er zu lange in der Mitte war, setzte er schnell zur Grätsche an. Als direkter Gegenspieler von Mario war es unglaublich schwierig, gut zu trainieren. Physisch hat er dich bestraft.

Man muss dazu sagen, dass der Spagat zwischen gesunder Wettkampfhärte und einer Minimierung des Verletzungsrisikos im Training nicht so einfach ist. Ich selbst bin ein Fan davon, hart zu trainieren und es waren nie böswillige Aktionen von Mario dabei. Und trotzdem tat es eben auch mal weh.

Ich kann mich noch gut an ein, zwei Trainingseinheiten erinnern, in denen ich gegen ihn zurückziehen musste. Einmal haben wir ein Fünf-gegen-fünf-Turnier gespielt und ich hatte an dem Tag wirklich gut trainiert. Im Spiel habe ich den Ball dann am Sechzehner parallel zum Tor mitgenommen und wollte gerade ins lange Eck schießen, als Mario plötzlich wie ein Wildgewordener von der Seite angerauscht kam. Letztlich habe ich den Ball wohl aus einer Mischung aus Angst und weiser Voraussicht freigegeben.

Ich muss ehrlich sagen: Vor ihm und seiner Aggressivität sowie Qualität hatte ich als damals junger Spieler gehörig Respekt. Ich habe immer versucht, dagegenzuhalten, auf ein Duell mit offenem Visier wollte ich mich mit ihm aber nicht einlassen. Ich weiß noch, dass Pep Guardiola Mario auch mal gesagt hat: Vielleicht schaltest Du mal einen Gang runter und spielst nicht ganz so aggressiv.

Unabhängig davon war und ist Mario ein absoluter Top-Stürmer, der in der öffentlichen Wahrnehmung tendenziell unterschätzt wird. Sein Kopfballspiel ist vermutlich eines der besten auf der ganzen Welt. Er findet immer wieder eine unglaublich gute Position, um den Verteidiger von hinten anzuspringen, meistens am zweiten Pfosten. Mario läuft und arbeitet zudem viel, ist ein wahnsinniger Mentalitäts- und unglaublich guter Pressingspieler, der auch am Ball seine Qualitäten hat. Zu seiner Zeit bei den Bayern war er außerdem schnell, beweglich und ausdauernd, hatte Top-Fitnesswerte. Qualitäten wie die seinen findet man selten. Vielleicht hatte er bei Bayern das Pech, dass er mit seiner Art und Weise nicht ganz so prädestiniert für Peps Spielidee war.

Pep wollte, dass sich der Neuner ins Mittelfeld zurückfallen lässt und sehr viel mitspielt. Der Stürmer sollte die Innenverteidiger stets vor die Frage stellen, ob sie nun nach vorne stoßen oder auf der Linie bleiben. Und in dieser Hinsicht – damit wären wir bei meinem härtesten Gegenspieler in Bezug auf die reine Qualität - ist Robert Lewandowski eben nochmal eine Nummer besser.

Robert ist schnell, beweglich, körperlich und technisch gut, kann sich fallen lassen und hat einen tollen Abschluss. Gegen ihn hat man einfach keinen Vorteil. Robert ist schlicht komplett und deshalb unberechenbar.

Bleibt gesund. 

Euer Jan

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