HINTERGRUND
Mit Profifußballern und Loyalität ist das so eine Sache. Besonders, wenn es sich um sehr begehrte Profifußballer handelt. Gestern noch "absolut glücklich" vor den Heimfans gejubelt, wird morgen von vielen bereits das Wappen eines größeren oder besser bezahlenden Vereins geküsst. So ist eben das Geschäft, kann man nüchtern festhalten - und dennoch sehnen sich Unmengen an Fans ewige Treue von den Stars ihres jeweiligen Klubs herbei.
So weit, so verständlich. Allerdings potenzieren sich die Emotionen der Anhänger noch einmal um ein Vielfaches, wenn ein Wechsel zu einem Erzrivalen im Raum steht. Es gibt schließlich Dinge, die macht man einfach nicht, da sind sich auch viele Nicht-Fußballromantiker einig. Beispielsweise von Schalke nach Dortmund oder von Inter zur AC Mailand wechseln - das geht gar nicht. Und die ganze Sache geht sogar noch weiter: Wenn ein Spieler bei einem Klub eine Ära geprägt hat, "darf" er auch Jahre nach seinem Engagement beim eigenen Klub nicht zu einem Erzrivalen gehen.
Manchester United: Ronaldos Wechsel zu Real Madrid ein Schock, aber verständlich
Für Manchester United ist Cristiano Ronaldo ein solcher Spieler. Auch wenn dieser bereits seit 2009 nicht mehr bei den Red Devils spielt, ist er für die Anhänger des englischen Rekordmeisters innerhalb von nur sechs Jahren im Klub zur Vereinslegende geworden. 2003 hatte man einen schlaksigen Teenager verpflichtet, 2009 verließ ein muskelbepackter Weltfußballer das Old Trafford in Richtung Real Madrid. In Manchester wurde Ronaldo zu einem der besten Spieler aller Zeiten geformt.
GettyDass CR7 anschließend zu Real ging, war für die United-Fans zwar ein großer Schock, aber es war verständlich. Los Blancos sind auch heute noch der größte Klub der Welt, auch Vereinsikone David Beckham war diesen Schritt gegangen. Zu einem direkten Konkurrenten in der Liga hätte der Portugiese auch gar nicht gehen können, United war damals ja bereits das Maß der Dinge in der Premier League. Direkt nach Ronaldos Abgang wuchs allerdings ausgerechnet der nun von arabischen Millionen unterstützte Stadtrivale Manchester City immer weiter - und wurde dank des Geldes schließlich sportlich erfolgreicher.
Ronaldo im BBC-Interview 2015: Wechsel zu Manchester City denkbar?
Dies verleitete einen Journalisten im Jahre 2015 dazu, CR7 in einem BBC-Fernsehinterview folgende Frage zu stellen: "City hat mehr Geld [als die meisten anderen Vereine], um es für große Spieler auszugeben. Wäre es denkbar, dass Sie eines Tages dorthin gehen, wenn man Ihnen dort das richtige Angebot macht? Oder würden Sie das aus Respekt vor United ablehnen?"
Nun hätte Ronaldo so diplomatisch antworten können, wie es viele seiner Kollegen getan hätten. Dass das alles nur Gedankenspiele seien, mit denen man sich nicht beschäftigen müsse. Dass er seit sechs Jahren in Madrid spiele und nur darauf fokussiert sei. Dass es im Fußball unklug sei, irgendetwas zu bestätigen oder auszuschließen.
Ronaldo schloss City-Wechsel quasi aus: "Es geht nicht ums Geld"
Doch Ronaldo ließ den Interviewer nicht einmal zu Ende fragen und antwortete mit einem Lächeln: "Denken Sie, dass Geld jetzt meine Meinung ändern wird? Das denke ich nicht. Geld wird kein Problem sein, denn wenn wir über Geld reden, dann würde ich nach Katar gehen. Dort haben sie vielleicht noch mehr Geld als Manchester City, aber es geht nicht ums Geld. Es geht um Leidenschaft."
Nicht nur diese Worte selbst, sondern vor allem die Überzeugung, mit der der Portugiese sie vorbrachte, begeisterten die Fans des englischen Rekordmeisters. Egal, wohin es Ronaldo noch verschlagen würde - zum Erzrivalen City würde er sicherlich nicht gehen, und wenn die Skyblues noch so sehr mit den Scheich-Scheinen locken würden.
Kane kommt nicht zu Manchester City - gelten Ronaldos Worte auch heute noch?
In diesen Tagen kursiert der Ausschnitt des Interviews, in dem der fünfmalige Weltfußballer über einen möglichen Wechsel zu Manchester City sprach, vermehrt in den sozialen Medien. Er ist wieder aktuell geworden, denn der mittlerweile bei Juventus spielende Ronaldo scheint wechselwillig zu sein. Wenige Klubs könnten das hohe Gehalt des 36-Jährigen stemmen. Eigentlich kämen wohl nur zwei infrage: Das unvergleichlich investierende PSG - und eben die Citizens aus Manchester.
Die Skyblues wollen einen Stürmer und Transferziel Harry Kane wird definitiv nicht kommen. Ist damit der Weg frei für eine Rückkehr von Cristiano Ronaldo nach Manchester? Die United-Anhänger beruhigen einander jedenfalls immer wieder mit den Worten, mit denen Ronaldo 2015 im BBC-Interview einen Wechsel ins Etihad Stadium kommentierte. Ob diese heute immer noch gelten? Denn mit Profifußballern und Loyalität ist es eben so eine Sache.




