GFX Francesco Totti Jari LitmanenGetty Images

Als Carlos Bianchi bei der Roma Francesco Totti für Jari Litmanen opfern wollte


HINTERGRUND

Ob er an das Schicksal glaube, wird Francesco Totti gefragt. Die Roma-Legende bejaht das - und liefert in der italienischen Dokumentation "My Name is Francesco Totti" das ultimative Beispiel dafür, wie eine glückliche Fügung schließlich zu der einmaligen Karriere führte, die er schließlich hinlegte.

Es ist 1996, Totti gerade 20 Jahre alt und er gilt bei den Giallorossi als DER Spieler der Zukunft. Das junge Eigengewächs ist auf dem Sprung zum Stammspieler, ehe mit Carlos Bianchi ein neuer Trainer anheuert. Und zwischen dem Argentinier und Totti stimmt die Chemie überhaupt nicht. "Bianchi wollte mich loswerden", schildert der heute 42-Jährige. "Aus Rom und von der Roma zu sein - das spielte für ihn keine Rolle. Es interessierte ihn nicht."

Statt Francesco Totti: Carlos Bianchi wollte Jari Litmanen

Dafür interessiert den Coach ein anderer Spieler: Jari Litmanen. Der Finne steht damals bei Ajax unter Vertrag und hat zwei Jahre zuvor bereits die Champions League gewonnen. "Er hatte sich schon einen Namen gemacht, während ich noch ein Neuling war", erinnert sich Totti. Bianchis Plan für ihn dagegen sieht einen Transfer zum Serie-A-Rivalen Sampdoria Genua vor. Dies schilderte Totti bereits vor einigen Jahren in seiner Autobiographie Un Capitano .

Francesco Totti Rossi AS Roma YouthDocufilm Zero a Zero

Aus Bianchis Plan aber wird nichts. Am 9. Februar 1997 richtet die Roma ein Dreierturnier in der Ewigen Stadt aus. Mit dabei: Borussia Mönchengladbach - und Ajax. Litmanen, so das Kalkül Bianchis, sollte den Roma-Tifosi in deren Wohnzimmer zeigen, was er draufhat, während Totti bei der U21 weilt. Hier kommt das von Totti angesprochene Schicksal ins Spiel: Er wird nicht in den Kader der Junioren-Nationalelf berufen und nimmt eben auch am "Pokal der Stadt Rom" teil.

Gegen Gladbach netzt der Angreifer bereits sehenswert per Lupfer nach feinem Solo. Im Duell mit Amsterdam setzt er dann noch einen drauf. Totti über jenes wegweisende Spiel gegen seinen möglichen Nachfolger: "Litmanen spielte gut, aber ich war phänomenal."

Der spätere Weltmeister krönt seinen Auftritt mit einem Traumtor aus rund 20 Metern in den Winkel: "Dieses Tor war mein Schicksal, es hat meine ganze Karriere bei der Roma geprägt."

Francesco Totti spielt bis 2017 für die Roma

Die Fans im Olimpico sind aus dem Häuschen. "Fasst Totti nicht an", skandieren sie. Die Entscheidung fällt noch während dieses Spiels, Totti soll nicht abgegeben werden. Klubchef Franco Sensi sagt am Spielfeldrand: "Francesco wird unsere Zukunft sein. Er bleibt."

So kommt es dann auch: Totti bleibt noch 20 Jahre lang, spielt nie für einen anderen Verein und avanciert bei der Roma zum Rekordspieler und zur Klublegende . Carlos Bianchi dagegen verliert den Machtkampf und ist wenige Monate später seinen Job los.

Jari Litmanen übrigens bleibt noch bis 1999 bei Ajax, ehe er zum FC Barcelona wechselt. Dort aber wird er nicht glücklich und spielt später noch unter anderem für Liverpool, Hansa Rostock, Fulham und HJK Helsinki .

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