HINTERGRUND
Als im Hause Donnarumma am Abend des 24. Oktober das Telefon klingelte, nahm Mutter Marinella nichtsahnend den Hörer ab. Am Apparat: Sohn Gianluigi, 16, Jugendspieler beim AC Mailand.
"Dad! Mum!", sagte der. "Ich spiele morgen. Werdet Ihr kommen und zuschauen?" Was klang wie die normale Frage eines Teenagers, war vielmehr die Frage, ob seine Eltern einem historischen Moment des Filius beiwohnen wollen. Denn am kommenden Tag stand keineswegs ein Spiel mit der U17 der Rossoneri an, sondern ein Serie-A-Spiel der Profis gegen US Sassuolo.
"Ich dachte, er würde einen Scherz machen", sagt Vater Alfonso. "Mein Junge! Mit 16 in der Serie A! Für Milan!"
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Es war kein Scherz. Weniger als 24 Stunden später reisten die stolzen Eltern von ihrem Zuhause unweit von Neapel in den Norden, um dem Profidebüt ihres Sohnes beizuwohnen.
Als es so weit war, kamen die Emotionen. "Wir waren so glücklich, dass wir Tränen in den Augen hatten", sagte Vater Alfonso La Stampa. "Es war ein unvergesslicher Moment." Und das nicht nur für die Eltern, sondern freilich auch für den Sohn, der damals den Startschuss für eine große Karriere setzte.
Getty ImagesDenn 18 Monate später hat er sich im Tor etabliert, zählt zu den vielversprechendsten Talenten der Welt. Eine Tatsache, die Goal bei der Wahl der NxGn honorierte. Donnarumma setzte sich gegen alle durch und belegte im 50 Spieler umfassenden Ranking Platz eins.
Es kommt also alles andere als überraschend, dass er weniger als einen Monat nach seinem 18.Geburtstag im Fokus diverser europäischer Schwergewichte steht. Real Madrid, Juventus und je nach den Geschehnissen auf dem Transfermarkt im Sommer Manchester United und der FC Chelsea haben ihn fest im Blick.
170 Millionen Euro sei er wert, prahlt der für seine forschen Aussagen bezüglich seiner Klienten bekannte Berater Mino Raiola. Donnarumma selbst sind derlei Spielchen fremd. Er ist einfach nur dankbar für den Senkrechtstart in seine Laufbahn. Daher kommt es nicht überraschend, dass Milan hofft, ihn, der seit seiner Kindheit das rot-schwarze Trikot trägt, als Begründer einer neuen Ära im Giuseppe Meazza zu sehen.
Dass ihm das zuzutrauen ist, steht außer Frage. Nicht nur die Journaille, sondern auch seine Berufskollegen sind aus dem Häuschen, kommt die Sprache auf seine Fähigkeiten. "Donnarumma ist unglaublich. Punkt!", schwärmte etwa Turin-Keeper Joe Hart in der Gazzetta dello Sport. "Sein Alter spielt keine Rolle. Zeit kann ihn nur besser machen. Er tritt bereits jetzt auf, als hätte er eine lange Karriere hinter sich.
Giovanni Valli, ehemals Nummer eins bei den Rossoneri, geht sogar noch weiter. "Gigio ist ein Phänomen. Torhüter wie er werden nur alle 30 bis 40 Jahre geboren", sagte er. "Er ist gehört zur gleichen Kategorie wie Dino Zoff und Gigi Buffon." Ein Ritterschlag ohnegleichen, der bei vielen anderen anmaßend klingen würde. Nicht aber bei Donnarumma.
"Er ist besser als ich", sagt Legende Zoff. Und auch Buffon spart nicht mit Lob. "Er ist ein ganz spezieller Junge", so die Juve-Legende. "Ich war in seinem Alter komplett anders. Er denkt viel nach, ist intelligent, überlegt, was die beste Entscheidung ist. Er hat alles, um Geschichte zu schreiben. Wir müssen nur 20 Jahre warten, um das Ergebnis zu sehen."
Wie Donnarumma legte der 39-Jährige einst einen furiosen Start in der italienischen Beletage hin. Gegen Milan brachte er mit nur 17 Jahren Roberto Baggio und George Weah zur Verzweiflung. Der Rest ist Geschichte: Buffon wurde zu einem der besten Torhüter aller Zeiten. Nun will er seine Erfahrungen weitergeben. "Er ist ein wundervoller Mensch und hilft mir viel", sagt Donnarumma, der von Buffon "kleiner Bruder" genannt wird.
Dass Donnarumma dabei so bescheiden auftritt, sich nicht verrückt machen lässt, kann nur hilfreich sein. Denn auf dem Platz ist er ein Vulkan wie Buffon, dirigiert seine Abwehr, ist der emotionale Anker in engen Momenten. Er hat das Feuer in sich, das alle großen Torhüter in sich haben.
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Deshalb besteht absolut kein Grund zur Eile. Besonders nicht für seine Eltern. Denn die sehen ihren Jungen noch genau wie damals, am Abend des 24. Oktober. "Für uns ist er immer noch ein Junge", sagt Vater Alfonso.
Der Junge ist inzwischen zum Mann geworden. Zu einem, der alles mitbringt, um eines Tages selbst eine Legende zu sein. So wie es das große Vorbild Buffon prophezeit.