HINTERGRUND
Domenico Tedesco konnte schlecht leugnen, dass er in München war. Es gibt Fotos, die dies eindeutig belegen. Doch dass ein Treffen mit Nationalspieler Sebastian Rudy vom FC Bayern der Grund war für seinen überraschenden Besuch, bei dem der Trainer seinen Assistenten Peter Pechtold und Videoanalyst Lars Gerling im Schlepptau hatte, wollte er erwartungsgemäß nicht bestätigen.
Erlebe die Bundesliga-Highlights auf DAZN. Hol' Dir jetzt Deinen Gratismonat!
Sämtliche "Spekulationen" und "Gerüchte" werde er nicht kommentieren, sagte Tedesco am Mittwoch mit einem Lächeln. Es sei auf alle Fälle "ein Fall von Arbeit" gewesen, der ihn nach Bayern geführt habe, er sei "nicht zum Vergnügen" dort gewesen. Manager Christian Heidel bestätige kurz darauf immerhin, dass "wir Bauchschmerzen auf der linken Seite haben" und deshalb diesbezüglich "konkrete Gespräche" liefen.
Das hieße: Tedesco war nicht wegen Rudy in München. Dann schon eher wegen: Juan Bernat, Linksverteidiger, FC Bayern. Oder dem etwas weiter westlich wohnenden Philipp Max, Linksverteidiger, FC Augsburg. Ein Sebastian Rudy würde fraglos jeder Mannschaft guttun, doch auf der "Sechs" könnten für Schalke Zugang Omar Mascarell, Nabil Bentaleb oder Benjamin Stambouli spielen. Geht Rudy also doch nach Leipzig?
Rudy bei Bayern nur Ergänzungsspieler
"Sebastian Rudy wechselt nach bisherigem Stand nicht zu RB Leipzig. Wie es in ein oder zwei Wochen aussieht, das weiß ich jetzt auch noch nicht", sagte am Mittwoch Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick. Die Nachricht, Rudy habe bereits unterschrieben, bezeichnete er als "Mutter aller Fake News". Es sei, fügte er hinzu, seines Wissens nicht entschieden, ob Rudy überhaupt wegwolle, und wenn ja, wohin er gehe.
Sebastian Rudy, so viel ist sicher, ist beim FC Bayern nur ein Ergänzungsspieler. Ein zuverlässiger, keine Frage, mehr jedoch nicht. In der Bundesliga kam er in der vergangenen Saison zwar zu 25 Einsätzen - doch nur 13 davon gingen über 90 Minuten. In wichtigen Spielen setzte Trainer Jupp Heynckes erwartungsgemäß auf Javi Martinez, auch bei dessen Nachfolger Niko Kovac gilt der Baske als erste Wahl auf der "Sechs".
Rudy als Nachfolger von Naby Keita zu Leipzig
Im Mittelfeld des FC Bayern geht es auch nach dem Verkauf von Arturo Vidal zum FC Barcelona eng zu. Zu vergeben sind gerade mal drei Plätze, neben Martinez stehen dafür Neuzugang Leon Goretzka, James, Thiago, Thomas Müller, Weltmeister Corentin Tolisso, Renato Sanches und eben Rudy zur Verfügung. Klassische Sechser sind allerdings nur Martinez und Rudy. Ob ihn die Münchner deshalb gehen lassen?
Rudy hat in München einen Vertrag bis 2020. In Leipzig, wo er sich schon das Trainingsgelände angesehen haben soll, träfe er erst mal auf Rangnick, der ihn 2010 vom VfB Stuttgart zur TSG Hoffenheim holte. Dort entwickelte er sich vor allem unter dem Trainer Julian Nagelsmann so prächtig, dass ihn die Bayern holten - ablösefrei. Nagelsmann wiederum wird im Sommer 2019 Trainer in Leipzig.
Getty ImagesWas Rudy zu leisten vermag, hat er vor allem in seinen beiden Jahren in Hoffenheim unter Nagelsmann gezeigt: Mit Köpfchen und der nötigen Ruhe am Ball kann er als Stratege vor der Abwehr den Rhythmus einer Mannschaft vorgeben. "Er ist kein Spieler, der brutal auffällt, aber einer, der eine gute Struktur ins Spiel bringt", sagte Nagelsmann. In Leipzig könnten sie Rudy als Nachfolger von Naby Keita deshalb gut brauchen.
