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Platzverweis im Fußball: Wann wird ein Spieler des Feldes verwiesen?

Sie können ein Fußballspiel maßgeblich beeinflussen und gehören zu den unschönen Seiten einer Partie: Platzverweise. Wann sind Schiedsrichter befugt, Rote Karten zu verteilen? Es folgt ein Blick in das Regelwerk.

Feldverweise passieren im Fußball nicht in jedem Spiel, aber deutlich häufiger, als es manchem Spieler lieb wäre. Aufgrund ihres Einflusses auf die Partie werden Feldverweise häufig ausgiebig diskutiert. Handelt es sich nicht um eine grobe Fehlwahrnehmung des Schiedsrichters, ziehen Platzverweise auch immer eine Sperre für das nächste oder weitere Spiele nach sich.

Doch wann darf oder soll ein Schiedsrichter eigentlich einen Platzverweis in Form einer Roten oder Gelb-Roten Karte aussprechen? Welche Schlupflöcher gibt es? Und können auch Trainer eine Rote Karte bekommen? Die Antworten auf diese Fragen folgen jetzt.

Platzverweise im Fußball: GOAL hat im Regelwerk nachgeschaut und erklärt, wann es Rote und Gelb-Rote Karten geben kann.

Platzverweis im Fußball: Was ist das eigentlich?

Bevor wir die einzelnen Situationen beleuchten, die zu einem Platzverweis führen können, zunächst eine allgemeine Definition. In Regel 12 "Fouls und Unsportliches Betragen" steht unter Punkt 3 zum Thema "Disziplinarmaßnahmen" Folgendes geschrieben: "Der Schiedsrichter hat die Befugnis, ab dem Betreten des Spielfelds für die Spielfeldkontrolle bis zum Verlassen des Spielfelds nach dem Spiel (einschließlich des Elfmeterschießens) Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen."

Zu diesen Disziplinarmaßnahmen gehört auch das Aussprechen von Verwarnungen in Form einer Gelben Karte oder eines Platzverweises in Form einer Roten Karte. Erhält ein Spieler in einem Spiel zwei Verwarnungen, wird er ebenfalls vom Platz gestellt. In diesem Fall zeigt der Schiedsrichter zuerst die zweite Gelbe Karte für das Vergehen und daran anschließend die Rote Karte als Signal für den Feldverweis. Dies wird als Gelb-Rote Karte bezeichnet.

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Platzverweis im Fußball: Diese Vergehen sind feldverweiswürdig

Die folgenden Kategorien sind vom International Football Association Board (IFAB), also den Regelhütern des Fußballs, definiert worden und zeigen Vergehen an, die "feldverweiswürdig" sind und eine Rote Karte nach sich ziehen sollen.

  • Verhindern eines Tors oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance des Gegners durch ein Handspielvergehen (mit Ausnahme des Torhüters im eigenen Strafraum)
  • Verhindern eines Tors oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance des Gegners, dessen Gesamtbewegung auf das Tor des Täters ausgerichtet ist, durch ein Vergehen, das mit einem Freistoß zu ahnden ist
  • grobes Foulspiel
  • Beißen oder Anspucken einer anderen Person
  • Tätlichkeit
  • anstößige, beleidigende oder schmähende Äußerungen und/oder Handlungen
  • zweite Verwarnung im selben Spiel
  • Betreten des Video-Überprüfungsraums (VÜR)

Während ein Beißen oder Spucken sowie ein Betreten des Vidoraumes faktisch erkennbar sind, bieten die meisten anderen Kategorien Interpretationsspielraum und sind stets auch Auslegungssache des Schiedsrichters. Daher hat das IFAB einige Leitlinien formuliert, die für die Schiedsrichter erkennbar machen sollen, wann eine Rote Karte gerechtfertigt ist.

Platzverweis im Fußball: Wann ist eine Torchance offensichtlich?

Für eine Bewertung der ersten beiden Punkten der obigen Liste muss der Schiedsrichter gemeinsam mit seinen Assistenten und dem Videoassistenten feststellen, ob eine Torchance offensichtlich ist. Bei Handspiel ist das IFAB knallhart. Im Regelwerk heißt es: "Wenn ein Spieler ein Tor oder eine offensichtliche Torchance des Gegners durch ein Handspielvergehen vereitelt, wird er unabhängig vom Ort des Vergehens des Feldes verwiesen."

Dazu gehört etwa bei einem Feldspieler das Klären auf der Torlinie mit der Hand. Aber auch ein Torwart kann des Feldes für ein Handvergehen verwiesen werden, nämlich dann, wenn er außerhalb des Strafraums eine klare Torchance mit der Hand zunichtemacht.

Bei Foulspiel ist die Sache nicht ganz so eindeutig. So kann seit ein paar Jahren ein verteidigender Spieler auch nur mit der Gelben Karte sanktioniert werden, obwohl er im Strafraum per Foulspiel eine klare Torchance des Gegners verhindert. Dies ist laut IFAB-Regeln aber nur möglich, "wenn das Vergehen bei dem Versuch, den Ball zu spielen, begangen wurde." Handelt es sich jedoch um ein Ziehen, Stoßen oder Ähnliches, ohne Chance, den Ball zu spielen, "ist der Spieler, der das Vergehen begeht, des Feldes zu verweisen".

Außerhalb des Strafraums ist ein Vergehen, das eine klare und offensichtliche Torchance des Gegners verhindert, dagegen stets mit einem Platzverweis zu sanktionieren, wenn kein anderer Spieler der verteidigenden Mannschaft mehr hätte eingreifen können.

Zudem kann auch ein Spieler, der bereits ausgewechselt wurde oder noch eingewechselt werden soll, eine Rote Karte bekommen, wenn er "ohne die Erlaubnis des Schiedsrichters das Spielfeld betritt, das Spiel oder einen Gegner beeinflusst und ein Tor des gegnerischen Teams verhindert oder eine offensichtliche Torchance vereitelt".

Platzverweis im Fußball: Was ist ein grobes Foulspiel?

Auch die Entscheidung, ob ein grobes Foulspiel vorliegt, muss der Schiedsrichter in der jeweiligen Situation auf dem Platz treffen. Das IFAB definiert grobe Fouls als "Tacklings oder Zweikämpfe, die die Gesundheit des Gegners gefährden oder übermäßig hart oder brutal ausgeführt werden".

Marcus Danielson Schweden FoulspielGetty Images

Als Indiz zur Bewertung einer solchen Situation konkretisiert das IFAB die Zweikampfführung wie folgt: "Ein Spieler, der im Kampf um den Ball übermäßig hart von vorne, von der Seite oder von hinten mit einem oder beiden Beinen in einen Gegner hineinspringt oder die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes Foul."

Platzverweis im Fußball: Was ist eine Tätlichkeit?

Eine Tätlichkeit liegt laut IFAB vor, "wenn ein Spieler ohne Kampf um den Ball übermäßig hart oder brutal gegen einen Gegner, Mitspieler, Teamoffiziellen, Spieloffiziellen, Zuschauer oder eine sonstige Person vorgeht oder vorzugehen versucht. Dies gilt unabhängig davon, ob ein Kontakt erfolgt ist." Während ein grobes Foul also den Kampf um den Ball beinhaltet, findet eine Tätlichkeit abseits davon statt.

Ein klassischer Fall einer Tätlichkeit ist ein Schlag gegen eine andere Person. "Ein Spieler, der ohne Kampf um den Ball einem Gegner oder einer anderen Person absichtlich mit der Hand oder dem Arm an den Kopf oder ins Gesicht schlägt, begeht eine Tätlichkeit, es sei denn, die eingesetzte Kraft war vernachlässigbar", heißt es im Regelwerk.

Können auch Trainer einen Platzverweis bekommen?

All die vorher genannten Punkte betreffen die teilnehmenden Spieler auf dem Platz. Doch seit ein paar Jahren können auch Trainer offiziell mit einer Gelben oder Roten Karte sanktioniert werden. Zuvor konnten Schiedsrichter nur einen Innenraumverweis aussprechen und den Trainer auf die Tribüne schicken.

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Das IFAB listet folgende Vergehen auf, die zu einem Feldverweis eines Teamoffiziellen führen können:

  • Verzögerung der Spielfortsetzung durch das gegnerische Team (z. B. durch Nichtfreigabe des Balls, Wegspielen des Balls, Behinderung der Bewegung eines Spielers)
  • absichtliches Verlassen der eigenen technischen Zone, um gegenüber einem Spieloffiziellen zu protestieren oder sich bei diesem zu beschweren oder um zu provozieren oder aufzuhetzen
  • Betreten der technischen Zone des gegnerischen Teams in aggressiver oder konfrontativer Art und Weise
  • absichtliches Werfen/Treten von Gegenständen auf das Spielfeld
  • Betreten des Spielfelds, um einen Spieloffiziellen zur Rede zu stellen (einschließlich während der Halbzeitpause und nach Spielende) oder um das Spiel, einen Gegner oder einen Spieloffiziellen zu beeinflussen
  • Betreten des Video-Überprüfungsraums (VÜR)
  • physisches oder aggressives Verhalten (einschliesslich Spucken oder Beissen) gegenüber gegnerischen Spielern, Auswechselspielern oder Teamoffiziellen, Spieloffiziellen, Zuschauern oder anderen Personen (z. B. Ballkinder, Sicherheits- oder Wettbewerbspersonal)
  • zweite Verwarnung im selben Spiel
  • anstößige, beleidigende oder schmähende Äusserungen und/oder Handlungen
  • Einsatz unzulässiger Elektro- oder Kommunikationsgeräte und/oder ungebührliches Verhalten aufgrund des Einsatzes solcher Geräte
  • Tätlichkeit

Für den Punkt des absichtlichen Werfens von Gegenständen unterscheidet das IFAB zwischen "rücksichtslosem Vergehen" und " übermäßig hartem Vergehen". Ein rücksichtsloses Vergehen zieht eine Gelbe Karte nach sich, ein übermäßig hartes Vorgehen einen Feldverweis.

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