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Kommentar: Wie das Champions-League-Finalturnier zum Triumph des Offensivfußballs wurde


KOMMENTAR

Am Ende des Tages und auch des Turniers stand der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, bei der Siegesfeier seines Klubs auf einer Bühne vor hellen Schweinwerfern und verkündete: "Das war das größte Spektakel, das ich jemals erleben durfte." Und das soll durchaus etwas heißen, Rummenigge ist schließlich schon 64 Jahre alt und mindestens genauso lange Teil des Fußballbusiness.

Er meinte damit natürlich vor allem seine eigene spektakuläre Mannschaft, die gerade das zweite Triple der Klugbeschichte gewonnen hatte. Er meinte aber sicherlich auch dieses Champions-League-Finalturnier in Lissabon ganz generell. Ohne Fans bot es zwar kein atmosphärisches Spektakel, dafür aber ein sportliches.

Das Turnier war ein Triumph des Offensivfußballs – und dessen Krönung das äußerst unterhaltsame Finale zwischen dem FC Bayern und Paris Saint-Germain. Obwohl nur ein Treffer fiel, spielten beide Mannschaften konsequent und mutig nach vorne. Kingsley Coman belohnte seinen noch einen Tick konsequenteren und mutigeren FC Bayern mit dem entscheidenden Treffer zum 1:0.

Die Rekorde des FC Bayern München

Dass diese Spielweise auch hätte scheitern können, nahm Trainer Hansi Flick bewusst in Kauf. Im Viertelfinale gegen den FC Barcelona (8:2) und im Halbfinale gegen Olympique Lyon (3:0) bot seine Mannschaft ihren Gegenspielern in der Anfangsphase jeweils große Räume. Vor dem Finale wurde Flick also gefragt, ob er seine Viererkette im Finale deswegen weiter nach hinten schieben würde. Und er antwortete: "In den vergangenen Monaten hat sich unser Stil durchgesetzt. Wir werden da nicht groß was dran ändern." Flick änderte tatsächlich nichts am Stil – und setzte sich erneut durch.

Der FC Bayern gewann nicht nur als erster Klub alle Spiele bis zu einem Champions-League-Titelgewinn, sondern stellte mit Robert Lewandowski (15 Treffer) und Serge Gnabry (neun) auch das gefährlichste Sturmduo der Wettbewerbs-Geschichte. Die insgesamt 43 Treffer sind nach Barcelona in der Saison 1999/00 (45) der zweitbeste Wert aller Zeiten.

ONLY GERMANY FC Bayern München JubelImago Images / Poolfoto
Quelle: Imago Images / Poolfoto

Mut wurde belohnt, fehlender Mut bestraft

Die zweitmeisten Treffer in dieser Saison erzielte mit 25 übrigens der Finalgegner PSG, der vor allem von der individuellen Klasse seiner drei überragenden Offensivspieler Neymar, Kylian Mbappe und Angel Di Maria profitierte. Die beiden treffsichersten Mannschaften des Wettbewerbs wurden also für ihren Mut belohnt. Dieses Muster gab es im Laufe des Turniers übrigens nicht nur im Großen zu beobachten, sondern auch im Kleinen.

RB Leipzig etwa spielte beim Sieg gegen das traditionell eher abwartende Atletico Madrid im Viertelfinale deutlich aktiver als bei der darauffolgenden Niederlage gegen PSG im Halbfinale. Trainer Pep Guardiola vom großen Favoriten Manchester City scheiterte mit einer viel zu passiven Ausrichtung im Viertelfinale am großen Außenseiter Olympique Lyon. Auch hier wurde Mut jeweils belohnt, fehlender Mut bestraft.

Der Triumph des Offensivfußballs ist statistisch belegbar

Womöglich profitierten die vier Halbfinalisten aus Deutschland und Frankreich bei ihren erfrischenden Auftritten vom vorausgegangenen Urlaub. Anders als die Mannschaften aus England, Spanien und Italien hatten sie nach dem Ende beziehungsweise dem Abbruch der Ligasaison schließlich frei.

Besser erholt und womöglich auch weniger überspielt als ihre Rivalen setzten sie auf die wahnsinnige Geschwindigkeit und Dynamik ihrer Offensivspieler: Serge Gnabry und Coman beim FC Bayern, Mbappe und Neymar bei PSG, Moussa Dembele und Maxwel Cornet bei Lyon. Das Mittelfeld wurde oftmals schnell überbrückt, die spektakulären Torraumszenen häuften sich und somit auch die Tore.

Maxwell Cornet Manchester City vs Lyon Champions League 2019-20Getty Images
Quelle: Getty Images

Bis zum Finale fielen in jedem Spiel des Turniers in Lissabon mindestens drei Tore. In den sieben Spielen waren es insgesamt 27 Tore, im Schnitt somit knapp 3,9 pro Spiel – in dieser Turnierphase der höchste Wert der vergangenen Jahre. Der Triumph des Offensivfußballs war am Ende des Tages und auch des Turniers also nicht nur ein gefühlter, sondern auch ein statistisch belegbarer.

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