Hüseyin Bulut Borussia DortmundGetty

Hüseyin Bulut: Das türkische Talent in den Reihen von Borussia Dortmund


HINTERGRUND

Dieser Auftritt war wie eine Erlösung für Hüseyin Bulut. In der UEFA Youth League gegen Real Madrid in der vergangenen Woche glänzte der türkische Juniorennationalspieler für die U19 von Borussia Dortmund. Gleich zwei Tore steuerte er beim spektakulären 5:3-Heimsieg bei. Sein Jubel nach beiden Toren war ausgelassen. Kein Wunder, war es doch auch ein Comeback des erst 18-jährigen Talents des BVB.

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Trotz seiner noch jungen Jahre hatte Bulut im vergangenen Jahr mit Verletzungen zu kämpfen. Fast die gesamte Vorsaison verpasste er aufgrund einer Hüftblessur. Nur fünf Spiele absolvierte er in der regulären Saison. In den beiden Halbfinalpartien um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft spielte er hingegen schon wieder, wie man es von ihm gewohnt war. Er war ein Wirbelwind und setzte seine Gegenspieler immer wieder unter Druck. So auch im Finale, als er in der zweiten Halbzeit gegen den FC Bayern eingewechselt wurde - und dazu beitrug, den Titel zu gewinnen.

Verletzungen stoppten Bulut

Als er sich gerade wieder zurückgekämpft hatte, stoppte Bulut wieder eine Blessur. Die Vorbereitung mit der Mannschaft verpasste er nahezu komplett und musste bei den ersten Spielen der Saison zugucken, weil sein Trainingsrückstand zu groß war. Dann folgte nur wenige Tage nach seinem erneuten Comeback der Gala-Auftritt gegen Real Madrid.

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Überraschend kam das allerdings nicht: Wer die Chance hatte, Bulut in den vergangenen Jahren zu sehen, konnte feststellen, dass er oft sehr souverän und dominant spielt. Ab und an sicherlich noch zu aufgeregt, aber mit guter Übersicht.

Hüseyin Bulut Borussia DortmundGetty
Ehrgeizig: Hüseyin Bulut gibt sich nicht schnell zufrieden und will immer mehr.

"Er hat einen etwas unorthodoxen Spielstil. Manchmal wirkt sein Spiel etwas hektisch und verwirrend. Das ist gut, weil der Gegenspieler nicht weiß, was er als Nächstes vorhat. Das ist aber auch schlecht, weil man den Eindruck hat, dass Bulut manchmal selbst nicht weiß, was er will", sagt BVB-Jugendexperte Niklas Kuhr, der einer der Betreiber des Twitteraccounts BVBJugend ist. Er hat Bulut in der Vergangenheit häufiger beobachtet und weiß daher gut, was man dem Talent zutrauen kann.

Technisch stark - aber unter dem Radar

"Er ist technisch sehr gut ausgebildet und stark in Eins-gegen-Eins-Situationen", sagt Kuhr. Das mussten die U19-Talente von Real Madrid zuletzt schmerzhaft erfahren, als er die Abwehr der Königlichen immer wieder vor Probleme stellte. Dass Bulut in den vergangenen Jahren immer etwas unter dem Radar spielte, lag daran, dass der BVB viele Talente förderte. Der türkische Jugendnationalspieler kickte in einer Altersklasse mit den DFB-Sturmtalenten Janni Serra und Etienne Amenyido. Zudem liefen Felix Passlack und Jacob Bruun Larsen immer wieder neben ihm auf. Der Fokus lag daher selten direkt auf ihm.

Zu unrecht. Denn Bulut ist sicherlich ein Versprechen für die Zukunft. Als Offensivtalent kann er sowohl auf den Flügeln als auch im Sturmzentrum spielen. "Dort hat er vor allem früher häufiger gespielt", sagt Kuhr. In den vergangenen Jahren hatte er dann aber einen Serra und einen Amenyido vor sich, weshalb die Trainer ihn gern auf den Außenpositionen einsetzen.

Dort ist der dribbelstarke Spieler wohl auch besser aufgehoben als im Zentrum. Dafür ist er körperlich nicht stark genug. Für einen Stürmer fehlt es ihm vor allem an Größe, Muskelmasse und Präsenz. Bulut ist eher der Typ Pulisic, der mit Tempo in die Mitte zieht.

"Er ist ein Instinktfußballer, er macht intuitiv vieles richtig, was sich vor allem darin ausdrückt, dass er Situationen gut antizipiert", sagt Kuhr. Das stellte er eindrucksvoll gegen Madrid unter Beweis, als er sich zweimal in den freien Raum stahl, um dort die Hereingaben von Larsen zu verwerten und den Ball einzuschieben. "In der Offensive macht er oft intelligente Laufwege", sagt BVB-Jugendexperte Kuhr.

Letztes Jugendjahr für Bulut

Bulut, der alle Jugendmannschaften bei Borussia Dortmund durchlief, ist aber mehr als nur ein Künstler in der Offensive - trotz 13 Torbeteiligungen in 36 Spielen in den vergangenen dreieinhalb Jahren. Der 18-Jährige ist allen voran ein fleißiger Arbeiter und verrichtet seine Defensivaufgaben. "Diese unglaubliche Laufbereitschaft, der Kampf und die Leidenschaft werden ihn in die Herzen der Fans spielen", sagt Kuhr. Er wäre nicht der erste Borusse, der sich mit diesen Attributen viel Applaus einheimst.

Doch bei allem Talent: Diese Saison ist für Bulut richtungsweisend, ist sie doch die letzte im Jugendbereich. Will sich der türkische Jugendnationalspieler nachdrücklich für weitere Aufgaben empfehlen, müssen mehr Auftritte wie gegen Madrid folgen. Dazu ist er aber auf einem guten Weg. Denn trotz des Punktverlusts am vergangenen Wochenende gegen Klosterhardt war es Bulut, der mit seiner Leistung erneut überzeugen konnte.

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