Hoffenheim FC Bayern 09092017

Mats Hummels vom FC Bayern: "Haben das als Mannschaft falsch eingeschätzt"


INTERVIEW

An der Szene des Spiels war Mats Hummels direkt beteiligt. Der FC Bayern München hat am 3. Bundesliga-Spieltag bei der TSG 1899 Hoffenheim mit 0:2 verloren, und dabei ein kurioses Gegentor durch Mark Uth kassiert. Darüber und über die Bedeutung der Pleite sprach der Weltmeister in der Mixed Zone. 

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Mats, wie bewerten Sie das Spiel?

Mats Hummels: Es war ein ganz eigenartiges Spiel, das schwer zu bewerten ist, weil wir prinzipiell verdammt viel Kontrolle hatten und unglaublich oft im und am Strafraum waren. Da sind aber zu wenige klare Chancen bei herausgekommen. Trotzdem hatten wir viele Abschlüsse, die jedoch relativ ungenau waren. Hoffenheim dagegen war eiskalt. Ich habe drei Schüsse aufs Tor gezählt, davon haben sie zwei reingemacht. Das ist definitiv auch eine Qualität - die hatten wir leider nicht. Wie gesagt: Das Spiel ist schwierig zu beurteilen, da wir in Hoffenheim eine sehr dominante Partie abgeliefert haben, am Ende aber mit einem 0:2 dastehen, was auch nicht völlig unverdient ist. Am Ende geht es schließlich ums Toreschießen.

Warum hatte Ihre Mannschaft nicht so viele Chancen?

Hummels: Das lag an der Strafraumbesetzung, das ist in meinen Augen eine ganz klare Sache. Über links ist King (Kingsley Coman, Anm. d. Red.) unglaublich oft im Eins-gegen-Eins vorbeigegangen. Er hat ja fast gemacht, was er will. Dann hatten wir allerdings nur ein, zwei Mann im Strafraum. Das sind vielleicht ein, zwei zu wenig. Ich glaube, wenn man da mit noch mehr Spielern agiert, wenn jemand schon im Eins-gegen-Eins so stark ist, dann hätten wir uns auch deutlich mehr Chancen erarbeitet.

Wie haben Sie das strittige 0:1 durch Mark Uth gesehen?

Hummels: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie die Regel dazu aussieht. Ein zweiter Ball wird ins Spiel gebracht und mit dem zweiten Ball wird ein Tor geschossen. Der Schiedsrichter hat zu mir gesagt, wenn der zweite Ball nicht stört, werde die Szene nicht abgepfiffen. Das passt aber leider überhaupt nicht zur Situation, weil der zweite Ball ja der ist, mit dem das Tor geschossen wurde. Aber klar: Tendenziell dürfen wir Uth trotzdem nicht so laufen lassen. Letztlich schießt er ihn gut rein. Ich behaupte zwar, dass er nicht ganz dahin sollte. Am Ende des Tages ist es aber auch nichts für uns wert, dass er wahrscheinlich eigentlich ins andere Eck sollte. Es war auf jeden Fall eine Situation, bei der es sehr interessant ist, wie sie zu bewerten ist. Ich bin gespannt, wie die offizielle Regel dazu aussieht.

War Ihnen denn klar, dass der Ball, den Sie geklärt haben, im Aus war?

Hummels: Ja, das schon. Ich habe ihn auch nicht unabsichtlich wieder ins Spielfeld reingeschossen, weil damit ja theoretisch ein Ball im Spiel ist.

Hoffenheim FC Bayern 09092017

Ist er denn wirklich im Spiel?

Hummels: Ja, klar, er befindet sich im Spielfeld. Das ist ja eine eindeutige Angelegenheit, aber wie gesagt: Ich weiß nicht, wie die Regel ist. Vielleicht war alles regulär, vielleicht nicht. Nur die Erklärung, dass ein zweiter Ball ins Feld gelangt und nicht stört, greift nicht, weil der zweite Ball der war, der eingeworfen wurde und zum Tor geführt hat. Der erste Ball war der, den ich reinschlage. Der war ja eine Zehntelsekunde, nachdem er meinen Fuß verlassen hat, wieder im Feld. Und ich glaube, so schnell haben sie auch nicht eingeworfen, dass sie da schneller gewesen wären. Am Ende bringt es uns auch nichts, sollte es im Nachhinein als irregulär bezeichnet werden, aber da ich ja jetzt schon 20 Jahre Fußball spiele und so eine Situation noch nicht hatte, würde mich aus reiner Neugier schon interessieren, welche Bewertung da korrekt wäre.

Ist so ein Tor aus Ihrer Sicht unfair?

Hummels: Nein, nein. Wenn es den Regeln entspricht, ist alles gut.

Sie sind an der Stelle der entscheidende Mann. Sie spielen den Ball ins Feld, drehen sich um und laufen zurück.

Hummels: Ich würde gerne einmal klar anmerken, dass Uth aus einer ganz anderen Richtung kommt. Ich habe kein Problem damit, zuzugeben, wenn mir einer wegläuft. Aber klar: Ich habe schon damit gerechnet, dass der Ball, der im Spielfeld ist, zum Einwurf hingespielt werden muss. Ich glaube, damit haben sehr viele Leute gerechnet. Aber scheinbar haben wir das als Mannschaft falsch eingeschätzt.

Wird es in dieser Saison schwieriger für den FC Bayern als in der vergangenen?

Hummels: Es ist ja nicht so, dass wir in der vergangenen Saison alles in Grund und Boden gespielt haben. Wir haben ein bisschen von der Schwäche der anderen profitiert. Am Ende der Hinrunde hatten wir zwei Phasen, in denen wir jeweils dreimal hintereinander nicht gewonnen haben. Das wollen wir jetzt natürlich nicht wieder direkt ausleben. Wir haben jetzt in Hoffenheim verloren, wo man verlieren kann, allerdings nicht verlieren muss. Vor allem nicht, wenn man wirklich sehr viel Kontrolle hatte. Aber das passiert und das ist auch kein Beinbruch. Selbstverständlich aber nur, wenn daraufhin die richtige Reaktion gezeigt wird. Am besten mit zwei Heimsiegen nächste Woche.

Ist der RSC Anderlecht jetzt vielleicht der richtige Gegner?

Hummels: Ich mag diese Art und Weise, über Fußballmannschaften zu reden, ehrlich gesagt nicht so gerne. Anderlecht ist ein gutes Team, das sich in Belgien für die Champions League qualifiziert hat und schon immer gute Spieler hatte. Ich habe mit Dortmund auch mal gegen sie gespielt. Deswegen werden wir eine gute Leistung bringen müssen, um zu gewinnen. Wir sind aber logischerweise Favorit und wollen das auch auf dem Platz zeigen. Den Anspruch haben wir an uns selber, aber man muss das Spiel erstmal gewinnen. Ich würde das aber nicht als gegeben ansehen.

Was muss besser werden?

Hummels: Das große Thema ist, Chancen zu kreieren und Chancen zu verwerten. Ich weiß nicht genau, wie die Torschussstatistik aussah (23:6 pro Bayern, Anm. d. Red.), aber das war für ein Spiel in Hoffenheim eine deutliche Angelegenheit und nicht so schlecht. Wir wollen auf jeden Fall wieder dominant sein - und deutlich torgefährlicher. Das ist die ganz große Baustelle. Wenn man so häufig vor dem Tor ist, müssen da einfach mehr klare Chancen herausspringen.

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