Mario Balotelli Italy Euro 2012Getty Images

Italien: Mario Balotellis erneute Nicht-Berücksichtigung ist ein Skandal


KOMMENTAR

Als Mario Balotelli den FC Liverpool verließ, um sich OGC Nizza anzuschließen, war sein Standing so niedrig, dass die Reds ihn mehr oder weniger verscherbelten. Er war zu einer Figur geworden, über die man Späße machte, auf deren Kosten man sich sogar lustig machte.

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Aber "Super Mario" ist zurück - vielleicht sogar besser als je zuvor.

Sein Weg zurück auf die große Bühne war ein langer. Dass er zurück im Fokus ist, wurde mit der öffentlichen Reaktion auf die Kadernominierung von Italiens Interimstrainer Luigi Di Biagio deutlich. Die Meldung, dass der 27-Jährige erneut nicht nominiert wurde, sorgte für Unverständnis - zu Recht.

Das letzte Mal, dass Balotelli für die Azzurri spielte, war bei der WM 2014, wo man in der Gruppenphase an Mannschaften wie Uruguay und Costa Rica scheiterte.

Während der mittlerweile vierjährigen Abstinenz aus dem Nationalteam musste er leiden. Doch wohl nicht einmal so stark wie das einst so erfolgsverwöhnte Land selbst. Nach einer passablen Leistung bei der EM 2016, wo man im Viertelfinale an Deutschland scheiterte, verpasste man für die diesjährige WM sogar die Teilnahme, weil man in den Playoffs an Schweden scheiterte.

Italien fehlt einer wie Balotelli

Was der Squadra Azzurra in diesen Spielen fehlte? Ein Torjäger! In 180 Minuten gegen die Schweden erzielte man gar keinen Treffer, zusätzlich hat man nur in drei der sechs Länderspiele während der laufenden Saison getroffen. Die Torschützen: Ciro Immobile, Innenverteidiger Giorgio Chiellini und der nicht für seine Torgefahr bekannte Antonio Candreva.

Di Biagios Lösung für dieses Problem soll nun Simone Verdi sein, ein Mann, der in seiner Karriere noch nie zehn oder mehr Tore erzielen konnte. "Ich habe schon erklärt, dass die Quote für einen Stürmer wichtig ist, doch es geht auch um allgemeine Leistungen", begründete er seine Entscheidung.

"Ich habe Spieler beobachtet, sie bewertet, und dann entschieden, wen ich nominiere, um das bestmögliche Team zu haben. Das ist aktuell der Stand, aber die Tür ist für niemanden geschlossen." Balotelli-Berater Mino Raiola machte daraufhin seine Sicht der Dinge deutlich: "Diese Worte stimmen nicht mit seinen Handlungen überein."

"Wenn Di Biagio sagt, dass Zahlen und Statistiken für einen Stürmer nicht entscheidend sind, ist die Tür für Mario geschlossen", beschwerte er sich bei Radio 24. "Die Nationalmannschaft sollte von den besten Spielern repräsentiert werden, wenn die Besten aber nicht eingeladen werden, verstehen wir das einfach nicht." Und Raiola hat nicht Unrecht.

Mario Balotelli Nice Lokomotiv Moscou UEFA Europa League 15022018Gettyimages

Immobile, der für Lazio in dieser Spielzeit absolut überzeugt, hat bei seinen Auftritten für Italien nie wirklich glänzen können. Und der 35-jährige Fabio Quagliarella ist weit entfernt von Balotellis Zahlen, der in 21 Ligue-1-Spielen 14-mal erfolgreich war. "Ich denke, dass es eine der besten Spielzeiten meiner Karriere ist", sagte er zuletzt bei Canal+. "Aber ich kann noch mehr. Hoffentlich kommt das Beste erst noch."

Balotelli auf dem Zenit?

In der Tat deutet vieles darauf hin, dass er im Alter von 27 Jahren seinen Leistungshöhepunkt erreichen kann. Im Sommer dürften viele Vereine Interesse an einer Verpflichtung des ablösefreien Angreifers haben. Das ständige Pendeln zwischen Startelf und Tribünenplatz hat unter Lucien Favre ein Ende gefunden. Der Schweizer hat es verstanden, das Optimale aus dem einstigen Supertalent herauszukitzeln.

"Er hat sich in seinen Bewegungen sehr stark verbessert. Er ist athletischer und effektiver geworden", sagte der Coach vor einiger Zeit. "Er hat noch viel Arbeit vor sich, doch wir wissen, wo wir ansetzen können. Im Training arbeitet er hart, er geht ins Gegenpressing, wenn er den Ball verliert. Das ist ein kleiner Schritt, der aber sehr wichtig ist", sagte er abschließend.

Balotelli selbst gab zu, dass er einen hartnäckigen Trainer braucht, um alles aus ihm herauszuholen. In der Vergangenheit, als das italienische Team gespickt war mit Talent, konnte man seine Nicht-Nominierung leicht rechtfertigen. Aber heute, wo die Alternativen begrenzt sind, ist die Dickköpfigkeit mancher Verantwortlicher geradezu albern.

Balotelli verdient es nicht, für frühere Vergehen jetzt noch verbannt zu werden. Stattdessen sollte man seine aktuelle Form betrachten, so, wie es bei allen anderen Spielern der Fall ist. Er ist nicht mehr der Badboy, der er einst war, sondern würde seinem Land in der aktuellen Zeit nur guttun. Bis Italien das jedoch zu verstehen weiß, benachteiligt man als allererstes sich selbst.

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