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EM-Auslosung: Michel Platini, der große Abwesende

Michel Platini sorgte für ein Novum: Erstmals war ein UEFA-Präsident nicht bei einer Gruppenauslosung zu einer Europameisterschaft zugegen. Der 60-Jährige, seit 2007 Chef des europäischen Kontinentalverbandes, wurde wegen einer dubiosen Zahlung, die ihm sein Intimfeind, der ebenfalls vorläufig suspendierte FIFA-Boss Joseph S. Blatter, hat anweisen lassen, gesperrt. 

Bizarr. Es war Platini, der 1984 mit neun Toren in fünf Spielen Frankreich zur ersten Europameisterschaft schoss. Es war Platini, der die Europameisterschaft - seinerzeit acht Endrunden-Teilnehmer - auf 24 erweitern ließ und sein Vaterland dazu brachte, die Organisation dieser Aufgabe zu stemmen. Es war Platini, der Meistern aus vier kleinen Ländern die Teilnahme an der Champions League garantieren ließ. Ob das sinnvoll war, sei dahingestellt, jedenfalls war es sportlich im Sinne des Ex-DFB-Präsidenten Egidius Braun, der viaFußball auch das "kleinste Lichtlein der Hoffnung" in benachteiligte Länder tragen wollte. 

Die komplette Auslosung zum Nachlesen im TICKER

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Andreas Bantel, Sprecher der FIFA-Ethik-Kommission, interessieren sportliche Verdienste nicht. Er hat verlautbart: "Der Vorwurf der Korruption ist sehr begründet. Und wenn die rechtsprechende Kammer (Vorsitzender der Deutsche Hans Joachim Eckert, Anm. d. Red.) das anders sieht, gibt es immer noch die Vorwürfe des Verstoßes gegen das Strafrecht. Interessenkonflikt, Urkundenfälschung, Untreue." 

Platini scheint sportpolitisch erledigt

Nachdem Untersuchungsrichterin Vanessa Allard offenbar schon eine lebenslange Sperre beantragt hat, würde jedes Urteil unter fünf Jahren die Ethik-Kommission der FIFA lächerlich machen. Damit ist Platini, der immer noch FIFA-Präsident werden will, trotz seiner relativen Jugend als Fußball-Funktionär erledigt. 

Rein formal läuft das Verfahren folgendermaßen ab: Anhörung durch die FIFA-Ethik-Kommission am Freitag, 18. Dezember. Strafantrag am Montag 21. Dezember. Überstellung an Urteilskommission/Eckert. Urteil wahrscheinlich vor Weihnachten. Berufung. Abwarten neues Urteil. Erst dann die Möglichkeit, den CAS (Internationaler Sportgerichtshof, d.Red.) anzurufen. Warten. Integrationscheck für FIFA-Kandidatur. Letzte Möglichkeit, Kandidatur-Unterlagen einzureichen, ist aus Fristgründen der 26. Januar 2016 - ein Monat vor dem Wahl-Kongress. 

Wer glaubt daran, dass Platini den Wettlauf gegen die Zeit noch schaffen kann? Blatter hat Platini 2011 mit der Zahlung von 1,8 Millionen Euro erledigt. Trotz EM-Sieg 1984: Sportpolitisch ist der gebürtige Lothringer ein Naivling geblieben. 
Jetzt positioniert sich für die FIFA-Wahl mit Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und seines aus anderen Gründen gescheiterten Ex-Präsidenten Wolfgang Niersbach Platinis Generalsekretär Gianni Infantino so wie einst Blatter nach Havelange: "Wenn es drauf ankommt, wissen wir zu reagieren." Der König ist tot, es lebe der König. 

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