FC Bayern - Streit zwischen Legenden Lothar Matthäus und Oliver Kahn eskaliert: "Ich weiß, dass er lügt"

WAS IST PASSIERT? Vor dem Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund hat sich FCB-Vorstandsboss Oliver Kahn mit Lothar Matthäus ein heftiges Wortgefecht geliefert. Der erhob wenig später schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Teamkollegen. Auch FCB-Präsident Herbert Hainer und Julian Nagelsmanns Management meldeten sich zu Wort.

"Eines möchte ich mal sagen: Ihr, die ihr hier immer steht und andauernd über den Verein sagt: 'Er hätte keinen Stil' und 'Wo ist das Mia san Mia geblieben?'", holte Kahn vor dem Spitzenspiel am Sky-Mikrofon aus und richtete sich danach direkt an Matthäus: "Da würde ich mal dich fragen, Lothar: Was meinst du, wenn du uns unterstellst, es gibt kein 'Mia san mia' mehr? Du setzt das immer irgendwo in die Landschaft und dann kann sich jeder aussuchen, was das zu bedeuten hat."

WAS WURDE GESAGT? Matthäus versuchte daraufhin die Situation zu beruhigen: "Ich führe hier keinen Privatkrieg gegen dich", antwortete er Kahn. "Du kannst mich jederzeit anrufen. Ich habe nicht gesagt, dass alles schlechter geworden ist. Aber es ist anders geworden."

Bayerns Vorstandsboss wollte die Kritik jedoch nicht auf sich sitzen lassen. "Das sind doch keine Argumente. Vielleicht leidet der eine oder andere hier an Erinnerungsverzerrung. Es gab immer wieder Entscheidungen, die nicht einfach waren. Es gab konsequente Entscheidungen, die für den Erfolg des Vereins getroffen werden müssen. Das ist nicht immer populär", führte Kahn aus.

Der Ablauf bei der Entlassung Nagelsmanns sei "eine Katastrophe", so Kahn, eine Mitschuld des Klubs wies er aber von sich. "Das war sicherlich keiner vom FC Bayern. Es macht wenig Sinn, so eine Information irgendwo zu leaken. Wir schießen uns ja nicht selber in den Fuß."

Am Sonntagmorgen wird sich Kahn zudem in der Sendung "Die Lage der Liga" bei Bild TV äußern.

Lothar Matthäus greift Oliver Kahn an: "Ich weiß, dass er lügt"

"Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", sagte Matthäus in der Halbzeitpause des Topspiels dann gegenüber t-online. "Oliver Kahn will nur von seinen Problemen ablenken, und dann greift er mich an. Aber darauf war ich vorbereitet", sagte Matthäus. "Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen."

Der hatte die Tatsache verteidigt, Nagelsmann erst nach Aufkommen der Entlassungsgerüchte informiert zu haben. "Einem Trainer möchte man natürlich nicht übers Telefon sagen, dass man sich von ihm trennt. Das ist nicht mein Stil. Und das ist nicht der Stil des FC Bayern München", so Kahn. "Es war eine verfahrene und schwierige Situation. Mir war es sehr wichtig, dass Julian, der zu dieser Zeit ja unglücklicherweise auch noch im Urlaub war, an die Säbener Straße kommt. Dann haben wir mit ihm gesprochen und ihm die Gründe genannt, warum wir ihn freigestellt haben."

Entgegen der Berichterstattung hätte es eine Zusage von Thomas Tuchel vor dem Nagelsmann-Aus aber nicht gegeben. "Es gab vor irgendeiner Zusage Kontakt mit Julian. Wir wollten vorher mit ihm sprechen."

Matthäus sah das ganz anders: "Bayern war längst mit Tuchel klar. Deshalb wurde es ja auch aus Italien geleakt. Und wenn ich Julian Nagelsmann im Urlaub nicht telefonisch erreiche, dann fahre ich eben zu ihm nach Südtirol und rede dort mit ihm. Ich kenne viele Leute im Umfeld des FC Bayern, die Oliver vielleicht nicht kennt. Und habe erfahren, wie es gelaufen ist."

Hainer und Salihamidzic verteidigen Kahn - Nagelsmann-Management widerspricht

Bayern-Präsident Herbert Hainer wurde nach dem Spiel in den Katakomben der Allianz Arena auf den Zwist zwischen Kahn und Matthäus angesprochen. "Es ist immer leicht, von der Seitenlinie zu kritisieren", sagte er und sprach ebenfalls von "schweren Entscheidungen". Aber: "Wir haben in zwei Monaten zehn Punkte auf Dortmund verloren. Da kann nicht alles richtig sein."

Sportvorstand Hasan Salihamidzic erklärte: "Oliver hat absolut die Wahrheit gesagt! Dafür lege ich meine Hand für ins Feuer." Er selbst habe mehrfach versucht, Nagelsmann und dessen Management zu erreichen, nachdem Tuchel dem FC Bayern zugesagt hatte: "Das sind Fakten, die stehen."

Am Samstagabend gab dann das Management von Nagelsmann, Sports 360, ein Statement heraus. Das widersprach der Version der Bayern-Führung: "Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern. Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen."

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WAS IST DER HINTERGRUND? Der FC Bayern hatte nach der 1:2-Niederlage in Leverkusen überraschend Trainer Julian Nagelsmann entlassen. Nachfolger wurde der ehemalige BVB-Coach Thomas Tuchel, der auch schon PSG und Chelsea trainiert hat.

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