KOMMENTAR
Gegen Ende der Transferperiode saßen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in den Büroräumen der Säbener Straße zusammen. "Wir haben darüber gesprochen, welch ein Sammelsurium an Klasse-Spielern wir bereits in unserem Kader haben", berichtete der Klubboss des FC Bayern München neulich in der SportBild . Letztendlich war man sich einig, nicht mehr auf dem Transfermarkt tätig zu werden. "Wenn wir nun auf Teufel komm raus einen Transfer wie Julian Draxler anstreben würden, käme wie schon bei der Verpflichtung von James Rodriguez gleich wieder die nächste Frage auf: Was ist mit Thomas Müller?"
Thomas Müller: Rekordspieler auf der Suche nach größerer Relevanz
Grundsätzlich stehe zwar außer Frage, "dass Draxler ein Spieler ist, der dem FC Bayern gut zu Gesicht stehen würde", allerdings, beteuerte Rummenigge, "habe ich ja jetzt schon Bauchschmerzen, wenn alle Spieler mal fit sein sollten." Nur: Wie realistisch ist das?
Die Bayern, das steht seit Ende des Deadline Days endgültig fest, gehen mit 22 Feldspielern in die Saison, inklusive der auf Profi-Niveau gänzlich unerfahrenen Felix Götze, Marco Friedl, Niklas Dorsch und Fabian Benko. Zum Vergleich: Dortmund und Gladbach haben 26 Feldspieler im Kader. Nur bei Leipzig (21) und Schalke (20) sind es weniger als bei den Münchnern. Es ist ein dünner Kader, ein Risiko, das der FCB eingeht.
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Schließlich stehen gleich acht mehr oder minder verletzungsanfällige Spieler im Kader. Jerome Boateng und Javi Martinez etwa, David Alaba, Juan Bernat, Thiago Alcantara, Franck Ribery, Arjen Robben und Kingsley Coman. Vor allem in der heißen Saisonphase, in den wichtigen Spielen der Champions League, dürfen bloß nicht die falschen zwei, drei Akteure gleichzeitig fehlen.
Konkret könnte es auf den offensiven Außenbahnen und im Sturm eng werden. Vergangene Saison etwa konnte Lewandowski im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League nicht adäquat ersetzt werden. Nun steht im Vergleich zur vorherigen Spielzeit nach dem Abgang von Douglas Costa ein Flügelspieler weniger im Kader. Serge Gnabry wurde zwar verpflichtet, aber gleich an 1899 Hoffenheim verliehen.
Erst die Saison wird zeigen, ob es nicht schlauer gewesen wäre, sich um einen Spieler wie Draxler zu bemühen. Der Weltmeister hätte insbesondere auf den offensiven Außenpositionen für Entlastung sorgen können. Ein talentierter, junger Stürmer oder auch ein gestandener Spieler im Angriff hätte dem Rekordmeister auch gut zu Gesicht gestanden. Das Geld wäre da gewesen auf dem prall gefüllten Festgeldkonto, die Vereinsführung hat sich jedoch für die durchaus risikoreichere Variante entschieden.


