Joachim Löw Germany DFBGetty

Löw mit Zahn-OP, Sane modisch extravagant: Der Neustart des DFB hat begonnen

Leroy Sane zog mit seiner flauschig-bunten Felljacke die Blicke auf sich, doch auf Joachim Löw warteten die Fans vor dem noblen Ritz-Carlton vergeblich. Wegen einer Zahn-Operation tags zuvor reiste der Bundestrainer nicht wie die Nationalspieler am Montagmittag in Wolfsburg an. Doch auch ohne Löw habe man "bei der ersten Sitzung gemerkt", verriet Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff, "dass das ein Neustart ist."

Neben Löw verzichtete auch Serge Gnabry wegen einer Erkältung vorerst auf eine Reise in die Autostadt. Der zuletzt so bärenstarke Offensivspieler von Bayern München soll am Dienstag zur Mannschaft stoßen und dann die Vorbereitung auf das Testspiel am Mittwoch gegen Serbien und den Auftakt der EM-Qualifikation vier Tage später in den Niederlanden (beide 20.45 Uhr im LIVE-TICKER ) aufnehmen. So oder so - "wir wollen die beiden Spiele gewinnen, ganz klar", sagte der Leverkusener Julian Brandt selbstbewusst.

Erlebe die EM-Qualifikation live auf DAZN. Jetzt Gratismonat sichern!

Löw muss dafür schnell zu Kräften kommen, denn nach all der öffentlichen Rechtfertigung wegen seiner Ausbootung des Weltmeister-Trios Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng will er sich wieder verstärkt aufs Sportliche konzentrieren. Gegen Serbien und die Niederlande will Löw "eine gute Spielweise mit viel Enthusiasmus" sehen, "aber wir brauchen vor allem auch wieder gute Ergebnisse". 

Löw gibt Qualifikation für EM als DFB-Ziel vor

Das gilt vor allem für Löw selbst. Es sei das klare Ziel, sich "souverän für die EURO 2020 zu qualifizieren" und bei der Endrunde eine Mannschaft an den Start zu schicken, "die auch um den Titel mitspielen kann", betonte DFB-Präsident Reinhard Grindel im BR. Ansonsten ist der Vertrag bis 2022, den Löw vor dem blamablen WM-Vorrundenaus noch schnell unterzeichnet hatte, nur Makulatur. Die Situation gleiche einem "Pulverfass", findet nicht nur Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann. 

Doch Löw geht gestärkt ins neue Länderspieljahr. Seine öffentliche Erklärung zu den geschassten 2014-Weltmeistern hat viele offene Fragen beantwortet und die Wogen vorerst geglättet. Selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß verzichtete am Sonntagabend auf die angekündigte Abrechnung. Er wolle "das Thema mit dem Jogi unter vier Augen besprechen", sagte Hoeneß.

Joachim Löw DFB 2019Getty Images

Auch mit Grindel droht Löw vorerst kein Stress - im Gegenteil. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat Spekulationen über mögliche Dissonanzen mehr als deutlich zurückgewiesen. "Wir haben ein hundertprozentig intaktes und freundschaftliches Vertrauensverhältnis", sagte Grindel. 

Doch Fakt ist: Löw muss der von ihm erst spät eingeleitete Umbruch gelingen, ein Zurück gibt es nicht mehr. Gegen Serbien und die Niederlande setzt Löw deshalb auf "mehr Tempo, Dynamik und Temperament", dafür sollen die "jungen Wilden" um Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Niklas Süle sorgen. 

DFB: Süle und Rüdiger als Abwehrchefs gefordert 

Jeder dieser Spieler müsse "jetzt noch einen Schritt nach vorn machen und das Gefühl vermitteln: "Hallo, jetzt bin ich da. Jetzt stehe ich für Deutschland auf dem Platz. (...) Ich will ein Turnier gewinnen. Ich bin kein Mitläufer mehr", sagte Löw. Goretzka ist bereit für diesen Schritt: "Ich glaube, dass man sich um die Qualität unseres Jahrgangs keine Sorgen machen muss. Wir sind in der Lage, in die Fußstapfen der Weltmeister zu treten."

Die Abwehr soll schon gegen Serbien Bayern-Profi Süle "organisieren, dirigieren", forderte Löw: "Wir erwarten noch mehr von ihm. Genauso wie von Antonio Rüdiger." Auch von den drei Neulingen Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klostermann erhofft sich Löw frischen Wind. "Ich freue mich natürlich, wenn ich ein paar Minuten spielen dürfte. Aber ich will erstmal im Training Gas geben", sagte der sichtlich nervöse Hertha-Profi Stark bei der Ankunft.

Werbung