Am Mittwochabend waren die Spieler von Bayern München fantasievoller als zuletzt auf dem Spielfeld. Zu einer vorgezogenen Halloween-Party bei einem Münchner Nobel-Asiaten erschienen sie in ausgefallenen Kostümen: Robert Lewandowski als "Joker", Serge Gnabry als "Böser Wolf" aus "Rotkäppchen" und Kingsley Coman als Zombie. Trainer Niko Kovac hatte den Ausflug genehmigt, kann Halloween jedoch nichts abgewinnen: "Ich halte davon nichts", sagte er am Donnerstag.
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Tatsächlich ist es ja schon gruselig genug, was der FC Bayern zuletzt seinen Anhängern zumutete - das 2:1 im Pokalspiel beim Zweitligisten VfL Bochum war Fortsetzung einer Serie mit wenig fantasievollen Auftritten. Die Unzufriedenheit greift um sich, hinzu kommt, dass Kovac mit mehreren unglücklichen Äußerungen zusätzlich Angriffsfläche bietet. "Vielleicht muss ich klarer sein in meinen Aussagen, vielleicht darf ich nicht mehr so in Metaphern oder wie ein Dichter reden", sagte er.
FC Bayern - Niko Kovac: "Es stimmt im Moment nicht"
Dass es aber vor allem auf dem Spielfeld besser werden muss, ist Kovac auch nicht entgangenen. "Es stimmt im Moment nicht, das ist nicht wegzudiskutieren", sagte er unmissverständlich. Und als Hauptgrund dafür hat er vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt die bisweilen zu sorglose Einstellung der Spieler ausgemacht. Es sei ja schon so, dass seine Spieler zu Beginn eines Spiels "nicht da sind", heißt: nicht konzentriert und entschlossen genug handeln.
GettyUnd so fordert Kovac eine Rückkehr zu den Grundtugenden. "Du brauchst ein gutes Gefühl, um in ein Spiel reinzukommen". Das heißt für den Trainer: die Zweikämpfe annehmen, die Zweikämpfe gewinnen, und bitte: "Keine Zaubersachen." Anders formuliert: Erst solle die Mannschaft einfach spielen und sich damit die Sicherheit holen, denn, behauptet Kovac, "wenn man es einfach hält, wird man auch erfolgreich sein". Also auch da: "Einfach back to the roots", das mit der Ästhetik komme dann später.
Die vergangenen Spiele haben freilich den Verdacht aufkommen lassen, als verstünde die Mannschaft nicht, was Kovac will - oder wolle es nicht verstehen. "Ich meine nicht, dass meine Mannschaft gegen mich arbeitet oder nicht für mich arbeitet", behauptete der Trainer am Donnerstag. Es sei aber schon so, dass das mit der Umsetzung seiner Vorgaben nicht klappe: Was er vorgebe, "müssen die Spieler auf dem Platz hinbekommen", doch "die Jungs setzen es im Moment nicht so um".
Manuel Neuer: "Jeder muss bei sich selbst anfangen"
Den Spielern selbst ist das freilich auch schon aufgefallen, unter anderem Kapitän Manuel Neuer. "Wir haben leider in der letzten Zeit nicht das richtige Mittel gefunden, um zu zeigen, dass wir unschlagbar sind", sagte er am Tag nach dem Spiel in Bochum. "Es muss sich jeder fragen, ob er die bestmögliche Leistung abgerufen hat. Es geht jetzt nicht darum, dass man über den Trainer oder andere Spieler spricht. Da muss jeder bei sich selbst anfangen", ergänzte er.
Die nächste Bewährungsprobe für Trainer und Mannschaft folgt am Samstag in Frankfurt, in einem Spiel, dem Kovac durch eine mutige Aussage zusätzlich Brisanz verliehen hat, als er sagte, die Eintracht habe "die besten Fans der Liga". Nein, betonte Kovac, er sehe "nichts Verwerfliches" in dieser Aussage. Auch der FC Bayern habe "klasse Fans", er habe das gespürt am Ende der vergangenen Saison. Ob die Münchner Anhänger Kovac aber auch weiter energisch stützen, darf fortan bezweifelt werden.




