Cem Özdemir StuttgartGetty Images

Cem Özdemir im Interview über den VfB Stuttgart: "Auf dem Sterbebett werde ich mich an diesen Moment erinnern"


INTERVIEW

Cem Özdemir ist nicht nur einer der größten Promi-Fans des VfB Stuttgart, der Grünen-Politiker ist sogar Mitglied bei den Schwaben. Goal und SPOX trafen den 53-Jährigen in Berlin zum Interview über seinen VfB.

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Özdemir spricht dabei über seinen ganz persönlichen Gänsehaut-Moment, den ihm das Neckarstadion schenkte. Außerdem äußert sich Özdemir zum Rücktritt von Wolfgang Dietrich und zu einem möglichen Engagement beim VfB. Özdemir verrät auch, wie er plötzlich bei der Weihnachtsfeier des FC Liverpool auf der Tanzfläche stand.

Herr Özdemir, können Sie sich noch an Ihr erstes VfB-Spiel erinnern?

Cem Özdemir: Klar. Ich weiß nicht mehr, wer der Gegner war, aber es war auf jeden Fall nach der Aufstiegssaison 1978 unter Trainer Jürgen Sundermann. Ich war noch minderjährig, aber meine Mutter hat mich in die Obhut eines älteren Freundes gegeben, der mich mit ins Neckarstadion genommen hat. Ich gehöre ja als Kind von Einwanderern nicht zu den Fans, die ihren Verein über ihre Eltern geerbt haben, bei mir war es eine geografische Geschichte. Meine Wurzeln liegen in Bad Urach, das ist VfB-Territorium. Die Stimmung im Stadion hat mich sofort fasziniert. So habe ich den VfB für mich entdeckt. Aber ich erinnere mich auch gerne an Fußball-Ausflüge, die nichts mit dem VfB zu tun hatten. Ende der 70er waren wir einmal mit der Realschule in München beim Derby zwischen den Bayern und 1860 - da saß ich voller Andacht im Olympiastadion. Später bin ich auch einmal mit einem Freund zu seinen Verwandten nach Neapel gefahren und habe den großen Diego Maradona live erleben dürfen. Von solchen Momenten zehrst du ein Leben lang.

Bei Neapel und Maradona klingelt es bei allen VfB-Fans sofort in den Ohren.

Özdemir: Absolut. Da denken wir natürlich sofort an das UEFA-Cup-Finale - und vor allem an die WM 1990, als unser Diego Buchwald Maradona kaltgestellt hat. Ich habe Verwandtschaft in Argentinien. Wenn ich bei ihnen den Namen Guido Buchwald erwähne, dann geht sofort ein Raunen durch die Runde.

Gab es abseits der Neapel-Episode andere Fußball-Erlebnisse, die für immer bleiben?

Özdemir: Ja, eine Anekdote ist gar nicht so lange her. Im letzten Dezember hat mich mein Freund Campino nach Liverpool mitgenommen. Reds vs. United an der Anfield Road - viel mehr Fußballeuphorie geht nicht. Das alleine hätte mir als Erlebnis ja schon mehr als gereicht, aber nach dem Spiel hat mich Jürgen Klopp dann aus dem Nichts gefragt, ob ich abends schon etwas vorhätte und ob ich nicht spontan zur Weihnachtsfeier des Klubs mitkommen wollte.

Wer sagt da denn schon nein?

Özdemir: Eben. Ich dachte mir auch: Du bist ja lustig, was soll ich denn bitte Besseres vorhaben? Es war ein unfassbarer Abend. Plötzlich stand ich neben Virgil van Dijk und Mo Salah auf der Tanzfläche. Mein Sohn ist heute noch stinksauer, dass ich nicht mehr Fotos mit seinen Idolen gemacht habe. Mit mir darf jeder gerne Fotos machen, aber ich bin andersherum eher zurückhaltend. Irgendwann sprach Jürgen mich an, ob ich denn nicht ein Foto machen wollte? Ich habe gesagt: Klar, sehr gerne. Und Jürgen meinte: Warum fragst Du denn dann nicht? Die Bilder mit Jürgen hängen nun bei mir am Kühlschrank. Eine Wahnsinnserinnerung an einen Wahnsinnsabend.

Gibt es einen ganz besonderen Moment, der Sie mit dem VfB verbindet?

Özdemir: Der denkwürdigste Moment mit dem VfB hat mit meiner Rede zur AfD im Bundestag zu tun, die ich im Februar 2018 gehalten habe und die ja auf ein sehr breites Echo gestoßen ist. Zwei Tage nach der Rede war ich beim Heimspiel gegen Frankfurt im Stadion. Sky hatte mich zuerst für ein Interview in der Halbzeitpause angefragt und mich dann sogar in die Schalte vor dem Spiel eingebaut. Live im TV über Fußball sprechen zu dürfen, das war für mich eine riesige Ehre. Ich hatte mich auch extra ganz akribisch vorbereitet und wusste alles über die möglichen Aufstellungsoptionen des VfB und wie Tayfun Korkut eventuell umbauen könnte. Sky wollte dann mit mir aber vor allem über die AfD-Rede und wichtige politische Fragen sprechen. Ich habe trotzdem immer wieder versucht, mein Fußball-Wissen unterzubringen. (lacht)

Wie ging es nach dem Interview weiter?

Özdemir: Als ich danach zu meinem Platz auf der Tribüne zurückgegangen bin, ist etwas ganz Spannendes passiert. Die Fans haben mich erkannt, sind aufgestanden und haben mir zugerufen. "Cem, das hast Du klasse gemacht!" "Cem, denen hast Du es mal gezeigt!" Alle hatten meine Rede gehört und haben mir im breitesten Schwäbisch zu verstehen gegeben, dass sie das Gesagte klasse fanden. In diesem Moment hat sich das ganze Stadion hinter einem Gastarbeiterkind versammelt. Und es war völlig egal, welche demokratische Partei diese Menschen wählen. Da saßen ja nicht nur Grüne im Stadion, da waren Schwarze, Rote, Gelbe, die ganze Bandbreite. Aber das war in diesem Moment nicht wichtig. Dieses Erlebnis und dieses Gefühl hat mir in meinem Leben keine Rede gegeben, die ich auf einem Parteitag oder im Bierzelt gehalten habe.

Wirklich?

Özdemir: Ja. Da habe ich zwar auch immer wieder Glücksmomente mit Standing Ovations erlebt, aber den speziellsten Moment mit einer unglaublichen Gänsehaut hat mir das Neckarstadion geschenkt. Die VfB-Fans haben ihn mir geschenkt. Der VfB hat das Spiel dann auch gewonnen, aber ich war mit meinen Gedanken die ganze Zeit bei dem, was gerade passiert ist. Auf dem Sterbebett werde ich mich eines Tages an diesen Moment erinnern. Eine engere Bindung zum VfB und zu seinen Fans kann es gar nicht geben.

Zu welchem VfB-Spieler haben Sie denn die engste Bindung?

Özdemir: Mein erstes Autogramm war von Hansi Müller. Vom schönen Hansi, dem Liebling vieler Mädels in meiner Klasse. Später habe ich ihn einmal am Rande eines Heimspiels kennengelernt. Politisch ist Hansi Müller gar nicht auf einer Linie mit uns Grünen, er ist ja bei der CDU und ein erklärter Windkraftgegner. Aber ich habe für mich beschlossen, dass er das Idol meiner Jugend ist und dass mir das keiner kaputt macht. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir unsere VfB-Ikonen respektieren und anerkennen müssen. Leider findet diese Haltung bei der heutigen VfB-Führung offensichtlich nicht ungeteilte Zustimmung, wenn ich an dem Umgang mit Guido Buchwald denke. Ich finde es unvorstellbar, wie mit ihm umgesprungen wurde. Einmal saß ich auf einem Podium mit Guido. Ich bin nun wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber in diesem Moment wollte ich ihm einfach nur zuhören. Wie er davon erzählt hat, gegen Maradona zu spielen - da fehlen dir selbst als Politiker die Worte.

Aufsichtsratsmitglied Wilfried Porth sieht das offenbar anders.

Özdemir: Dass sich jemand wie Wilfried Porth traut, Guido Buchwald so unflätig zu beschimpfen, ist schon ein starkes Stück. Er hat sich und dem VfB damit keinen Gefallen getan. Zumal er im Folgeinterview die Möglichkeit gehabt hätte, die Sache aus der Welt zu schaffen. Stattdessen hat er das Gegenteil gemacht und noch einmal nachgelegt. Das spricht schon für sich. Ich bin nun wirklich kein Bayern-Fan, aber wenn ich daran denke, wie der Verein mit Legenden wie Gerd Müller umgeht, dann wünsche ich mir einen solch respektvollen Umgang auch beim VfB. Ich wüsste nicht, wer eine höhere Fußballkompetenz besitzt als unsere Legenden. Da würde ich erstmal zuhören, wenn sie etwas zu sagen haben. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass einer unserer Ex-Spieler schon mal Daimler erklärt hat, wie sie Autos bauen sollen. Wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Wie beurteilen Sie denn generell die Entwicklung beim VfB rund um den Rücktritt von Präsident Wolfgang Dietrich?

Özdemir: Ich war ehrlicherweise nie ein Fan von Wolfgang Dietrich. Schon früher zu seinen Stuttgart-21-Zeiten nicht und auch beim VfB nicht. Aber Fairness muss sein: Es wäre unfair zu sagen, dass er alles falsch gemacht hat. Und es wäre unfair, ihn für alles verantwortlich zu machen, was schiefgelaufen ist. Wenn er so gerne von der Einstimmigkeit der Entscheidungen gesprochen hat, heißt das auch, dass sich noch ein paar andere Herren an die eigene Nase fassen müssen. Nur alles auf Dietrich abzuladen, ist mir zu einfach. Aber ich gebe zu, dass ich mich immer wieder an die Zeiten unter Erwin Staudt zurückgesehnt habe. Staudt war für mich der VfB-Präsident der Herzen. Mit ihm habe ich mich auch persönlich gut verstanden, wir waren sogar mal zusammen unterwegs, als der VfB ein Pokalspiel in Babelsberg hatte.

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Sie waren ja selbst bei der jetzt für immer berühmten Mitgliederversammlung vor Ort. Mit welchem Gefühl sind Sie an diesem Tag aus dem Stadion gegangen?

Özdemir: Erstmal war ich überrascht, dass der VfB tatsächlich keinen Plan B auf Lager hatte. So etwas sollte einfach nicht passieren. Ich habe in meiner Laufbahn als Politiker erlebt, dass es immer mal wieder Pannen geben kann, aber normalerweise hat man dafür dann einen Plan B in der Hinterhand. Nach der Mitgliederversammlung war mir ziemlich klar, dass sie zum Rücktritt von Wolfgang Dietrich führen würde. Die Situation war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu retten. Ich hätte es ihm gegönnt, sich einen besseren und versöhnlicheren Abgang zu verschaffen und selbst die Konsequenzen zu ziehen. Er hat sich jedoch für einen anderen Weg und eine andere Wortwahl zum Abschied entschieden. Die einzig positive Erkenntnis der Mitgliederversammlung war, dass die Dietrich-Kritiker starke und fundierte Reden hielten.

Hatten Sie das nicht so erwartet?

Özdemir: Wenn ich ehrlich bin, hatte ich große Angst, dass es sehr aggressiv und verletzend werden würde. Ich bin aus Bad Urach gekommen und habe beinahe an jeder Brücke die "Dietrich-Raus"-Plakate gesehen. Ich hatte Sorge, dass es unter die Gürtellinie gehen würde. Umso beeindruckter war ich dann von den Reden. Ganz überwiegend haben es die Redner geschafft, ihre Beiträge in so einer anständigen Art und Weise vorzutragen, dass es diejenigen, die pro Dietrich waren, zum Nachdenken anregen musste.

Wie geht es jetzt weiter?

Özdemir: Wir müssen den Blick jetzt nach vorne richten und schauen, dass wir nicht zum HSV des Südens mutieren, wie es ein Redner formuliert hat. Leider ist da etwas Wahres dran. Man muss sich allein mal vor Augen halten, wie oft der VfB in der Amtszeit von Angela Merkel den Trainer gewechselt hat, da sind wir auf jeden Fall Rekordhalter. Der Verein suchte nach seiner verlorenen Identität. Wofür steht der VfB? Ich konnte das lange Zeit auch nicht mehr beantworten. Jetzt haben wir einen spannenden neuen Trainer mit einer spannenden Spielidee, das ist unheimlich erfrischend. Das hatten wir vielleicht seit den Zeiten des magischen Dreiecks nicht mehr.

Das ist eine gefühlte Ewigkeit her.

Özdemir: Man merkt, wie dankbar alle Fans dafür sind, dass jemand da ist, der eine Idee hat. Viele Jahre stand uns als Fans die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, jetzt wendet es sich hoffentlich gerade ganz langsam zum Positiven. Hoffentlich wird der VfB die Rückschläge, die unweigerlich kommen werden, diesmal mit Geduld aushalten und dem eingeschlagenen Weg treu bleiben. Und hoffentlich können alle Fans in einiger Zeit wieder mit stolzgeschwellter Brust durchs Land reisen und sagen: Hey, ich bin Fan vom VfB Stuttgart.

Wenn man sich die 30.000 verkauften Dauerkarten oder die Bilder der Karawane Cannstatt vor dem ersten Heimspiel anschaut, sind das auch gute Zeichen.

Özdemir: Der Funke ist spürbar übergesprungen. Auch wenn ich an die Reaktion der Fans auf Maxime Awoudjas unglückliches Debüt denke, die VfB-Fans sind eine Bank. Wie stand es in der Kurve: Die einzige Konstante sind wir Fans. So ist es. Der VfB kann stolz auf diese Unterstützung sein und muss sie zu schätzen wissen. Diese Fankultur ist gerade in diesen Zeiten, in der das Fußballgeschäft manchmal absurde und irrsinnige Züge annimmt, unbezahlbar. Wenn ich im Ausland bin, können es die Leute nie verstehen, wie der VfB in der 2. Liga über 50.000 Zuschauer ins Stadion lockt. Darum wird der VfB weltweit beneidet.

Glauben Sie, dass die dringend benötigte Demut inzwischen Einzug gehalten hat? Wenn man an den etwas arg inszenierten Trainingsauftakt denkt, könnte man Zweifel bekommen.

Özdemir: Ich glaube nicht, dass so eine Entscheidung aus der sportlichen Führung kommt.

Nein, bestimmt nicht. Aber sie ist dennoch bezeichnend.

Özdemir: Es kann keinen Zweifel daran geben, dass der VfB erstmal Demut walten lassen sollte. Die Zeit der vollmundigen Ankündigungen muss vorbei sein. Es ist doch ohnehin nicht die schwäbische Art, große Töne zu spucken. Unsere schwäbische Art ist das Understatement. Darauf sollte sich der VfB besinnen und Erfolge auf dem Platz für sich sprechen lassen.

Thomas Hitzlspergers Standing ist Messias-like, wie auch auf der Mitgliederversammlung zu sehen und zu hören war. Woher rührt das?

Özdemir: Als der Name Hitzlsperger fiel, waren alle plötzlich euphorisch. Für mich zeigt es eine tiefe Sehnsucht der Fans. Eine Sehnsucht nach den Werten, für die Thomas Hitzlsperger steht. Und eine Sehnsucht danach, dass endlich wieder der Fußball im Mittelpunkt steht und keine skurrilen Debatten.

Würde aus Ihrer Sicht Jürgen Klinsmann als Vorstandsvorsitzender Thomas Hitzlsperger und Sportdirektor Sven Mislintat perfekt ergänzen?

Özdemir: Ich habe immer gesagt, dass der VfB dringend mehr fußballerischen Sachverstand braucht. Dieser hat in den vergangenen Jahren am meisten gefehlt und muss stärker wertgeschätzt werden. Natürlich ist der VfB auch ein Wirtschaftsunternehmen, aber der Kern dieses Unternehmens ist die Fußball-Mannschaft. Jürgen Klinsmann ist zweifelsohne eine schwäbische Legende. Er genießt sowohl national als auch beispielsweise in Großbritannien ein extrem hohes Ansehen. Er gehört zu den beliebtesten Deutschen im Ausland und hat viel für das Ansehen unseres Landes getan.

Jürgen Klinsmann 2015

Und er ist in der Region verwurzelt.

Özdemir: Seine Eltern besitzen bis heute ihre Bäckerei. Die Familie Klinsmann verkörpert genau diese Bescheidenheit und diese Schaffe-schaffe-Häusle-baue-Mentalität, die es jetzt braucht. Jürgen Klinsmann ist ein sehr schöner Name für diesen Posten, er muss aber nicht der einzige Name sein. Aber die Richtung ist definitiv die richtige. Eigentlich müsste ja erst einmal ein neuer Präsident oder eine Präsidentin gewählt werden und dann würde der Vorstandsvorsitzende dran kommen.

Sollte der VfB jemanden wie Jürgen Klinsmann als Vorstandsvorsitzenden installieren, könnte das Präsidentenamt repräsentativer angelegt sein. Wie berührt waren Sie von der kleinen "YesweCem"-Bewegung, die zuletzt aufgekommen ist?

Özdemir: Es war natürlich eine große Ehre für mich als VfB-Fan, dass andere VfB-Fans sich diese Rolle für mich vorstellen können. Es geht aber nicht um mich. Der VfB ist größer als jede einzelne Person. Es geht darum, dass die Struktur als Gesamtkunstwerk richtig aufgestellt wird. Es muss gewährleistet sein, dass nicht die eine Abteilung die andere blockiert, es muss insgesamt passen. Die neue Aufstellung muss zukunftsfähig sein und sicherstellen, dass der VfB mittelfristig wieder eine gute Rolle in der Bundesliga spielen kann. Wie gesagt, fußballerischer Sachverstand wäre nötig. Und davon besitzt die eine oder der andere sicherlich noch mehr als ich. Außerdem habe ich ja gerade einen Job, den ich sehr gerne mache, und vielleicht kann ich den Verein ja auch auf andere Weise unterstützen.

Gab es denn eine Kontaktaufnahme seitens des VfB?

Özdemir: Nein, von Vereinsseite nicht. Aber wenn ich durch Stuttgart laufe, werde ich oft von Fans darauf angesprochen. Das freut und ehrt mich.

Aber Ihre Lebensplanung würde ein Amt beim VfB jetzt nicht ausschließen?

Özdemir: Man sollte sehr vorsichtig sein, Dinge im Leben kategorisch auszuschließen. Ich zitiere da gerne aus dem Neuen Testament, dort sagt Jesus: So seid nun nicht besorgt um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.

Herr Özdemir, vielen Dank für das Gespräch.

Özdemir: Ich danke. Wissen Sie eigentlich, dass ich auch mal einen Artikel im Sportbereich geschrieben habe?

Nein, wann war das?

Özdemir: Es war für eine Jubiläumsausgabe der Financial Times Deutschland. Politiker aus allen Parteien wurden eingeladen, ein Ressort zu übernehmen. Alle haben sich um den Politikteil geprügelt und ich konnte mir den Sport krallen. Wann habe ich als Politiker schon einmal die Chance, den Sportteil einer Tageszeitung zu gestalten? Es war ein Geschenk. Dafür habe ich eine Hommage an Cacau geschrieben. Auch da musste es ein VfB-Thema sein. Der VfB begleitet mich täglich, und wenn ich nur mit der VfB-Tasse im Verkehrsausschuss sitze. Verkehrsminister Scheuer meinte schon zu mir, ob ich ihn damit provozieren wolle. (lacht)

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