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Trotz Dybala, Agüero und Di Maria: Warum Cristian Pavon Argentiniens WM-Geheimwaffe werden könnte


HINTERGRUND

In der Offensive hat Argentinien ein Luxusproblem. Inter-Goalgetter Mauro Icardi ist gar nicht erst dabei , um die beiden freien Plätze neben Superstar Lionel Messi streiten sich so klangvolle Namen wie Gonzalo Higuain, Sergio Agüero, Paulo Dybala und Angel Di Maria. Cristian Pavon hat bei dieser Ansammlung von Ausnahmekönnern kaum jemand auf der Rechnung - und doch könnte der 22-Jährige von den Boca Juniors zur Geheimwaffe der Albiceleste bei der WM in Russland werden.

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"Wie Messi", sagte Pavon mit Zwölf, als er von einem lokalen Fernsehreporter gefragt wurde, wie er denn gerade gespielt habe, als er die Fußballschule aus seiner Heimatstadt in der zentralargentinischen Provinz Cordoba zu einem wichtigen Sieg geführt hatte. "Wie Messi", unterstrich der damals schon so selbstbewusste Lausbub noch einmal.

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Kurz nach seinem ersten Interview wurde Pavon in den Nachwuchs des Erstligisten Talleres de Cordoba aufgenommen, spielte dort meist mit älteren Jahrgängen, debütierte schon mit 17 bei den Profis, wechselte mit 18 zu Boca.

Und in Buenos Aires trat er in den letzten gut eineinhalb Jahren so überzeugend auf, dass nicht nur europäische Schwergewichte wie Barcelona, PSG oder Arsenal ihre Fühler nach Pavon ausstrecken sollen, sondern er auch ein ernsthaftes Thema für Argentiniens WM-Startelf ist. "In dem System, das unser Trainer spielen lässt, können Pavons Fähigkeiten ihn zu einem sehr wichtigen Spieler für das Nationalteam machen", sagte Messi höchstpersönlich bereits vergangenes Jahr.

Pavon geeigneterer Messi-Partner als Dybala und Di Maria

Dröselt man das Personalpuzzle für die offensive Dreierreihe im 4-3-3 von Nationalcoach Jorge Sampaoli auf, werden zwei Dinge schnell klar: Entweder Agüero oder Higuain als Neuner in vorderster Front. Und Dybala ist Messi in seiner Spielweise zu ähnlich, als dass es sinnvoll wäre, den Juventus-Star aufzustellen.

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Bleiben also Di Maria und Pavon als Kandidaten für die dritte vakante Position. Für Di Maria spricht die Erfahrung, natürlich auch seine Qualität als schneller Kombinationsspieler mit Zug zum Tor. Dennoch könnte Pavon die Nase vorn haben, weil er eine Sache mitbringt, die weder Dybala noch Di Maria in diesem Maß haben: Dynamik und die Fähigkeit, diese für die richtigen Läufe in die Tiefe gewinnbringend einzusetzen.

Pavon, in der Jugend zunächst als Zehner ausgebildet, hat sich bei Boca zu einem brandgefährlichen Rechtsaußen entwickelt. Einem, der ohne und auch mit Ball extreme Geschwindigkeit aufnimmt, der Lücken in Abwehrreihen reißen kann und aufgrund seiner Präzision im Fuß auch in höchstem Tempo ein exzellenter Vorbereiter ist. Zudem kann Pavon über beide Flügel kommen, kann auch links spielen.

GFX SampaoliGoal

"Er drängt in die freien Räume, bietet sich unaufhörlich an und hat eine ganz besondere Dynamik", lobte Sampaoli nach dem jüngsten Testspielsieg gegen Haiti, bei dem Pavon als Joker in die Partie kam und kurz nach seiner Einwechslung eines der drei Tore von Messi vorbereitete. "Ich war beeindruckt von Pavons Schnelligkeit", lobte der Barca-Star nach Abpfiff. "Und er lief die Räume nie grundlos an."

Sampaoli lobt Pavons "spezielle Eigenschaften"

Pavon kann dem argentinischen Spiel Tiefe über die Flügel geben, ist offenbar prädestiniert als Anspielstation für die so messerscharfen Anspiele Messis durch die Schnittstellen. Zudem kann er durch seine Variabilität und Beweglichkeit Gegenspieler binden, kann Räume reißen, die sich Messi dann öffnen und die der 30-jährige Maestro so gerne nutzt. "Cristian ist ein Spieler, der ganz spezielle Eigenschaften hat, die ihm helfen, auf dem Platz mit Messi zu interagieren", drückte Sampaoli jüngst seine Wertschätzung für den nach Giovani Lo Celso zweitjüngsten Spieler seines WM-Kaders aus.

Sampaoli könnte auch Überlegungen anstellen - falls er vorne auf Pavon setzt - Di Maria ins Mittelfeld zurückzuziehen. Dass er in den Halbräumen als Achter großartig agieren kann, hat Di Maria einst bei Real Madrid glänzend unter Beweis gestellt, zudem ist Argentinien auf jenen Positionen schlechter besetzt als in der vordersten Reihe.

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Pavons Potenzial ist jedenfalls riesig. Neben seiner Geschwindigkeit, seiner Präzision bei Flanken und Hereingaben und seinem guten Gespür für die richtigen Laufwege ist er auch trickreich und stark im Eins-gegen-Eins, kann Gegenspieler reihenweise auf dem falschen Fuß erwischen. Sechs Tore und elf Assists stehen für Pavon in der bisherigen Saison in Argentiniens Primera Division zu Buche, in der Copa Libertadores legte er in sechs Einsätzen schon sechs Treffer auf, alleine vier davon vor knapp drei Wochen gegen Alianza Lima.

In Argentinien setzt man jedenfalls große Hoffnungen in Pavon, Medien inszenieren ihn schon als "Messis neuer Partner". Dass er so spielen kann wie sein Idol, glaubte Pavon ja schon mit zwölf. Nun hat er vielleicht die Chance, auf der größten Bühne mit Messi gemeinsam zu zaubern.

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