Emil Forsberg Philipp Lahm Bayern München RB Leipzig Bundesliga 21122016Getty Images

Debatte: Kann RB Leipzig kommende Saison Bayern München angreifen?


DEBATTE

Bis zum 16. Spieltag thronten der FC Bayern München und RB Leipzig punktgleich an der Spitze der Bundesliga. Kurz vor Weihnachten kam es zum ersten direkten Duell zwischen den Klubs, Bayern siegte souverän mit 3:0. Seither kamen die Bullen nie mehr näher als drei Punkte an den FCB heran, vor dem neuerlichen Kräftemessen zwischen Meister und Aufsteiger beträgt der Münchner Vorsprung kompfortable zehn Zähler. 

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In der kommenden Saison wird das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl erneut versuchen, den Bayern ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Goal stellt vor dem Spitzenspiel am Samstag (15.30 Uhr im LIVETICKER) die Frage: Kann Leipzig die Bayern in der kommenden Spielzeit angreifen? Zwei Redakteure, zwei Meinungen. 

"Bei Bayern brechen gleich mehrere Baustellen auf"

Von Dennis Melzer

Jede Saison geht das große Hoffen aufs Neue los. Mittlerweile dürften selbst die Anhänger des FC Bayern der großen Dominanz ihrer Mannschaft überdrüssig sein. Der geneigte Fußball-Fan, der es nicht mit dem Rekordmeister hält, wünscht sich schon lange einen ebenbürtigen Konkurrenten. So wie damals, Ende der 1990 und später noch einmal 2011 und 2012, als der BVB einer war. Oder als die ernstzunehmenden Gegner einst Bayer Leverkusen, Schalke 04 oder Werder Bremen hießen. Zeiten, die eine gefühlte Ewigkeit zurückliegen, ist die Vormachtstellung der Münchner doch seit Jahren in Stein gemeißelt.

Jetzt soll also RB Leipzig, der finanzkräftige Aufsteiger, der während seiner ersten Saison im Oberhaus lange Zeit Schritt hielt mit Bayern, dem in der Rückrunde aber etwas die Puste ausging, der neue Widersacher des Branchenprimus werden. Zugegeben, aktuell mutet ein dahingehendes Szenario unrealistisch an.

Aber: Bei Bayern brechen in der kommenden Spielzeit gleich mehrere Baustellen auf. Dass Joshua Kimmich, der in der laufenden Saison lediglich einmal als Rechtsverteidiger eingesetzt wurde, sich ad hoc als adäquater Lahm-Erbe etabliert, ist fragwürdig. Dass Renato Sanches, bisweilen schon als 35-Millionen-Missverständnis abgeschrieben, den altgedienten Xabi Alonso ersetzen kann, ebenfalls. Das – so wird es zumindest von den Bayern-Verantwortlichen kommuniziert – ist aber derzeit der Plan.

Hinzu kommt, dass die Star-Flügelzange aus Franck Ribery und Arjen Robben natürlich weiterhin auf höchstem Niveau funktioniert, aber mit 34 beziehungsweise 33 Lenzen den Spätherbst ihrer Karriere erreicht hat, die vorgesehenen Nachfolger Douglas Costa und Kingsley Coman aber nicht mit vergleichbarer Qualität aufwarten. Darüber hinaus darf man auch nicht vergessen, in wie vielen Bundesliga-Spielen die Münchner mit Ach und Krach drei Punkte eingesammelt, ohne dabei auch nur ansatzweise überzeugt zu haben.

Leipzig wird seine Leistungsträger halten, sich punktuell noch verstärken, um im nächsten Jahr auch der Doppelbelastung Herr zu werden. Die Sachsen mit dem Brausegiganten im Rücken verfügen über die nötigen monetären Mittel, auf kurze Sicht Verfolger Nummer eins zu werden. Vieles stimmte schon in der Debüt-Saison, umso interessanter wird es sein, was die Roten Bullen im zweiten Jahr bewerkstelligen können. Die Chance auf den großen Bayern-Angriff ist jedenfalls da.

"Nur der BVB kann Bayern gefährlich werden"

Von Niklas König

Es wäre ja wünschenswert, dass endlich wieder Spannung aufkommt im Titelkampf. Seit fünf Spielzeiten dominiert der Branchenführer aus München die Bundesliga nach Belieben, wurde fünfmal Meister, in den vergangenen Jahren mit einem gähnend langweiligen Vorsprung von 25, 19, 10, und 10 Punkten.

In dieser Saison sah es zunächst danach aus, als könne der aufmüpfige Aufsteiger aus Leipzig den Münchnern gefährlich werden. Je länger die laufende Spielzeit aber andauerte, desto größer wurde der Vorsprung der Münchner. Nun, Mitte Mai, ist Bayern längst erneut Meister - und wieder beträgt der Vorsprung zehn Zähler. Das wird in der kommenden Saison nicht anders aussehen. 

Leipzig hatte im ersten Bundesliga-Jahr entscheidende Vorteile: Man war die große Unbekannte, der unbekümmerte Underdog. Und, viel wichtiger: Man konnte sich einzig auf die Bundesliga konzentrieren, unter der Woche in Ruhe trainieren und Kräfte sparen fürs Wochenende. Hasenhüttl musste kaum rotieren, auch blieb RBL von Verletzungen wichtiger Spieler weitgehend verschont. 

Kommende Saison aber wir Leipzig erstmals am internationalen Wettbewerb, an der Champions League, teilnehmen. Auch im DFB-Pokal wird man voraussichtlich nicht erneut in der ersten Runde scheitern. Die Folge sind mehr Spiele und eine deutlich höhere Belastung. Hasenhüttl wird mehr rotieren müssen, während sich die Gegner besser auf den forschen, intensiven Fußball eingestellt haben. Zudem ist es fraglich, ob die Leipziger bei einer Mehrzahl von Partien in der Lage sind, die für ihr Spiel nötige Intensität zu halten. 

Es gab schon viele Mannschaften, die in der Bundesliga eine herausragende Saison gespielt haben, sich im darauffolgenden Jahr aber plötzlich aufgrund der Doppel- respektive Dreifachbelastung im Mittelfeld oder sogar im Abstiegskampf wiedergefunden haben. Nun muss man sagen, dass Leipzig mit diesen Teams nicht vergleichbar und sicherlich auch keine Eintagsfliege ist. RBL wird auch im kommenden Jahr bis zum Schluss um die direkte Champions-League-Qualifikation mitspielen.

Um Bayern aber anzugreifen, ist es noch zu früh. Der Underdog-Vorteil ist dahin, und auch die namhaften Konkurrenten werden nicht noch einmal in dieser Dichte unter ihrem Niveau spielen. Mehr Spannung wird es im Titelkampf nur dann geben, wenn der BVB sein Potenzial komplett ausschöpft. Ernsthaft gefährlich werden können dem FC Bayern nämlich nur die Dortmunder. 

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