DEBATTE
Kroatiens Kader ist gespickt mit internationalen Stars wie Luka Modric , Ivan Rakitic oder Ivan Perisic . Über den Status eines Geheimfavoriten ist der WM-Dritte von 1998 bei den letzten Turnieren nie hinausgekommen. Bei der vergangenen WM schied Kroatien sogar in der Gruppenphase aus. Nun stehen die Kockasti bereits sicher im Achtelfinale.
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Auf dem Weg dahin feierten sie zwei überzeugende Siege gegen Nigeria und Argentinien, die Mannschaft scheint reif für höhere Aufgaben. Doch reicht es für Kroatien auch zum ganz großen Wurf und holen sie den WM-Titel?
Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander. Auch in der Goal -Redaktion. Zwei Redakteure, zwei Meinungen.
"Das Halbfinale ist möglich - mindestens"
GettyVon Robin Haack
Spätestens nach dem überzeugenden 3:0-Sieg gegen Argentinien sollte klar sein: Kroatien hat in diesem Jahr wirklich das Zeug, den ganz großen Coup zu landen. Eine stabile Defensive, eine starke Offensive und das wohl beste zentrale Mittelfeld des kompletten Turniers reichen aus, um wirklich jeden der vermeintlichen Top-Favoriten zu ärgern.
Natürlich wird Kroatien schon seit Jahren als potenzieller Geheimtipp gehandelt und fast schon traditionell können die Jungs vom Balkan diese hohen Erwartungen nicht erfüllen. Heuer gibt es aber Argumente, die dagegensprechen, dass dis erneut passiert: Die Truppe ist bestens eingespielt, es herrscht ein überragender Teamgeist und man hat das Gefühl, dass Luka Modric, Ivan Rakitic und Co. eine unglaubliche Titel-Gier verspüren.
Dank Ivan Rakitic und Luka Modric: Geballte Weltklasse im Mittelfeld
Herzstück dieser vielzitierten goldenen Generation ist das Mittelfeld mit den beiden Strategen von Real Madrid und dem FC Barcelona. Zusammen mit Ivan Perisic, Mateo Kovacic und Marcelo Brozovic steht Kroatien nicht weniger als geballte Weltklasse zur Verfügung. Sowohl offensiv als auch defensiv kann Trainer Zlatko Dalic auf namhafte Kräfte setzen..
Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass man absolute Weltklasse in der Verteidigung vergeblich sucht. Ohne Frage gibt es weder einen kroatischen Sergio Ramos, noch einen Mats Hummels. Trotzdem ist die Defensive bei weitem nicht so schlecht, wie sie in der Öffentlichkeit gemacht wird. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie im Turnier noch ohne Gegentor ist. Domagoj Vida und Ivan Strinic sind erfahrene und solide Abwehrrecken, die mit allen Wassern gewaschen sind, Sime Vrsaljko kommt bei Europa-League-Sieger Atletico Madrid regelmäßig zum Einsatz und der so oft gescholtene Dejan Lovren startete mit dem FC Liverpool immerhin im Champions-League-Finale – Kreisklasse ist etwas anderes!
Dass, anders als bei vergangenen Turnieren, jetzt sogar die Offensive funktioniert und mit Mario Mandzukic, Ante Rebic und Andrej Kramaric gleich drei kaltschnäuzige Stürmer im Kader stehen, darf die kroatischen Fans durchaus träumen lassen. Nach dem dritten Rang bei der WM 1998 scheint auch in diesem Jahr wieder das Halbfinale möglich – mindestens.
"Nicht mehr als Durchschnitt - in der Defensive drückt der Schuh"
Getty ImagesVon Daniel Nutz
Natürlich kann man sagen, dass Kroatien bisher zu den überzeugendsten Mannschaften dieser Weltmeisterschaft gehört, doch für den ganz großen Wurf wird es für Luka Modric und Co. auch in diesen Jahr nicht reichen.
Um Argumente dafür finden zu können, reicht ein simpler Blick auf die Aufstellung, denn hinten drückt der Schuh, und zwar gewaltig. Mit Danijel Subasic hat man zwar einen souveränen Schlussmann, doch unmittelbar vor ihm sind die Probleme nicht von der Hand zu weisen.
Während Sime Vrsaljko seinen Job auf der rechten Defensivseite noch mehr als ordentlich erledigt – wie sollte es anders sein bei einem Schützling von Diego Simeone -, verkörpert der Rest der Viererkette maximal Durchschnitt.
Linksverteidiger Ivan Strinic kam bei Sampdoria nicht über 17 Einsätze in der Serie A hinaus, in der Innenverteidigung wird es mit Domagoj Vida und Dejan Lovren nicht unbedingt besser. Vida hat seit seinem Wechsel im Januar zu Besiktas nicht wirklich überzeugt und stand in 17 Liga-Spielen lediglich siebenmal in der Startelf.
Kroatien-Gala gegen Argentinien sollte nicht überbewertet werden
Was das wahre Leistungsniveau von Lovren angeht, muss man nur einmal bei den Anhängern des FC Liverpool nachfragen. Niemand profitierte bei den Reds mehr als er von der Verpflichtung Virgil van Dijks, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass er seine horrende Ablösesumme wert sein kann, stabilisierte er doch auch seine Nebenmänner immens – unter anderem eben Lovren.
Dass ein indisponiertes Argentinien mit 3:0 geschlagen wurde, sollte nicht als Maßstab gelten. Die Probleme der Albiceleste waren offensichtlich, die einfallslose Spielweise war ein gefundenes Fressen für die Elf von Zlatko Dalic.
Klar, Kroatien lebt von seiner kompakten Spielweise und man sollte nicht die Qualität der Viererkette alleine bewerten, doch in den entscheidenden Spielen gegen die großen Nationen dieser Welt wird es auch auf die individuelle Qualität in der Defensive ankommen. Im Viertelfinale würde mit Spanien wohl der erste richtig große Brocken warten – spätestens dann dürfte es für den Geheimfavoriten eng werden.