Dennis Geiger von 1899 Hoffenheim im Goal-Interview: "Andres Iniesta ist mein Vorbild"

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Von null auf hundert - das Leben eines normalen Teenagers ist für Dennis Geiger spätestens seit August 2017 vorbei. Nachdem der zentrale Mittelfeldspieler der TSG Hoffenheim im letzten Jahr noch in der U19 kickte, ist er nun nicht mehr aus dem Bundesligakader der Kraichgauer wegzudenken. 

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Aufgrund einer Oberschenkelverletzung aus der Partie gegen den VfL Wolfsburg fällt Geiger jedoch voraussichtlich bis Saisonende aus. Ein Rückschlag, der ihn allerdings "nicht aus der Bahn werfen" wird, wie der 19-Jährige im exklusiven Goal-Interview erklärte. Außerdem gab der Teenager interessante Einblicke in sein neues Leben als Bundesligaprofi und verriet, dass er trotz seines plötzlichen Ruhms noch zu Hause bei seinen Eltern wohnt.

Dennis, Anfang März haben Sie sich gegen Wolfsburg eine Oberschenkelverletzung zugezogen. Daher die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen?

Dennis Geiger: Gut, danke. Der Heilungsprozess läuft nach Plan, aber es ist noch zu früh, um sagen zu können, wann ich wieder auf dem Platz stehen kann.

Statt auf dem Rasen arbeiten Sie momentan viel in der Reha. Wie kann man sich das vorstellen?

Geiger: Aktuell habe ich ein bis zwei Behandlungen pro Tag und diverse Maßnahmen mit dem Reha-Trainer im Kraftraum. Der ganz normale Reha-Alltag also.

Julian Nagelsmann erklärte zuletzt, dass Ihre Verletzung ein "Warnsignal des Körpers" sei. Zeigt das, dass Sie noch bewusster auf Ihren Körper achten sollten?

Geiger: Das stimmt. Im letzten Jahr habe ich mich in diesem Bereich schon verbessert, was nicht heißt, dass ich mich zuvor habe gehen lassen. Die Belastung in der Bundesliga ist einfach viel höher als noch in der Jugend – das war auch für mich eine Umstellung.

Niklas Süle erklärte einmal, dass es ihm als Profi schwerfällt, auf Burger zu verzichten. Inwiefern mussten Sie Ihr Leben und Ihre Ernährung in den letzten Monaten umstellen?

Geiger: Nach dem Training und den Spielen achte ich auf ausreichend Regenerationsphasen. Gesund ernährt habe ich mich auch vor dem Sprung zu den Profis schon, da musste ich nichts groß umstellen. Ich bin nicht der Typ, der jeden Tag Burger essen könnte. (lacht)

Nach sehr turbulenten Monaten haben Sie durch die Verletzung zwangsweise etwas Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Inwieweit hat sich Ihr Leben seit Ihrem ersten Bundesligaspiel im August verändert?

Geiger: Es hat sich natürlich etwas verändert, plötzlich stehst du viel mehr im Fokus. Bis zu meiner Verletzung lief es richtig gut, doch auch dieser Rückschlag wird mich nicht aus der Bahn werfen. Ich werde alles dafür tun, um schnellstmöglich wieder zurückzukommen und freue mich schon jetzt auf die nächste Saison.

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Gab es in den vergangenen Monaten Momente, die Ihnen im Alltag gezeigt haben, dass Sie inzwischen Bundesligaprofi sind und nicht mehr nur ein "normaler" Teenager?

Geiger: Man wird schon öfter mal von Fans auf der Straße angesprochen, die ein Foto oder Autogramm möchten. Das gehört zum Job dazu und ich mache es auch gern. Ansonsten hat sich mein Leben nicht großartig verändert.

Sie gelten als riesiges Talent, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird. Wie geht man als 19-Jähriger damit um?

Geiger: Ich verspüre keinen Druck, ich weiß, was ich kann. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass ich noch einiges verbessern muss, um den Sprung zum konstanten Top-Spieler zu schaffen. Da habe ich noch einiges an Arbeit vor mir.

Auch Ihr Coach Julian Nagelsmann sagte vor kurzem, Sie haben einen "ganz großen Weg" vor sich, wenn Sie "in der Birne klar bleiben". Wie schwer ist es, als Bundesligaprofi klar in der Birne zu sein und bei dem ganzen Rummel auch klar zu bleiben?

Geiger: So lange bin noch nicht dabei, um das richtig beurteilen zu können. Wichtig ist es, auf dem Boden zu bleiben. Ich bin nicht plötzlich der Größte, nur, weil ich 20 Bundesligaspiele gemacht habe. Man muss immer hungrig sein und sich jeden Tag verbessern wollen – nur dann kann man es schaffen. Ich wohne aktuell noch bei meinen Eltern und gerade mein Vater hat einen großen Einfluss auf mich. Wenn ich abheben würde, wäre er der Erste, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

Trotz Ihrer starken Leistungen haben Sie bisher nicht häufig mit den Medien gesprochen. Warum?

Geiger: In den letzten Wochen hatte ich durchaus einige Interviewtermine. Aber in der Anfangszeit haben meine Familie und ich uns zusammen mit dem Verein bewusst dafür entscheiden, dass ich mich erst einmal auf den Fußball konzentriere und nicht nach dem ersten Profi-Spiel schon große Interviews gebe. Im Nachhinein genau die richtige Entscheidung.

Sie gelten als "Liebling" von Julian Nagelsmann und kennen ihn schon einige Jahre. Was zeichnet ihn aus?

Geiger: Jeder weiß, dass seine Trainingseinheiten sehr anspruchsvoll sind und er uns Woche für Woche richtig gut auf unsere Gegner einstellt. Wir haben verschiedene Systeme drauf, die wir je nach Spielsituation auch schnell anpassen können. Seine Ansprachen vor den Spielen sind richtig gut, sehr motivierend. Er ist ein toller Trainer.

Welcher Moment aus Ihrer ersten Bundesligasaison ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Geiger: Mein erstes Bundesligator gegen Schalke werde ich nie vergessen.

Was ging nach dem Tor in Ihrem Kopf vor?

Geiger: Im Moment des Tores nicht viel. Ich war sehr glücklich, der Mannschaft helfen zu können. Richtig realisieren konnte ich es erst ein paar Stunden nach dem Spiel. Jeder Fußballer träumt davon, in der Bundesliga zu spielen und Tore zu machen – das war bei mir nicht anders.

Ein weiteres Highlight war mit Sicherheit auch das Rückspiel der Champions-League-Qualifikation an der Anfield Road. Wie haben Sie es wahrgenommen?

Geiger: Das Spiel selbst verlief nicht unbedingt so, wie wir es uns vorgestellt hatten, doch ich werde es nie vergessen. Es war ein tolles Erlebnis und die Stimmung im Stadion war unglaublich. Ich habe versucht, jeden Moment aufzusaugen.

Sie gelten als Typ, der sich auf und neben dem Platz wenig Gedanken macht und auch vor wichtigen Spielen nicht sonderlich nervös ist. Auch nicht in Liverpool?

Geiger: Das Spiel in Anfield war erst mein zweites bei den Profis, daher fällt es schwer, einen Vergleich zu ziehen. Trotz des hohen Stellenwerts bin ich aber nicht anders in das Spiel gegangen.

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Haben Sie ein fußballerisches Vorbild?

Geiger: Andres Iniesta. Er hat die Ruhe, die man auf dieser Position benötigt. Iniesta wird nicht nervös und verliert eigentlich nie den Ball. Zusätzlich spielt er richtig gute Pässe in die Tiefe und schießt auch mal wichtige Tore.

Welcher Ihrer Gegenspieler hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Geiger: Emre Can hat mich sehr beeindruckt. Wir haben in der Champions-League-Qualifikation gegeneinander gespielt. Can hat eine enorme Athletik, geht dabei immer in die Spitze und ist gut am Ball, sehr dynamisch. Für mich ein super Spieler.

Kürzlich haben Sie Ihren Vertrag in Hoffenheim bis 2022 verlängert. Wo sehen Sie sich im Jahr 2022?

Geiger: Bis dahin sind es noch vier Jahre. Mein Ziel ist es, bei der TSG meine Leistung abzurufen, mich hier weiter zu entwickeln – wo der Weg dann hinführt, wird man sehen.

Gab es andere Optionen, als bei der TSG zu verlängern?

Geiger:  Nein, für mich gab es keine andere Option.

Sie haben erzählt, noch bei Ihren Eltern zu wohnen. Wohnen Sie 2022 immer noch zu Hause?

Geiger: (lacht) Wahrscheinlich eher nicht.