HINTERGRUND
60.000 Zuschauer sahen zu an jenem Abend im November 2009. Alle waren sie gegen ihn, gegen Frederic Veseli und seine Jungs. Doch genau die durften am Ende den Pokal in die Höhe recken, die Schweiz schlug Gastgeber Nigeria im Finale der U17-WM 2009 mit 1:0.
Veseli war der erste, der die Hand an der Trophäe hatte. Der Innenverteidiger mit albanischen Wurzeln war Kapitän der erfolgreichen Schweizer Auswahl, zu der unter anderem auch Arsenal-Star Granit Xhaka, der Ex-Wolfsburger Ricardo Rodriguez oder der frühere Frankfurt-Stürmer Haris Seferovic gehörten.
"Er war mein Captain, ein absoluter Leader", sagte der damalige Schweizer U17-Trainer Dany Ryser später der Aargauer Zeitung. "Als erst 17-Jähriger war er schon sehr reif. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er reagierte, als wir vor dem Final gegen Nigeria am Flughafen festsassen. Er beruhigte mich mit den Worten: 'Ohne uns fangen sie das Finale schon nicht an.' Das war beeindruckend."
Frederic Veseli: Eineinhalb Jahre vor dem WM-Triumph zu Manchester City
Veseli standen seinerzeit scheinbar alle Türen offen. Schon knapp eineinhalb Jahre vor der U17-WM, mit 15, war er im Sommer 2008 in den Nachwuchs von Manchester City gewechselt. Und nach dem herausragenden Triumph mit den Schweizer Junioren, die beim Turnier in Nigeria seinerzeit unter anderem auch Deutschland, Italien und Brasilien bezwangen, sollte es eigentlich umso steiler bergauf gehen.
Doch bei Manchester City waren die Gegebenheiten inzwischen ganz andere als jene, unter denen er 2008 bei den Skyblues unterschrieben hatte. Das Geld saß nun bekanntlich plötzlich locker, statt auf die Jugend setzte man auf teure Stars. Veseli bekam daher keine Chance in der ersten Mannschaft, tat sich auch im Reserve-Team schwer, auf regelmäßige Einsätze zu kommen.
Imago Images / AFLOSPORT Bild: Imago Images / AFLOSPORT Anfang 2012, mit 19, traf Veseli daher eine Entscheidung, die bei größeren Namen einen handfesten Fan-Konflikt hätte hervorrufen können. Er wechselte die Seiten innerhalb der Stadt, ging von City zu Manchester United. "Freddie hatte das Gefühl, in seiner Entwicklung stehen zu bleiben", sagte sein Berater Adam Bouskouchi damals der Daily Mail.
Frederic Veseli bei Manchester United: "Als sich Sir Alex meldete ..."
Im Sommer zuvor durfte er mit Citys Profis noch auf Vorbereitungs-Tournee in die USA fliegen. "Während dieser Tour sagten Roberto Mancini (damaliger City-Trainer, d. Red.) und Brian Marwood (Direktor Fußball, d. Red.) ihm immer wieder, wie gut er sich präsentiert habe. Aber anschließend kam nichts mehr", klagte Veselis Berater. "Er will ein Topspieler in England werden und als sich Sir Alex (Ferguson, damaliger United-Coach, d. Red.) bei ihm meldete, machte das natürlich großen Eindruck."
Auch bei United hatte Veseli dann gute Ansätze in Testspielen, ein Pflichtspiel für die erste Mannschaft der Red Devils sollte er allerdings nie bestreiten. Und in den Schweizer Junioren-Auswahlen verlor er mit den Jahren ebenfalls den Anschluss, für die U21 machte der U17-Weltmeister-Kapitän von einst nur noch ein Spiel.
Auf Vereinsebene ist es für Veseli seit Sommer 2013, seit United ihn ablösefrei zu Ipswich Town ziehen ließ, indes vorbei mit den großen Namen. Doch immerhin: Bei Port Vale hatte er 2014/15 eine gute Saison in der dritten englischen Liga, verdiente sich damit einen Wechsel zum Schweizer Erstligisten FC Lugano, debütierte im Oktober 2015 für die A-Nationalelf Albaniens und bestritt mit dem Land seiner Wurzeln die EM 2016, steht inzwischen bei 27 Länderspielen und ist meist Stammkraft.
Und wenngleich es für die ganz große Laufbahn, von der er seinerzeit träumte, als er Xhaka und Co. zum WM-Titel führte, nicht reichte, legt der mittlerweile 27-Jährige doch eine ordentliche Laufbahn hin. Über Lugano kam Veseli 2016 zum FC Empoli, absolvierte für die Italiener in dreieinhalb Jahren 48 Spiele in der Serie A.
Nach einer Leihe zu Le Mans nach Frankreich gab Empoli ihn Anfang September an den Zweitligisten US Salernitana ab, dort hat Veseli einen Vertrag bis 2022 unterschrieben.
