CHRISTOPHE DUGARRY BARCELONAGetty Images

Vorgetäuschter Heulanfall: Was Dugarry machte, um der "Hölle" Barcelona zu entkommen


HINTERGRUND

Christophe Dugarry ist einer der erfolgreichsten Fußballspieler Frankreichs, denn er gehörte zu jener Generation, die sich nicht nur den Titel bei der EM 2000 sicherte, sondern auch zwei Jahre zuvor im eigenen Land bei der Weltmeisterschaft triumphiert hatte. Dass sich Dugarry allerdings nun bis an sein Lebensende als Weltmeister bezeichnen darf, hat er auch einem vorgetäuschten Heulanfall zu verdanken. Seine schauspielerische Glanzleistung lieferte er dabei ausgerechnet im Büro von Louis van Gaal ab - und sie verfehlte ihre Wirkung nicht.

Im Sommer 1997 war Dugarry von der AC Milan zum FC Barcelona gewechselt, dort schwang van Gaal als Cheftrainer das Zepter. Dass es für Dugarry nicht gut bei den Katalanen lief, ist eine echte Untertreibung. "Ich habe ein halbes Jahr damit verbracht, mich zu fragen, was ich da eigentlich soll", sagte er SFR Sport. Auf magere sieben Einsätze kam er in der Hinserie, van Gaal probierte den offensiven Freigeist Dugarry zu dessen Entsetzen im defensiven Mittelfeld aus. "Das war alles surreal", fasste Dugarry sein Engagement bei Barca zusammen.

Van Gaal verwundert Dugarry mit Wasserflaschen und Notizen

Zu den ohnehin nicht wenigen Geschichten über van Gaals seltsames Verhalten in der Kabine steuerte Dugarry auch noch ein paar bei: "Einmal hat er uns seine Taktik mit Wasserflaschen erklärt. Und einmal hatte er sich Notizen gemacht und sagte: 'Du hast den Ball in der 23. Minute verloren. In der 48. Minute auch. Und in der 53. Minute noch einen Ball. Warum hast Du das gemacht?' Ich sollte tatsächlich darauf antworten", berichtete er.

LOUIS VAN GAAL BARCELONAGetty Images
Quelle: Getty Images

Dugarry hätte das Ganze angesichts seines Gehalts locker sehen und auf einen Trainerwechsel hoffen können, doch die Zeit saß ihm im Nacken. "Nationaltrainer Aime Jacquet hatte uns gesagt, dass wir zu Beginn des Jahres 1998 erste Wahl sein mussten", erzählte Dugarry von der Anforderung, um für die Equipe Tricolore und damit die WM im eigenen Land in Frage zu kommen. "Deshalb musste ich um jeden Preis weg", folgerte er.

Dugarry: "Ich bin durch die Hölle gegangen"

Also suchte er das Gespräch mit van Gaal und bettelte um Mitleid: "Ich habe so getan, als ob ich heulen würde, habe gesagt, dass ich es nicht mehr aushalte und weg will", erzählte Dugarry. Die Reaktion van Gaals war allerdings zunächst nicht die, die der Franzose erwartet hatte: "Er hat mich nur angesehen und gesagt 'Nein, du kannst nicht gehen, denn ich glaube an dich'."

Vom Vertrauen des Trainers spürte Dugarry aber auch danach nichts – und im Dezember 1997 bekam er gerade noch rechtzeitig seinen Willen: Es ging für ihn zu Olympique Marseille, wo er sofort wieder regelmäßig in der Startelf zum Einsatz kam und sich damit sein WM-Ticket verdiente.

Das Fazit seiner Zeit beim FC Barcelona unter Trainer Louis van Gaal fiel wie erwartet desaströs aus: "Das waren fürchterliche sechs Monate. Ich bin durch die Hölle gegangen."

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