HINTERGRUND
Starten wir mit einem kleinen Quiz: Aus welchem Jahr stammen folgende Cover-Storys der Mundo Deportivo? "Barca gefällt Alaba", "Alaba ist der große Traum", "Kontakt zu Alaba", "Alaba stößt die Tür auf", "Alaba, der Auserwählte".
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Nun mag dem findigen Leser bereits aufgefallen sein: Selbst für spanische Sport-Tageszeitungen wären das erstaunliche viele Alaba-Cover-Storys für einen einzigen Transfersommer. Tatsächlich stammen die oben genannten Schlagzeilen in der Reihenfolge aus den Jahren 2012, 2015, 2016, 2018 und ganz neu: 2019.
Und was haben all diese Schlagzeilen gemeinsam - sieht man von dem Namen Alaba und dem Umstand, dass Barca interessiert ist, einmal ab? Richtig: David Alaba wechselt nicht zum FC Barcelona. Das tat er 2012 nicht, 2015 nicht, 2016 nicht, 2018 nicht und das wird er auch im Sommer 2019 nicht. Die Gerüchte um den Österreicher halten sich zwar hartnäckig, ergeben aber schon auf den zweiten Blick keinen Sinn mehr.
FC Barcelona sucht Backup für Jordi Alba
Das soll nun nicht heißen, dass der FC Barcelona nicht gerne über Alaba verfügen würde. Er ist nur einfach aktuell nicht der Spieler, den Trainer Ernesto Valverde einerseits braucht und dessen Transfer andererseits realisierbar ist.
Was Barca in diesem Sommer viel eher sucht und braucht, ist ein junger, entwicklungsfähiger Backup für Jordi Alba. Der 30-Jährige ist links hinten zwar unumstritten und hat auch eine weitestgehend herausragende Saison hinter sich. Aber eben nur weitestgehend, weil Alba zum Saisonende die unzähligen Kilometer des langen Fußball-Jahres bei jedem Schritt anzumerken waren.
Barcelona ging ohne echte Alternative zu Alba in die Saison und das machte sich bemerkbar. Das laufintensive Spiel des "Eichhörnchens", wie er in der Fanszene aufgrund seiner Körpergröße und der flinken Beine gerne gerufen wird, machte ihn zwar zu einem nahezu unersetzlichen Leistungsträger, kostete aber mit fortschreitender Dauer auch merklich Ressourcen. Der Tiefpunkt: das Ausscheiden gegen den FC Liverpool in der Champions League.
Getty ImagesAlba erlebte einen schlimmen Abend an der Anfield Road: Erst leitete er per Kopf unbedrängt den Angriff zum 0:1 ein, verlor dann vor dem 0:2 auch noch den entscheidenden Zweikampf. Und doch hätte das Eichhörnchen noch zum großen Helden werden können, doch er scheiterte beim Stand von 0:1 an Liverpool-Keeper Alisson.
"Für mich gesehen, muss ich sagen, war die Saison die beste meiner Karriere - abgesehen von diesen zwei Spielen. Ich habe alles gegeben, aber manchmal hat das eben nicht gereicht", ordnete Alba selbst ein. Das sei nur menschlich, fügte er an.
Barcelona-Gerüchte von Alejandro Grimaldo bis Philipp Max
Und weil Alba eben nur Mensch und nicht Maschine ist, wächst und wächst seit Monaten die Liste potenzieller Neuzugänge für die linke Seite. Das geht von verhältnismäßig naheliegenden Transfers wie der Rückkehr von Alejandro Grimaldo (Benfica) oder der Beförderung von Eigengewächsen wie Juan Miranda oder Marc Cucurella bis hin zu recht gewagten Gedankenspielen wie dem einer Verpflichtung des Augsburgers Philipp Max.
Doch der Reihe nach: Tatsächlich fanden und finden sich in den eigenen katalanischen Reihen zwei Optionen, die die Notwendigkeit eines Transfers in Frage stellen. Zum einen ist da Marc Cucurella, doch der ist schon wieder an den FC Getafe verkauft worden, nachdem Barca ihn vom SD Eibar per Rückkaufklausel holte. Dort hatte sich der junge Verteidiger zwar entwickelt, allerdings vornehmlich als Offensiv-Kraft, weil er viele Partien als linker Flügelspieler machte.
In der eigenen Jugend spielt aktuell noch Miranda, der bei der U19-Europameisterschaft in Armenien gute Leistungen zeigt. Miranda könnte durchaus bleiben - insbesondere wenn Jean-Clair Todibo wirklich geht. Dann aber wohl als Innenverteidiger Nummer vier und Notnagel für die linke Defensivseite.
Raphael Guerreiro sucht wohl andere Aufgabe
Wirklich Sinn ergeben aktuell nur drei Gerüchte, die sich rund um den Job als Alba-Backup ranken: der bereits erwähnte Grimaldo, Raphael Guerreiro (Borussia Dortmund) und Junior Firpo (Real Betis).
Grimaldo hat sich nach seinem Abschied im Streit vom FC Barcelona gut entwickelt und ist in Portugal Stammspieler. Es ist daher schwer vorstellbar, dass er sich hinter Alba auf die Bank setzen möchte. Guerreiro dürfte mit 25 Jahren ebenfalls nach einer etwas anderen Aufgabe suchen. Zudem tendieren beide in ihrem Spiel eher in die Mitte - dorthin schiebt Barca aber oft schon den linken Flügelspieler, der Außenverteidiger sollte entsprechend eher in die Breite tendieren.
Bliebe noch der 22-jährige Firpo, der bei Real Betis einen kometenhaften Aufstieg hinlegte und im September 2018 für die U21 Spaniens debütierte - für die der FC Barcelona erstmals in seiner Geschichte keinen einzigen Spieler bei der vergangenen Europameisterschaft stellte.
FC Barcelona offenbar vor Transfer von Junior Firpo
Entsprechend gerne würde der FC Barcelona einen jungen Spanier wie Firpo dem Team hinzufügen. Die eigene Jugendarbeit hinkt derzeit hinterher, der Kader ist gespickt mit Legionären: Aus der möglichen Gala-Elf der kommenden Saison sind noch drei Spieler spanischer Herkunft: das Eichhörnchen Alba, Gerard Pique und Sergio Busquets.
Laut Sport hat der FC Barcelona Firpo um Bedenkzeit gebeten. Nicht nur, weil sich ein Großteil des Klubs gerade in Japan befindet, sondern auch, weil klubintern derzeit große Unstimmigkeiten herrschen. Die sportliche Führung steht vor einem größeren Umbau: Der Vertrag von Sportdirektor Pep Segura wurde einvernehmlich aufgelöst, wie die Katalanen am Freitag mitteilten.
Medienberichten zufolge soll Eric Abidal mehr Funktionen übernehmen. Er gilt als Befürworter Firpos und würde den Transfer wohl in die Wege leiten. Rund 25 Millionen Euro soll der Linksverteidiger kosten - das wäre ein Schnäppchen für einen jungen, entwicklungsfähigen Spanier, dessen Profil sehr stark dem von Alba gleicht. Ein Eichhörnchen 2.0 sozusagen.


