HINTERGRUND
21. Februar 2006, es läuft die 47. Spielminute des Achtelfinal-Hinspiels in der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Arsenal im ausverkauften Santiago Bernabeu, als Gunner Thierry Henry den knapp 80.000 Zuschauern pure Fußballkunst präsentiert.
Der damals 29-Jährige schnappt sich auf Höhe der Mittellinie den Ball und startet einen unnachahmlichen Sololauf. Dabei lässt der Franzose Größen wie Ronaldo und Guti und auch Alvaro Mejia kurzerhand wie Slalomstangen stehen und behält auch vor Torwart-Gigant Iker Casillas die Nerven – die 1:0-Führung! Henrys Traumtor ist nicht nur gleichbedeutend mit dem Siegtreffer, sondern seinerzeit auch mit dem ersten Triumph einer englischen Mannschaft über die Königlichen in deren Wohnzimmer. Im Rückspiel reicht den Londonern ein torloses Remis zum Weiterkommen, erst im Finale von Paris ist gegen den FC Barcelona Endstation für die Mannen von Arsene Wenger.
Für die Madrilenen endete jene Saison 2005/06 gar titellos. Doch was die Hauptstädter womöglich mindestens genauso geärgert hat, ist die Tatsache, dass mit Henry ausgerechnet der Spieler den spanischen Giganten aus der Königsklasse gekegelt hatte, den man einige Jahre zuvor eigentlich schon zu den Blancos gelockt hatte – eigentlich.
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Real Madrids Ex-Präsident Lorenzo Sanz: "Henry hat den Vertrag unterschrieben"
Als Henry noch für die AS Monaco spielte, klopfte Real beim aufstrebenden Torjäger an – vorerst mit Erfolg. "Wir haben ihn überzeugt, bei uns zu unterschreiben – und er hat unterschrieben", blickte Ex-Präsident Lorenzo Sanz 2019 im Gespräch mit dem Youtube-Kanal ìdolos zurück, ohne einen konkreten Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung zu nennen.
Der spanische Spitzenklub leitete alle nötigen Prozesse ein und bestellte den Stürmer nach Madrid – doch zur Reise kam es letztlich doch nicht. "Als wir ihn im Flugzeug hatten, um nach Madrid zu kommen, kam sein Vater an und sagte, dass er nicht gehen könne", erklärte Sanz. Nach Aussagen von Henry senior habe der Transfer aus Angst vor Monacos Präsidenten nicht durchgeführt werden können.
Sanz gab nicht auf, versuchte, sich der Situation selbst zu widmen. "Ich sagte, ich würde es in Ordnung bringen", betonte er, doch Henrys Vater "beharrte so sehr auf seiner Weigerung, dass der Wechsel nicht zustandekam".
Henry: Kurzes Intermezzo bei Juventus, eindrucksvolle Ära bei Arsenal – und der Wechsel zu Barca
1999 wechselte Henry dann doch, allerdings nicht nach Madrid, sondern zu Juventus Turin. Dort blieb der französische Weltmeister von 1998 allerdings nur etwas mehr als ein halbes Jahr, dann schlug Arsenal zu und sicherte sich seine Dienste für knapp 16 Millionen Euro.
In London prägte Henry eine beeindruckende Ära, gewann mit den Gunners dreimal den FA Cup, zweimal den nationalen Supercup und wurde ebenso oft englischer Meister – 2003/04 mit den "Invincibles" sogar ohne eine einzige Saisonniederlage.
Nach acht Jahren, 369 Einsätzen und 226 Toren endete Henrys Zeit in England. In der Folge zog es ihn schließlich doch nach Spanien, ausgerechnet zu Reals Erzrivalen Barca.

Während seiner drei Jahre bei den Katalanen traf Henry in der Liga auch viermal auf Real.
Seine Bilanz: Drei Siege, drei Tore, ein Assist und nur eine Niederlage.
