Edmundo GFX Ronaldo Chimp KarnevalGetty / Mirror

Schimpanse abgefüllt, per Klausel zum Karneval, vier Jahre Haft: Ex-Brasilien-Stürmer Edmundo und seine Eskapaden


HINTERGRUND

Edmundo Alves de Souza Neto, kurz Edmundo, gehörte in den Neunzigern neben Ronaldo und Romario zu den besten Stürmern seines Landes. Seinen berüchtigten Spitznamen "O Animal" (das Tier) erlangte der 39-fache brasilianische Nationalspieler jedoch weniger aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten - vielmehr war es seinem äußerst exzentrischen Verhalten auf und neben dem Platz geschuldet.

Der 1,77 Meter-Mann prügelte sich regelmäßig mit Gegenspielern und verpasste Schiedsrichtern Ohrfeigen. Für den Geburtstag seines Sohn organisierte er kurzerhand mal einen ganzen Zirkus, um dann einen Schimpansen mit Whisky und Bier abzufüllen.

Edmundo GFX Ronaldo Chimp KarnevalGetty / Mirror

Zudem veursachte Edmundo alkoholisiert einen Unfall, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, und wurde anschließend zu viereinhalb Jahren Haft in halboffenem Vollzug verurteilt. Ein vergleichsweise mildes Urteil, da er seinem Fußballerdasein weiterhin nachgehen konnte.

Die Diskrepanz zwischen fußballerischem Genie und wildgewordenem Charakter war schier unendlich - das bekam auch Giovanni Trapattoni in vollem Maße zu spüren, als er vor der Saison 1998/99 bei der AC Florenz anheuerte und den Klub gemeinsam mit Edmundo zum Erfolg führen sollte.

Karneval in Rio statt Scudetto in Florenz: "Weiß nicht, ob ich zurückkomme"

Es schien, als sei die Kombination aus dem disziplinierten Italiener und dem brasilianischen Freigeist von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Doch der Saisonstart verlief zur Freude der Fiorentina-Anhänger überragend, der Klub eilte von Sieg zu Sieg und Edmundo funktionierte im Gespann mit Gabriel Batistuta und Rui Costa herausragend. Schnell wurde Trapattoni als derjenige Trainer gehuldigt, dem es gelungen war, das Tier zu zähmen.

Im Februar stand La Viola an der Spitze der Serie A und die Fans träumten vom ersten Scudetto seit 30 Jahren. Diese Hoffnungen wurden zunächst gedämpft, als sich Batistuta eine schwere Knieverletzung zuzog. Doch das Vertrauen in Edmundo war groß genug, dass er die zentrale Rolle seines Kollegen übernehmen und den Klub zum Titel schießen könne.

Gabriel Batistuta Edmundo Fiorentina 1998 Edmundo (l.) und Gabriel Batistuta (r.)

Edmundo hatte aber andere Pläne: Karneval in Rio de Janeiro. Bereits bei seinem Wechsel nach Florenz im Jahr 1997 hatte er sich eine Klausel in seinen Vertrag integrieren lassen, die es ihm ermöglichte, zu den alljährlichen Feierlichkeiten in sein Heimatland zu reisen. Davon machte er dann kurzerhand mitten in der Saison Gebrauch.

"Ich gehe nach Rio und weiß nicht, ob ich zurückkomme", offenbarte Edmundo vor seiner Abreise gegenüber Reportern: "Niemand hat mich gebeten zu bleiben und selbst wenn es jemand getan hätte, wäre ich trotzdem gegangen."

Während Edmundo also seine Zeit am Strand genoss und für Fotos posierte, setzte es für seine Mitspieler eine 0:1-Pleite gegen Udinese. Eine Woche später kehrte er schließlich nach Italien zurück - ein vor Wut schäumender Trapattoni wartete dort bereits. Dessen Standpauke hatte jedoch wenig Einfluss und es dauerte Wochen, bis Edmundo auch nur annähernd wieder an seine Form der Hinrunde anknüpfen konnte.

Letztlich verabschiedete sich die Fiorentina aus dem Titelrennen und sicherte sich mit aller Mühe noch einen Champions-League-Platz. Für Edmundo war das Kapitel damit beendet, er wechselte - aus Gründen - nach Rio zu Vasco da Gama.

Insgesamt klapperte Edmundo in den folgenden acht Jahren noch elf Stationen ab, an seine einst herausragenden Leistungen kam er jedoch nicht mehr heran. Das Tier blieb unzähmbar.

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