Eden Hazard ball boy Chelsea SwanseaGetty/Goal

Wegen Zeitschinden: Als Chelseas Eden Hazard beim Pokalspiel gegen Swansea einen Balljungen trat


HINTERGRUND

Es lag mehr als nur ein Hauch von Sensation in der Luft, als am 23.01.2013 im Liberty Stadium die 79. Minute anbrach. 0:0 stand es zwischen der Heimmannschaft Swansea City und dem übermächtigen FC Chelsea. Was erst einmal prinzipiell schon respektabel klang, wurde beim Blick auf den Gesamtstand zu einem kleinen Fußballwunder. Es handelte sich nämlich bereits um das Halbfinal-Rückspiel im englischen League Cup, im Hinspiel hatten die Waliser tatsächlich 2:0 an der Stamford Bridge gewonnen.

Chelsea stand also vor einer handfesten Blamage. Swansea wurde am Ende der Saison zwar Neunter in der Premier League, doch die Blues waren zu diesem Zeitpunkt amtierender Champions-League-Sieger und konnten nach der Übernahme des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch auf ein astronomisch hohes Transferbudget zurückgreifen. 

Hazards Tritt: Keine Absicht oder klare Tätlichkeit?

Dem Starensemble rannte die Zeit davon, als in dieser 79. Minute der Ball ins Toraus rollte. Superstar Eden Hazard, der Genialste in der Reihe der Edeltechniker, rannte der Kugel hinterher, wollte keine wertvollen Sekunden verlieren. Kurz danach zeigten die Fernsehbilder einen sich vor Schmerzen am Boden krümmenden Balljungen und der Belgier sah die Rote Karte.

Was war passiert?

Eden Hazard Chelsea Swansea ball boyGetty

Schnell wurde klar: Hazard hatte den Jungen offenbar in die Magengegend getreten, der Platzverweis wurde mit dem Strafbestand der Tätlichkeit begründet.

Der 17-Jährige hatte sich wohl auf den Ball geworfen, um Zeit zu schinden. Waren dem Superstar daraufhin die Sicherungen durchgebrannt? Hazards Beteuerungen, er habe den Ball treffen und aus dem Griff des Jungen befreien wollen, halfen ihm gegenüber dem Schiedsrichter jedenfalls nicht - und auch nicht gegenüber vielen empörten Fußballfans in den sozialen Netzwerken.

Tweet des Balljungen sorgt für Zündstoff

Der Fall wurde binnen Minuten zu einem der meistdiskutierten Online-Themen in der Welt des Fußballs. Auf der einen Seite fanden sich entsetzte Fans, die Hazards Tritt als Absicht werteten und ungeachtet der Emotionalität für unentschuldbar hielten. Auf der anderen Seite gab es aber auch solche, die die Aktion des Belgiers als Versuch werteten, den Ball zurückzubekommen und den Jungen für seine Zeitschinderei veurteilten.

Eine besondere Würze erhielt der Fall schließlich durch einen Tweet des Balljungen selbst. Charlie Morgan, pikanterweise der Sohn des Direktor von Swansea City, hatte im Vorfeld der Partie nämlich tatsächlich getwittert: "Der König der Balljungen ist zurück für seinen letzten Einsatz." Und in Hashtags gesetzt: "Für Zeitspiel benötigt." Der vielerorts als eine Art Ankündigung aufgefasste Tweet machte die Diskussion umso hitziger.

Chelsea scheidet aus, Hazard bekommt keine allzu harte Sperre

Hazard und Morgan sprachen sich noch am selben Abend nach dem Spiel aus, ehe sich der Offensivkünstler auch noch bei Chelsea TV entschuldigte: "Der Junge hat sich mit seinem Körper auf den Ball gelegt. Ich habe lediglich versucht, den Ball zu kicken und nicht den Jungen. Ich entschuldige mich dafür."

Rafael Benitez, der damalige Chelsea-Coach, berichtete über das Gespräch der beiden: "Beide haben ihre Fehler eingeräumt. Der Junge entschuldigte sich für das Zeitschinden. Hazard war frustriert und versuchte, den Ball zu bekommen."

hazard ball boy chelsea swanseaGetty

Der Belgier bekam jedenfalls die von vielen Fans geforderte besonders harte Strafe nicht, er wurde "nur" für drei Spiele gesperrt. Dem FC Chelsea brachte die Aktion des späteren Real-Madrid-Spielers nichts: Die Blues kamen nicht mehr über das 0:0 hinaus und schieden an diesem denkwürdigen Abend aus dem League Cup aus, den Swansea am Ende auch gewann.

Der einzige Profiteur war der im ersten Moment Leidtragende: Balljunge Charlie Morgan hatte zwei Tage nach dem Vorfall bereits 80.000 Twitter-Follower.

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